Leverkusen – Das Corona-Infektionsgeschehen in Leverkusen bleibt weiter bedrohlich. „Auch wenn die aktuellen Inzidenzzahlen leicht rückläufig sind, kann nicht von einer realistischen Entspannung der pandemischen Lage ausgegangen werden“, schreibt die Stadt in ihrer aktuellen Covid-19-Lagebewertung. Wie sich nun herausstellt, verzichtet der Medizinische Dienst in Leverkusen künftig in vielen Fällen auf Anrufe bei möglicherweise Infizierten – und kontaktiert sie deshalb jetzt auch auf anderen Wegen.
So soll die Kontaktaufnahme „schwerpunktmäßig schriftlich erfolgen“, teilt die Stadt mit. Bisher wurden Kontaktpersonen von Neuinfizierten stets durch städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angerufen und über eine mögliche Ansteckung und die Anordnung einer Quarantäne informiert. In vielen Fällen bleibt das künftig aus, jedoch nicht in allen, erläuterte Stadtsprecherin Britta Meyer dem „Leverkusener Anzeiger“: Insbesondere im Fall einer Covid-19-Ansteckung mit der hochvirulenten Variante Omikron oder eines positiven Tests sollen gefährdete oder infizierte Personen so umgehend wie möglich per Telefon kontaktiert werden.
„Nicht mehr möglich“
In anderen Fällen werden Betroffene „über verschiedene Kommunikationskanäle“ informiert, sagte Meyer: „Per E-Mail, per Post, aber auch telefonisch.“ Keinesfalls soll es durch den Umstieg auf E-Mails und Informationsbriefe dazu kommen, dass Personen erst Tage nach einer angesagten Quarantäne über eine entsprechende Anordnung informiert werden – also nicht effektiv an einer Weiterverbreitung des Virus gehindert werden.
Die Stadt Leverkusen beabsichtigt mit dem Schritt demnach, Ressourcen freizuräumen für die besonders dringlichen Fälle. Nach wie vor alle abzutelefonieren, sei „aufgrund der hohen Anzahl an Infektionen nicht mehr möglich“, wenn die Lage kontrollierbar bleiben soll, sagte Meyer. „Das Personal gibt das bei der Inzidenz nicht mehr her.“ Darüber hinaus sollen Betroffene auf der städtischen Webseite künftig verkürzte Frage-Antwort-Listen finden, in denen die wichtigsten Informationen schnell zu erfassen sind.
Kein klares Ausbruchsgeschehen
Der Sieben-Tage-Inzidenzwert der Corona-Infektionen war am Freitag um nur fünf Punkte rückläufig und betrug 327, die Zahl der Neuinfektionen stieg von 75 auf 94. Ein klares Ausbruchsgeschehen ist nach Informationen der Stadt derzeit nicht zu erkennen, vielmehr gibt es vielerlei Quellen. Im Lagebericht genannt werden: Schulen – 111 Kinder und drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 36 Schulen sind infiziert – und Kitas, haushaltsübergreifende und Mitarbeiterkontakte, Impfdurchbrüche, noch immer der mehrere Wochen zurückliegende Karnevalsbeginn, Cluster aufgrund von privaten und betrieblichen Feiern sowie Cluster in einer Flüchtlingsunterkunft.
44 Prozent der Infizierten in Leverkusen sind 30 Jahre alt oder jünger, ein Drittel ist 31 bis 50 Jahre alt, nur ein Prozent aller Fälle – acht Infektionen sind dies – betrifft Menschen ab 81 Jahren.
In Pflegeeinrichtungen und -diensten sind inzwischen mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Pflegebedürftige mit dem Coronavirus infiziert: 16 erkrankte Angestellte stehen sieben Klienten gegenüber. Aktuell laufe ein Hilfeleistungsantrag der Stadt zur Einbindung der Bundeswehr bei der Durchführung von Corona-Tests bei Besucherinnen und Besuchern.
Das Klinikum Leverkusen berichtet derweil von 20 Covid-19-Patientinnen und Patienten in seiner Behandlung, davon insgesamt fünf sowohl jüngere als auch ältere Menschen auf der Intensivstation. Die Verantwortlichen schreiben im Lagebericht: „Bezeichnend ist, dass auf der Normalstation die Jungen, die schwer erkrankt sind, alle ungeimpft sind. Der Jüngste ist unter 30 Jahre.“
Viele Intensivplätze von Infizierten belegt
Das St.-Remigius-Krankenhaus in Opladen beobachtet derweile eine „deutliche Verschiebung von der Isolierstation auf die Intensivstation“. Auf fünf von zehn Behandelte trifft das zu, womit inzwischen mehr als die Hälfte der neun zur Verfügung stehenden Intensivplätze mit Corona-Kranken belegt ist.
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„Damit sind Verschiebungen von Operationen – insbesondere großer Eingriffe, bei denen die Patienten über ein, zwei Tage intensivmedizinisch überwacht werden müssen – wahrscheinlich geworden“, schreibt das Krankenhaus. Dies werde täglich neu entschieden. Rund zwei Drittel der stationären Covid-Patienten sei ungeimpft.
Mit einem Start des städtischen Impfangebots in den Luminaden in Wiesdorf sei in der nächsten Woche zu rechnen, teilt die Stadt mit. Impfungen sollen jedoch ausschließlich nach Terminvergabe verabreicht werden.