Schule der ZukunftDas macht Leverkusen mit acht Millionen Euro aus dem Digitalpakt
- Acht Millionen Euro will die Stadt Leverkusen in die Digitalisierung ihrer Schulen investieren.
- Wie die Ausstattung in der praktischen Anwendung gestaltet wird, bestimmen die Schulen selbst.
- Auch soziale Aspekte spielen in dem Programm eine wichtige Rolle.
Leverkusen – Wie sieht die Schule der Zukunft aus? Knapp acht Millionen Euro kann die Stadt Leverkusen aus dem vom Bund finanzierten Digitalpakt zur Digitalisierung von Schulen abrufen. Georg Eiteneuer, seit 1998 im Fachbereich Schulen für EDV-Themen zuständig, begleitet die Schulen auf diesem Weg – wir haben mit ihm und Fachbereichsleiterin Carolin Maus darüber gesprochen, was sich künftig in den Bildungseinrichtungen ändern soll.
Herr Eiteneuer, wie sind unsere Schulen aktuell digital aufgestellt?
Georg Eiteneuer: Wir haben alle weiterführenden Schulen und zwei Grundschulen an das Glasfasernetz angeschlossen. Andere Grundschulen haben zum Teil Kabelanschlüsse, einige liegen aber in schwer zu erschließenden Gebieten. In den nächsten zwei Jahren wollen wir alle Schulen am Glasfasernetz haben. Das ist ein enormer Kraftakt, der durch das Breitbandprojekt von Land und Bund finanziert wird.
Zur Umsetzung des Digitalpakts haben sie einen umfangreichen Leitfaden vorgelegt. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse daraus?
Eiteneuer: Die Grundsätzen haben wir über die Jahre entwickelt. Die Hauptfrage war: Was machen die Schulen, was machen wir hier? Wir sind ein Stück einmalig in Leverkusen. Die Stadt hat eine prima Größe, um alles noch einigermaßen überblicken zu können. Aber doch groß genug, dass man vieles sinnvoll zentralisieren kann.
Was ist nun der nächste Schritt?
Eiteneuer: Wir werden sukzessive alle Schulen in das zentrale Rechenzentrum der IVL (Informationsverarbeitung Leverkusen) einbringen. Bei den Berufskollegs haben wir bereits angefangen, die dezentralen Server abzubauen. Wir wollen die Schulen so weit wie möglich vom Support entlasten. Die Schulen sind überfordert damit, die neue Technik auch richtig zu administrieren, dafür braucht es Spezialisten, die wir dann in unserem Rechenzentrum finden.
Was soll außerdem mit dem Geld aus dem Digitalpakt passieren?
Carolin Maus: Das müssen im Grunde die Schulen selbst festlegen. Um gefördert zu werden, muss jede Schule ein eigenes technisch-pädagogisches Konzept beim Land vorlegen. Ich finde das auch sinnvoll. Die Schule muss sagen: Das brauchen wir. Es nutzt ja nichts, wenn wir uns gute Gedanken machen, und das am Nutzer vorbeigeht.
Wie sieht es mit der materiellen Ausstattung an den Schulen aus?
Eiteneuer: Wir haben Schulen in den letzten Jahren sukzessive ausgestattet, das wird vom Digitalpakt jetzt beschleunigt. Es gibt Schulen, die mit Hilfe von Fördervereinen schon viel erreicht haben, die haben wir dabei auch unterstützt. Insgesamt haben wir zum Beispiel etwa 100 digitale Tafeln gekauft und angebracht. Das ist allerdings auch sehr schulindividuell, viele wollen keine interaktiven Tafeln, sondern eher etwas zum Präsentieren in der Klasse. Smart-TVs werden kommen, auch Medienwagen, auf denen kompakt alles drauf ist.
Maus: Softwareentwickler sagen: „Wir können Ihnen nicht sagen, ob Sie in zehn Jahren noch alle ein Smartphone haben. Wahrscheinlich nicht.“ Dann wird es ganz andere Möglichkeiten geben. In dem Moment, in dem wir ausstatten, sind wir sozusagen schon wieder „veraltet“. Wir müssen einfach möglichst flexibel sein.
Flexibel heißt auch, dass Schüler ihre Geräte von zu Hause mitbringen können und sollen?
Eiteneuer: Das System, das wir jetzt aufbauen, ist grundsätzlich darauf ausgelegt, dass Dritte egal welches Gerät an der Schule nutzen können. Natürlich auch im Hinblick auf Datensicherheit.
Und die Kinder, die kein eigenes Gerät haben?
Eiteneuer: Das fangen wir dadurch auf, dass ausreichend schuleigene Geräte zur Verfügung stehen, die genutzt werden können.
Maus: In dem Zusammenhang muss ich sagen, dass ich die Reaktion der Schulleiter ganz fantastisch fand. Wir haben gesagt, dass wir uns bei Schulen, die aus eigener Kraft mehr leisten können, etwa durch Sponsoren und Fördervereine, eher zurückhalten werden, als bei Schulen in anderen sozialen Gefügen. Das ist sehr gut angekommen. Das heißt nicht, das irgendeine Schule nicht bedacht wird. Aber Bildungsgerechtigkeit ist unser ganz großes Ziel.
Wie geht es jetzt weiter?
Eiteneuer: Ich bin jetzt ein bisschen nervig für die Schulen, dass die Anträge kommen. Wir müssen so schnell wie möglich ausschreiben, um vernünftige Angebote zu bekommen und nach Möglichkeit in den Sommerferien anfangen können. Die Handwerker haben schon jetzt genug zu tun. Und unsere Zeitfenster sind sehr gering.
Maus: Bis Ende 2021 wollen wir das Geld aus dem Digitalpakt über Anträge vollumfänglich abgerufen haben. Die Umsetzung wird dann etwa bis 2025 dauern.
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Sitzt dann jeder Schüler im Unterricht vor einem Tablet?
Maus: Die Frage ist ja, ob das Tablet dann noch aktuell ist. Es wird sicherlich virtueller werden. Deswegen haben wir gesagt: Der Raum muss all das bieten, dass auch ein neues Endgerät unterstützt und kompatibel ist. Die Schüler müssen ja mit dem fit für den Beruf gemacht werden, was auch aktuell in den Firmen genutzt wird. Unser Ziel ist, dass die Schulen nicht mehr sagen: „Wir würden ja gerne, aber...“ – Das ist der schlechteste Satz für eine Schule.