Leverkusen – Sie hoffen auf viele Unterschriften: Am 10. Juni wollen Bürgerinnen und Bürger, Politikerinnen und Politiker nach Berlin fahren. Ziel: Bundesverkehrsministerium. Dort sollen die Unterschriften aus dem Rheinland übergeben werden – als Protest gegen den Autobahnausbau.
Was wird am 10. Juni geplant?
Zwei Busse fahren um 4 Uhr in Leverkusen ab, weitere Bürgerinnen und Bürger fahren privat. Ziel: Invalidenstraße 44 in Berlin. Das ist die Adresse des Dienstsitzes von Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Dort wollen sie Protestunterschriften, die in den vergangenen Monaten gesammelt wurden, überreichen. Dass der Bundesminister die Unterschriften höchstpersönlich in Empfang nehmen wird, ist unwahrscheinlich, heißt es. Weiterhin sind in Berlin Guerillaaktionen geplant, die für Aufmerksamkeit sorgen sollen. Welche es sind, soll noch geheim bleiben, sagt Arthur Horvath, der die Kampagne für die Stadt organisiert hat.
Wer engagiert sich da eigentlich?
Vor allem die Anrainer des Ausbaus sind aktiv, viele Menschen, die rund um das Kreuz Leverkusen oder entlang der A3 wohnen. Hier stellen wir einige vor.
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Wogegen wird genau protestiert?
In Leverkusen sollen in den kommenden Jahren bis Jahrzehnten die Autobahnen ausgebaut werden. Die Behörde Autobahn-GmbH spricht von „einer der größten und herausforderndsten Baumaßnahmen Nordrhein-Westfalens in den nächsten beiden Jahrzehnten“. Hier erklären wir nochmal grundsätzlich, was in drei Bauabschnitten geplant ist:
Erster Bauabschnitt: A1-Rheinbrücke
Zuerst wird die A1-Rheinbrücke erneuert, da sie marode ist und ihre Sperrung drohte. Bei laufendem Verkehr wird neben der aktuellen Brücke die erste neue Brückenhälfte errichtet, hier sind die Arbeiten bereits im Gange. Ist sie fertig, soll der Verkehr über diese neuen Spuren fließen, während das alte Brückenteil abgebrochen wird: An ihrer Stelle wird die zweite Hälfte errichtet. Beide Hälften werden dann die Doppelbrücke bilden, voraussichtlich soll sie 2027 fertig sein.
Dritter Bauabschnitt: Kreuz Leverkusen ausgebaut und A3-Spuren erweitert
Diese Arbeiten sollen direkt nach Fertigstellung der Rheinbrücke starten, der zweite Bauabschnitt folgt zuletzt. Das Autobahnkreuz Leverkusen soll ausgebaut werden, da sich der Bau höher befindet, müssen auch höhere Lärmschutzwände her. Sehr dicht an die Wohnbebauung rückt das Kreuz vor allem bei Bürgerinnen und Bürgern Im Eisholz und in der Schleswig-Holstein-Siedlung.
Zum dritten Bauabschnitt zählt auch der Ausbau der A3 zwischen der Ausfahrt Leverkusen-Zentrum und Leverkusen-Opladen (und darüber hinaus bis nach Hilden) von sechs auf acht Spuren – hinzurechnen muss man hier noch die Ab- und Auffahrtspuren und die Standstreifen. Auch hier muss die Lärmschutzwand erhöht werden, zusätzlich soll ein Bauweg neben die Autobahn kommen, damit Fahrzeuge der Autobahn-GmbH an alle Stellen gelangen. Dieser Weg ist für die Anrainer nicht nutzbar.
Zweiter Bauabschnitt: Ausbau der A1-Stelze
Zu guter Letzt soll auch der Bauabschnitt zwei fertig gestellt werden: Die A1 soll zwischen dem Kreuz Leverkusen-West/der Rheinbrücke und dem Kreuz Leverkusen ebenfalls mehr Fahrspuren erhalten. Die Autobahn GmbH präferiert den oberirdischen Ausbau der A1, das ist billiger und schneller umzusetzen. Das bedeutet: Die Stelze, die bislang durch die Stadt führt, soll verbreitert werden. Die Alternative wäre ein Tunnel, der die A1 unter der Stadt bis zum Autobahnkreuz hindurchführt. Bei seinem Treffen von Volker Wissings Staatssekretär Oliver Luksic mit Oberbürgermeister Uwe Richrath im April hat es Signale gegeben, dass die Tunnellösung doch noch geprüft werden könnte. Das Ergebnis dieser Bewertung soll im Herbst 2022 vorliegen, heißt es.