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Prozess in KölnLeverkusener Paar soll Kinder über Jahre missbraucht haben

Lesezeit 3 Minuten
Der Eingang des Amts- und Landgerichts Köln in der Luxemburger Straße

Vor dem Kölner Landgericht hat der Missbrauchsprozess gegen ein Paar aus Mathildenhof begonnen.

Ein heute 46-Jähriger und seine viel jüngere Gefährtin vergingen sich an jungen Mädchen, lautet der Vorwurf.

Es dauert eindreiviertel Stunde, die Anklage zu verlesen. Mehr als 50 Fälle sind aufgelistet, und die betreffen nur den Mann. Jens U. und seine heutige Ehefrau Nicole T. (Namen geändert) haben nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft über acht Jahre junge Mädchen immer wieder sexuell missbraucht. Dabei soll Nicole T. Mädchen aus ihrer Familie zum Beispiel ausgezogen und angefasst haben. Das geschah vor einer Kamera. Hinter der stand der Angeklagte.

Darüberhinaus hat Jens U. nach Überzeugung der Ankläger immer wieder junge Mädchen angeschrieben und dazu verleitet, intime Fotos von sich zu machen. Oft baute er ein Bedrohungsszenario auf, um den Widerstand seiner Opfer – manche waren noch keine 15 Jahre alt, also Kinder – zu brechen. Der Leverkusener war zu dieser Zeit bereits über 30 Jahre alt. Seine Partnerin, die er kurz zuvor auf einem Online-Portal kennengelernt hatte, war nicht sehr viel älter als die Opfer: Als der Missbrauch begann, war die Gefährtin gerade 18.

Drohkulissen machten Kinder gefügig

„Bleib brav, und es nimmt ein gutes Ende.“ So und so ähnlich sprach Jens U. die Mädchen im Chat an. Alles haben die Ermittler ausgewertet. Auch, dass der viel ältere Mann davon redete, dass Fotos veröffentlicht werden könnten. Dass „hohe Tiere“ ihre Finger im Spiel hätten und den Mädchen extrem schaden könnten. Auch ein Vater oder Lehrer waren Teil von Drohkulissen. In einem Fall hieß, eine Freundin befinde sich in der Gewalt von Entführern.

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„Irgendwie ist das Erpressung“, bemerkte eines der Mädchen. Tat aber dann doch, was der Mann verlangte. „Mehr Bein zeigen“, das war noch eine der harmlosesten Aufforderungen an die Kinder. Heraus kamen nicht nur kinderpornographische Fotos, sondern auch Videos. Auf den Rechnern des Paares wurden mehr als 1400 Kinderpornos entdeckt. Längst nicht alle hatten sie selbst hergestellt.

Zwischendurch führte der Mann eine offenbar normale Ehe

Verstörend ist, dass der heute 46 Jahre alte Mann zwischendurch eine andere Frau geheiratet hatte und mit ihr ein Kind hat. Die hatte er ein paar Jahre früher auf demselben Portal kennengelernt, 2010 ging das Paar eine Ehe ein, Anfang 2012 wurde die Tochter geboren. Sie ist mit dem Down-Syndrom geboren; Kontakt gibt es nicht mehr. Die Ex-Frau hat auch wieder ihren ursprünglichen Namen angenommen. Sie tut offenbar alles, um das Kapitel Jens U. aus ihrem Leben zu löschen. Das endete offiziell im Jahr 2015 mit der Scheidung. Seit die Anklage im Raum steht, gebe es überhaupt keinen Kontakt mehr, sagte der Angeklagte am Montag. Dabei wohnen beide in Mathildenhof.

Aus dem Lebenslauf des Angeklagten wird deutlich, dass seine Mittäterin viele Jahre nebenbei präsent war. Auch die angeklagten sexuellen Missbräuche fallen in die Zeit, in der Jens U. offiziell mit der Frau zusammen war, die er zunächst heiratete. Am Montag bezeichnet der Angeklagte seine Komplizin als „meine große Liebe“. Im Mai 2018 wurde das offiziell; das Paar heiratete auf Schloss Morsbroich, im kleinen Kreis. Vier Jahre später wurde ein Sohn geboren.

Dass der 46-Jährige unter sexuellen Störungen leidet, ist offenkundig. Sie werden am Montag vor der 2. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts angesprochen – aber hinter verschlossenen Türen.