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Rhein in LeverkusenCurrentas Wasserrecht ist seit zwei Jahren ausgelaufen

Lesezeit 3 Minuten
Leverkusen Rhein Kormoran

Ein Kormoran sitzt auf einem Schifffahrtszeichen am Rheinufer in Wiesdorf. Im Hintergrund ist der Chempark Leverkusen zu sehen.

Leverkusen – Früher war’s ein Verwaltungsakt ohne irgendwelches Aufhebens: Bayer brauchte Wasser, also bekam es der Konzern. Schließlich war der Rhein einer der Gründe, warum die Farbenfabrik überhaupt von Barmen nach Wiesdorf umgezogen war. In diesen Tagen ist das anders:

Es steht ein neues Genehmigungsverfahren an. Und im Licht der Katastrophe vom 27. Juli wird das Wasserrecht, das der heutige Chempark-Betreiber Currenta von der Kölner Bezirksregierung verlängern lassen will, gänzlich anders bewertet. Paul Kröfges und Matthias Schmitt sind Wasser-Experten beim NRW-Landesverband des Bund Umwelt- und Naturschutz Deutschland und melden sich im gerade angelaufenen, öffentlichen Behördenverfahren zu Wort. Sie verlangen von der Bezirksregierung, dass sie die Wasserrechte von Currenta nicht einfach erneut verlängert, sondern diesmal „eine übergreifende Gesamtbetrachtung der Wasseransprüche in der Rheinregion“ anstellt.

Einer der größten Einleiter des Landes

Umso mehr, als der Chempark-Betreiber auch für das dritte Niederrhein-Werk in Uerdingen Wasserrechte hat, die gelegentlich fortgeschrieben werden sollen. Damit ist die frühere Bayer-Tochter „einer der größten Wassernutzer und Einleiter am Rhein in NRW“, so der Hinweis von Kröfges und Schmitt.

Zwei Jahre ohne Rechtsgrundlage

Seit Mai 2020 ist das Wasserrecht für Currenta in Hitdorf schon ausgelaufen. Das sagte BUND-Experte Matthias Schmitt am Mittwochabend im Forum. Auch das Recht, im Chermpark Dormagen viele Millionen Kubikmeter dem Rhein zu entziehen, gelte nicht mehr: Die Vereinbarung mit der Kölner Bezirksregierung habe eine Laufzeit bis Ende Oktober 2021 gehabt. Er frage sich daher, „auf welcher Rechtsgrundlage der Betrieb eigentlich läuft“, so Schmitt.

Die erneuerten Wasserrechte sollen für Hitdorf und Wiesdorf 30 Jahre währen, für Dormagen 20 Jahre. (tk)

Allein für Leverkusen und den schräg gegenüber liegenden Chempark Dormagen summierten sich die Wasserrechte auf Entnahmen von mehr als 350 Millionen Kubikmeter im Jahr, ergaben die Recherchen der BUND-Experten. Das sehen sie kritisch: Tatsächlich sei in den vergangenen Jahren dem Rhein viel weniger Wasser entnommen worden. Prognosen der Produzenten im Chempark fielen „unter Datenschutz und sind uns nicht zugänglich“, so Kröfges und Schmitt. Dabei sei der tatsächliche Wasserbedarf maßgeblich, eine Bevorratung durch viel weitergehende Entnahmerechte sei „grundsätzlich unzulässig“ und deshalb „nicht genehmigungsfähig“, sagen die Naturschützer.

Es geht wohl ums Verdünnen

In ihren Augen ergeben die stark überdimensionierten Rechte ausschließlich aus Sicht von Currenta Sinn: So könne der Chempark-Betreiber genügend „Verdünnungswasser“ zapfen, um zu stark belastetes Abwasser aus den Werken in der Bürriger Kläranlage auf zulässige Werte zu bringen. Das geschehe offenbar in den großen Stapeltanks, die nach Currenta-Angaben zur „Vergleichmäßigung und Mengenanpassung“ des Abwassers aus dem Chempark benötigt werden.

Nach der Explosion und dem Großbrand am Bürriger Sondermüllofen erwiesen sich diese Tanks indes als Segen. Viele tausend Kubikmeter Löschwasser-Mix wurden monatelang dort gelagert, nach und nach über die Kläranlage und Aktivkohle-Filter in den Rhein abgelassen. Was dabei in den Strom gelangte, aus dessen Uferfiltrat das Trinkwasser ganzer Landstriche bis nach Rotterdam gewonnen wird, ist seit Dezember Gegenstand lebhafter Diskussionen. Wie große Mengen des in der EU mit einem Vertriebsverbot belegten Insektengifts Clothianidin ins Wasser gelangen konnten, ist bis heute nicht geklärt.

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Allerdings ist schon im Normalbetrieb die Rhein-Belastung aus dem Klärwerk erheblich: In den mehr als 50 Millionen Kubikmetern, die pro Jahr abgelassen werden, sind nach BUND-Berechnungen mindestens 255.000 Tonnen Salz. Die Fracht mit problematischen perfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) liege mit täglich 700 Gramm um den Faktor 20 über dem nordrhein-westfälischen Orientierungswert. Alles Gründe, die Wasserrechte von Currenta diesmal kritisch zu hinterfragen.