„Projekt ist lebensgefährlich“Leverkusener Lungenfacharzt warnt vor Autobahnausbau
Leverkusen – Schon jetzt ist das Leverkusener Kreuz eins der meist befahrenen in Deutschland. Werden A1 und A3 verbreitert, könnten noch mehr Fahrzeuge durch Leverkusen fahren. Norbert Mülleneisen, Lungenfacharzt aus Rheindorf, warnt jetzt eindringlich vor dem Projekt.
So ist Mülleneisen der Meinung, dass die Problematik „eskaliert“: „Die Luftverschmutzung nimmt zu. Es wird schlechter und schlechter.“
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Feinstaub belastet die Atemwege. Nicht nur die Teilchen an sich stellen ein Gesundheitsrisiko dar, es können sich auch gefährliche Stoffe wie Schwermetalle oder Krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) an deren Oberfläche anlagern, informiert das Bundesumweltamt auf seinen Seiten. Gemessen an den in der EU geltenden Grenzwerten seien in Deutschland insbesondere die Konzentrationen von Stickstoffdioxid und Feinstaub noch immer zu hoch, betont selbst die Behörde.
Doppelt so hohes Risiko
Husten, Auswurf, Luftnot: Mülleneisen sieht die Beschwerden tagtäglich in seiner Praxis. Er müsse im Vergleich zu anderen Ärzten „doppelt so viele Leute“ wegen akuter Verschlechterung ihrer Lungenkrankheit ins Krankenhaus einweisen. Es sei wissenschaftlich gut belegt, dass Menschen in der Nähe von Autobahnen überproportional häufiger an Asthma leiden. „Wenn Sie neben der Autobahn wohnen, können Sie auch gleich eine Zigarettenpackung am Tag rauchen“, formuliert er deutlich und zieht als Fazit: „Das Projekt ist lebensgefährlich.“
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Wütend macht ihn die soziale Dimension: Wer es sich leisten könne, wohne nicht an der Autobahn. Das Problem betreffe die, die eh schon wenig haben. An der Adresse seiner Patienten könne er erkennen, welche Erkrankung sie haben, behauptet der Lungenarzt. Seiner Meinung nach könnten auch Elektroautos nicht helfen, man habe ja dann immer noch den Reifenabrieb.
Auch der amtierende Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wie auch Axel Friedrich, promovierter Chemiker und früherer Chef der Abteilung Lärm und Verkehr im Umweltbundesamt, warnen vor den Auswirkungen des Feinstaubs. Allerkleinste Partikel seien lungengängig, überwinden die Blut-Hirn-Schranke, machten Kinder ebenso krank wie Alte. Bei Kindern steige das Risiko für Hirnstörungen wie ADHS, bei älteren Menschen werde sehr viel öfter Alzheimer beobachtet. In Leverkusen, genauer gesagt an der Messstation in Manfort, wurden mitunter bis zu 50.000 kleinste Partikel pro Kubikzentimeter Luft ermittelt. Als Vergleichswert: Peking liege unter 30.000 Partikeln, hieß es bei der Messung vor zwei Jahren. (mit tk)