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Nach SpendenDiese Hündin hilft der schwerkranken Sissy Fischer aus Leverkusen im Alltag

Lesezeit 4 Minuten
Die 29-jährige Leverkusenerin Sissy Fischer mit ihrer Australian Shepherd Assistenzhündin im Wohnzimmer.

Die Leverkusenerin Sissy Fischer konnte sich mit einer Spendenaktion einen Assistenzhund anschaffen.

Für die erkrankte Leverkusenerin Sissy Fischer ging ihr Wunsch nach einem Assistenzhund, der sie unterstützt, Heiligabend 2021 in Erfüllung.

Sissy Fischer leidet am Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS), einer erblich bedingten Bindegewebserkrankung, bei der eine Stoffwechselstörung vorliegt. Die 29-Jährige erklärt, dass das Bindegewebe bei gesunden Menschen alles im Körper zusammenhält. Bei EDS-Betroffenen ist dieses jedoch brüchig und instabil, sodass sich die Krankheit vor allem durch überdehnbare Gelenke, chronische Schmerzen und beschädigte innere Organe und Gefäße äußert.

„Meine Körperbatterie ist nur noch bei 20 Prozent. Ich kann dadurch nicht alleine duschen, kann den Haushalt nicht machen, kann kein Auto fahren.“
Sissy Fischer

Neben dem Ehlers-Danlos Syndrom leidet Fischer an einer Störung des autonomen Nervensystems, wodurch bei ihr überdurchschnittlich oft Kreislaufprobleme und Schwindel auftreten – ein normaler Alltag ist für sie kaum noch zu bewältigen. „Meine Körperbatterie ist nur noch bei 20 Prozent. Ich kann dadurch nicht alleine duschen, kann den Haushalt nicht machen, kann kein Auto fahren.“ Unterstützung dabei erhält sie von ihrer Mutter und einer Pflegekraft.

Um dennoch eine tägliche Routine aufrechtzuerhalten, kam ihr im vergangenen Jahr der Gedanke, sich einen Assistenzhund anzuschaffen. Die Kosten eines solchen Tieres liegen zwischen 10.000 und 12.000 Euro und werden nicht von der Krankenkasse getragen. Darum hat sie letztes Jahr in der Weihnachtszeit einen Spendenaufruf im Internet gestartet, um ihr die finanzielle Bürde zu erleichtern – der Leverkusener Anzeiger berichtete.

Besonderes Weihnachtsgeschenk an Heiligabend

„Bereits nach zwei Wochen und auch noch genau an Heiligabend war das Geld zusammen, ich habe nicht damit gerechnet und konnte es nicht fassen – was für ein Weihnachtsgeschenk. Ich danke allen von Herzen, die sich an der Spendenaktion beteiligt haben“, sagt Sissy mit Tränen in den Augen.

Und es sollte noch mehr Glück folgen: nur drei Monate nach ihrem Spendenaufruf zog im März Australian Shepherd Menja (Name geändert) bei ihr ein – normalerweise stehe man für einen Assistenzhund mindestens ein Jahr lang auf der Warteliste. Menja wurde von klein auf zum Assistenzhund ausgebildet und ist mittlerweile elf Monate alt. Sissy übernimmt unter Anleitung einer Hundetrainerin und regelmäßiger Trainingsstunden die Ausbildung ihrer Hündin selbst.

Die 29-jährige Sissy Fischer übt mit ihrer Assistenzhündin im Wohnzimmer das Pfote-geben.

Die 29-jährige Sissy Fischer übt mit ihrer Assistenzhündin.

Es gibt dabei Unterschiede zum normalen Hundetraining: Menja kennt zum Beispiel keine Bälle und übt auch nicht mit ihnen, damit ihr Jagdtrieb nicht gefördert wird. Das hat einen wichtigen Grund: Als Assistenzhund soll sie nicht auf Tauben oder andere Hunde reagieren, sondern sich ganz auf ihr Frauchen konzentrieren.

Darüber hinaus trainiert Sissy ihrer Hündin Kommandos nicht auf Deutsch, sondern auf einer anderen Sprache an. Auch hier liegt die Bedeutung darin, dass Menja lernt, sich speziell auf Sissy zu fokussieren: „Sie ist ein sehr hübscher und zutraulicher Hund. Beim Gassigehen kommen daher oft Menschen auf Menja zu und geben ihr manchmal auch Kommandos. Damit sie darauf nicht reagiert, erziehe ich sie in einer anderen Sprache.“

Assistenzhund und Freizeit

„Aber sie darf doch auch Hund sein?“, wird die 29-Jährige dann oft von Passanten gefragt. Sissy erklärt, dass Menja natürlich erst einmal ein ganz normaler Hund ist: „Sie darf spielen und wird ausgiebig gekuschelt. Sie ist gerade in der Pubertät und verhält sich da wie jeder andere Hund – man muss ihr nach dieser Zeit alles neu beibringen.“ Dennoch muss Menja schrittweise lernen, Sissy bei Problemen im Alltag und insbesondere bei Notfällen zu helfen.

Eine wichtige Aufgabe, die Menja momentan übt: Sissys Medikamente an einem versteckten Ort zu finden und ihr zu bringen. Assistenzhunde können EDS-Betroffene aber noch weiter unterstützen. Dazu gehören Türen öffnen, Jacken und Socken aus- und anziehen, und sie können beim Gehen stabilisieren. Zudem können die speziell ausgebildeten Hunde wahrnehmen, wenn der Puls einer Person ansteigt und gleichzeitig der Blutdruck absackt, was in der Regel zur Bewusstlosigkeit führt und auch bei Fischer durch eine Störung des autonomen Nervensystems öfter vorkommt.

Assistenzhündin Menja wird somit neben der Unterstützung bei alltäglichen Hürden einer EDS-Betroffenen vor allem für den Ernstfall ausgebildet. Ihre Reaktion bei ersten Anzeichen eines Schwächeanfalls können für Sissy lebensrettend sein: „Menjas Verhalten vermittelt mir dann, mich umgehend hinzusetzen und auszuruhen – sie ist im Prinzip mein Schutzengel.“