Schwierige Suche nach den GründenWarum hat Leverkusen eine so hohe Inzidenz?
Leverkusen – Keine andere Stadt oder kein anderer Kreis in Nordrhein-Westfalen hat am Montag so eine hohe Sieben-Tage-Inzidenz gehabt wie Leverkusen: 255. Damit ist die Stadt nicht nur Spitzenreiter in NRW, auch liegt sie an achter Stelle bundesweit.
Thomas Eusterholz, Augenarzt in Rheindorf und Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) in Leverkusen, sieht in den hohen Inzidenzen ein Beleg, dass „wir noch nicht aus der kritischen Phase sind“, auch landesweit nicht. Er kritisiert die Informationspolitik auf Bundesebene, das viele Hin und Her bei den Bestimmungen und Informationen, das habe nicht zu Verständnis geführt, die Bevölkerung sei nach wie vor „verunsichert“. Die Menschen bräuchten eine Perspektive und Sicherheit, dazu müsse es einen Fahrplan geben, bundesweit und auch längerfristig.
Wie sich die hohen Inzidenzen auf die Situation in den Kliniken auswirkt, erklärt Dr. Stefan Reuter, Infektiologe am Klinikum: „Auf der Normalstation erleben wir tendenziell den gleichen bundesweiten Trend rückläufiger Fallzahlen.“ Allerdings geht die Zahl der auf der Intensivstation zu behandelnden Personen nicht zurück und liegt am Montag bei zwölf. Nach wie vor gelte, so Reuter, dass im Vergleich zur zweiten Welle mehr jüngere Patienten behandelt werden. Die Hälfte der Patienten auf der Intensivstation sei jünger als 59 Jahre. „Es sind gar nicht viele Patienten, die wir neu aufnehmen müssen, allerdings handelt es sich um eine Reihe junger Menschen, die teils schwer an Covid-19 erkranken und teilweise über Wochen auf der Intensivstation liegen. Auf diese Weise bleiben einzelne Intensivbetten deutlich länger belegt und Entwicklungen einer Abnahme der Fallzahlen kommen dort mit Verspätung zum Tragen.“
Am Ende der Quarantäne wird nocheinmal getestet
Eine eindeutige Antwort darauf, warum sich die Infektionszahlen in Leverkusen so deutlich vom Rest des Landes unterscheiden und gegen den Trend sogar wieder steigen, gibt es nicht. Dr. Martin Oehler, Leiter des städtischen Gesundheitsamtes, sagte zuletzt, dass es keine größeren Ausbrüche gegeben habe. Er führte eine starke Verbreitung der ansteckenderen, britischen Variante und eine striktere Testpraxis als mögliche Begründungen auf. Demnach werde in Leverkusen jede Person nach 14-tägiger Quarantäne mit einem PCR-Test getestet, das werde etwa in Köln nicht gemacht. Hier würden immer noch viele Fälle von zuvor nicht positiv Getesteten erfasst. Wie viele das genau sind, kann derzeit nicht beziffert werden.
Ausdrücklich handelt es sich aber nicht um Zweittestungen von zuvor bereits positiv Getesteten, diese fließen nicht in die Statistik ein. Sondern um Kontaktpersonen von positiv getesteten, die am Ende der Quarantäne selbst positiv sind.
Lesen Sie hier, wie Leverkusen die hohe Inzidenz drücken will
Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach hatte zudem gesagt, dass durch die hohen Fallzahlen die Kontaktnachverfolgung schwierig sei und Infektionsketten mitunter zu lange nicht erkannt und unterbrochen werden könnten.
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Aktuell bereitet die Stadt eine sozialraumbezogene Karte zur Entwicklung der Inzidenzzahlen vor. Auf dieser Grundlage wird der Krisenstab auf das Land zugehen und die Zuteilung von Impfstoff-Sonderkontingenten beantragen, um schwerpunktbezogene Impfungen durchführen zu können. Auch eine Verschärfung des geltenden Maßnahmen wird diskutiert, etwa ein „Verweilverbot“ in besondersfrequentierten Bereichen.