Schlacht um Pharma-FirmaBiofronteras Gründer soll zurück nach Leverkusen kommen
Leverkusen – Die Schlacht um die Macht bei Biofrontera ist um ein Kapitel reicher: Diesmal geht es um die Besetzung des Aufsichtsrats. Für dessen Besetzung liegen plötzlich drei Vorschläge auf dem Tisch.
Sie werden auf der nächsten außerplanmäßigen Hauptversammlung der Pharma-Firma am Dienstag, 23. August, abgestimmt. Kaum ein Dreivierteljahr nach dem mühsamst mit Hilfe eines Mediators gefundenen Frieden ist das Ringen um den Ameluz-Hersteller erneut in vollem Gange.
Zours' schlechtes Angebot
Ihren Anfang nahm die neue Auseinandersetzung im Übernahmeangebot von Wilhelm Zours. Dem Heidelberger Unternehmer gehören inzwischen 30,1 Prozent der Biofrontera-Papiere. Jetzt will er sie alle – der Vorstand und die Mehrheit des Aufsichtsrats empfiehlt aber den Aktionären, die Offerte nicht anzunehmen. Nicht nur, weil Zours mit 1,18 Euro den am Stichtag geltenden Kurs um gerade einen Cent überboten hat: Das Angebot liegt auch weit unter dem, was die Manforter AG mal wert war. Und aus Sicht ihrer Führung auch nach wie vor ist.
Auf der Hauptversammlung werden aber nicht nur die Konsequenzen gezogen aus dem Ergebnis des kompletten Übernahmeangebots. Dort soll auch über die Besetzung des Aufsichtsrats abgestimmt werden. Aus dem ist die Finanzprofessorin Franca Ruhwedel im Februar ausgeschieden. Das war ein Vierteljahr, nachdem – das war Teil der Mediationsvereinbarung – Zours an die Spitze des Aufsichtsgremiums gewählt worden war. Erst eine ganze Zeit später wurde bekannt, dass Zours wieder einmal gegen Biofrontera vor Gericht ziehen will. Wohlgemerkt, gegen das Unternehmen, an dem er gut 30 Prozent der Aktien hält und dessen oberster Kontrolleur er ist.
Ein Gewährsmann im Aufsichtsrat
Neben sich selbst hat Zours mit Heikki Lanckriet eine Person im Biofrontera-Aufsichtsrat, die vom Vorstand als Gewährsmann des Heidelbergers geführt wird. Daraus entstand dann der Plan, den Aufsichtsrat um eines auf fünf Mitglieder zu verkleinern. Dann wäre das Zours-Lager in der Minderheit geblieben. Das wollte der Großaktionär nicht: Er schlägt der Hauptversammlung vor, Karin Lergenmüller in den Aufsichtsrat zu wählen. Die Professorin wird vom Vorstand ebenfalls als Gewährsfrau von Zours eingeschätzt. Damit gäbe es ein Patt bei Biofronteras Kontrolleuren.
Maruho funkt dazwischen
Inzwischen ist die Situation noch komplizierter geworden. Der mit rund 23 Prozent zweitgrößte Aktionär, die deutsche Niederlassung der japanischen Pharma-Firma Maruho, schlägt mit weiteren Anteilseignern vor, Biofronteras Gründer Hermann Lübbert in den Aufsichtsrat zu berufen. Also den Mann, der in seiner Zeit als Vorstandschef von Zours heftig bekämpft worden war und der sich – und das ist der wichtigste Teil der Mediationsvereinbarung – aus Deutschland zurückgezogen hat, um sich an der Spitze der inzwischen komplett selbstständigen US-Tochter Biofrontera Inc. der weiteren Eroberung des wichtigsten Marktes zu widmen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Dass Biofrontera mit Ameluz ein Hautkrebs-Präparat mit sehr großem Potenzial herstellt, gerät angesichts der nicht enden wollenden Grabenkämpfe um die Macht gern in Vergessenheit.