Leverkusen – Wer wusste, dass am Freitag Olaf Scholz bei Bayer erwartet wurde, sah es dem Carl-Duisberg-Park und den Grünflächen an: Alles kurz zuvor frisch und ordentlich gemäht – aber das war nicht das Wichtigste.
Bei Bayer und im Chempark gibt es auch ohne Kanzlerbesuch schon strenge Sicherheitsregeln. Akkreditierungen für Journalisten mussten vier Tage im Voraus eingereicht werden, damit die Personen genau überprüft werden konnten.
Am Freitag herrscht an der Kaiser-Wilhelm-Allee besonderer Alarm. Jede Menge Polizei steht schon vor der Ankunft an der Konzernzentrale, dazu der Werkschutz und Personenschützer. Angeführt von einem Polizeiwagen trifft der Tross von fünf Limousinen und Kleinbussen um 13.40 Uhr ein, fährt zur Tür der Konzernzentrale, wo der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann ihn in Empfang nimmt.
Schnell verschwinden sie und die Entourage in der Zentrale, Chauffeure und Personenschützer bleiben davor stehen. Eine knappe Stunde herrscht Ruhe, Polizisten machen ein Gruppenbild, bekommen Essenspakete. Denn die Unterredung in der Konzernzentrale dauert rund 20 Minuten länger als geplant.
Die Kaiser-Wilhelm-Allee ist eine öffentlich gewidmete Straße, man kann sich dort frei bewegen, selbst wenn der Kanzler kommt. Ein Mann spaziert vorbei und sagt: „So ein Aufwand ist nötig! Den Job möchte ich nicht haben.“
Neue Anspannung bei den Personenschützern zeigt an, dass es weitergeht. Hinter der Glasfassade erkennt man, dass sich der Kanzler ins Gästebuch einträgt, er lächelt dabei. Ohne Zeit zu verlieren steigen Scholz und Baumann in ihre eigenen Autos – wohl auch aus Sicherheitsgründen fahren sie getrennt über die Allee und gelangen über Tor 11 ins Werk zum Richtfest der neuen Produktionsanlage.
Dort ist die Stimmung ebenfalls angespannt, kurz bevor sich der Tross nähert. Drei Fotografen müssen beim „Chef vom Dienst“ des Richtfestes intervenieren, damit sie in der schmalen, von den übrigen Festgästen abgetrennten Gasse bleiben dürfen, durch die später der Kanzler, der Bayer-Vorstand und die Betriebsratsvorsitzende zum Podium gehen. Als nach den Ansprachen zum Gruppenbild gebeten wird, ist die Stimmung kurzzeitig lockerer. Aber nur, solange die Rückfahrt nicht ansteht. Ein Personenschützer steht vor der rechten hinteren Tür der gepanzerten Kanzler-Limousine, als Scholz die Anzugjacke auszieht, bevor er sich in den Fond setzt. Danach geht weiter. Mit ein paar Kleintransportern zwischen den Limousinen des Bundeskanzlers und des Bayer-Chefs.