Probierwerk OpladenGründerideen im Wettbewerb präsentiert
Leverkusen – Das einjährige Bestehen des Probierwerks Leverkusen feierten Start-ups, Unternehmer und das Wirtschaftsministerium NRW am Donnerstag mit dem ersten Werks-Pitch. Wer meint, mit dem Begriff Pitch nichts anfangen zu können, der denke einfach an die „Höhle der Löwen“. Denn wie auch in der Vox-Sendung müssen hierbei Start-ups ihr Unternehmen in Leverkusen in vier Minuten präsentieren.
Und ähnlich wie im Fernsehen saßen im Probierwerk in drei großen Ohrensesseln auch Juroren, die im Anschluss vier Minuten lang Fragen an die Unternehmensgründer stellten. Die Unternehmer-Preisträger Christiane Kuhn-Haarhoff, Harry Voges und Natalie Kühn bewerteten die Innovativität des Pitchs, den Markt, den Kundennutzen ihres Produkts und die Persönlichkeit der Gründer.
Zukunft in Nachhaltigkeit
Die innovative Moderne des Probierwerks wird schon im Eingangsbereich deutlich. Ganz den Klischees über Start-ups entsprechend sind die Sofas im Foyer aus Euro-Paletten zusammengebaut, es wird sich geduzt und aus allen Ecken leuchten technische Spielereien auf riesigen Flachbildschirmen auf.
Die Zukunft liegt mehr denn je in der Nachhaltigkeit, das hat auch My Fair Network verinnerlicht. Dieses Start-up prangert an, dass häufig 86 Prozent der Wertschöpfung eines Produkts in den Konsumländern bleiben, weshalb die Region mit den Rohstoffen nicht weiter in sich investieren kann und nicht selten zu wenig nachhaltigen Methoden greift. Am Beispiel Kaffee führt das etwa in Kolumbien zu Bodenzerstörung, Waldrodung und anhaltender Verarmung der Bevölkerung.
Christian Buchwald und Till Reimann steuern dagegen, indem sie ihren Kaffee auch dort rösten und verpacken, wo er wächst. Das machen sie zur Zeit nur in Kolumbien, streben aber für die Zukunft die Erschließung weiterer Regionen an. Denn je weiter sie ihre Kaffeeproduktion verteilen, desto mehr wird ihre Produktkette, die schon jetzt mit dem Fair-Chain-Zertifikat ausgezeichnet ist, stabilisiert.
Eine App für Pralinen
Dagegen trat Eddie Gashi an. Sein Firmenname Chocofini ist vielen Leverkusenern wegen des gleichnamigen Cafés, dass Gashi acht Jahre lang in Wiesdorf führte, bekannt. Ein Münchener Gast bedauerte einmal, dass er in der Heimat nicht an Gashis Pralinen komme und pflanzte dem Unternehmer damit eine Idee in den Kopf. Nach dreijähriger Entwicklungszeit ist nun die App Chocofini auf dem Markt, die Pralinenboxen individuell zusammenstellen kann, Fotos und Texte einfügt und nach ganz Deutschland liefert.
Als der dritte Wettbewerber im Probierwerk schloss sich der Düsseldorfer Anselm Zebner von Evolute an. Seine App soll die Kommunikation zwischen Endverbrauchern und Produktherstellern vereinfachen. In seinem Fall in der Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche.
Zur Zeit schicken 98 Nutzer, in diesem Fall Handwerker, Bewertungen direkt an die Produktmanager der Herstellerfirmen wie Wolf und Rothenberger. Während das Start-up in den Anfängen noch von Geldern der Herstellerfirmen lebt, die im Gegenzug nützliche Features freischalten können, liegt die Zukunft der Einnahmen in Werbung, die ideal auf ihre Kundengruppen zugeschnitten werden kann.
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Jurorin Nathalie Kühn hakte mit einem Tipp ein: „Warum einen englischen Unternehmensnamen für einen deutschen Markt? Der Name sollte nicht zu erklären sein.“ Trotzdem schaffte Zebner es bis jetzt, ohne Marketing auszukommen. Hier liegt auch das Ziel seines Pitchs: Zu den Gewinnen zählte ein Gutschein für ein Marketing-Seminar. Seine Idee ging auf, denn wegen der Innovativität seines Produkts und Konzepts stimmten die Juroren und das Publikum für ihn an erster Stelle ab.
Start-up außer Konkurrenz
Außer Konkurrenz stand ein viertes Start-up, das am Pitch teilnahm: Topikon von Dominik Enzenauer. Denn dieses Tool für Abstimmungen hat schon finanzielle Unterstützung sicher. Bei Events wie dem Pitch am Donnerstagabend wird deutlich, wie das „Start-up-Ökosystem“, wie der Leiter des Probierwerks Benjamin Schulz das Projekt nennt, neben Büroräumen oder Einzelarbeitsplätzen auch mit Inhalten unterstützt: Networking mit Leverkusener Mittelständlern steht bei ihnen ganz oben auf der Agenda.