Spekulatiusrallye in HitdorfStollen, Sekt und eine Atemmaske
Leverkusen – Am Tag vor Nikolaus werden noch einmal die Stiefel schön blank geputzt und dann abends vor die Tür gestellt. Wenn man brav war, ist der Schuh am nächsten Morgen gefüllt mit allerlei Leckerbissen. Das gilt normalerweise aber nur für Kinder. Eine Nikolaus-Überraschung der etwas anderen Art bereiteten am Wochenende die Mitglieder des Hitdorfer Geselligkeitsvereins Seniorinnen und Senioren: 85 ältere Menschen im Stadtteil erhielten eine prall gefüllte Tüte.
Die „Spekulatiusrallye“ gründet auf einer Tradition des Vereins, die zuletzt Anfang der 90er Jahre begangen wurde: Die Senioren wurden mit Spekulatius und Wein bedacht – und die Rallye gewann der Verteilende, der nach Abschluss der Runde zuerst an der Theke landete. In den Folgejahren etablierte der Geselligkeitsverein seine „Altenfeier“, zu der zuletzt 364 betagte Gäste bei Kaffee und Kuchen zum Nikolausplausch kamen.
Nikolaustüte statt Kaffeetafel
In diesem Jahr ist so vieles anders. Und auch ein derartig umfassendes Kaffeetrinken ist wegen des Coronavirus nicht möglich. Menschen ab 60 Jahren gehören zudem zur Risikogruppe und müssen besonders beschützt werden – was allerdings leider auch heißt, dass viele vereinsamen.
Um zumindest einigen Menschen ab 74 eine Freude zu bereiten, beschloss der Verein, die Spekulatius-Aktion wiederzubeleben. Zu der Spende eines unbekannten Sponsors legten die Mitglieder selbst noch zirka 350 Euro.
„Wir haben dieses Jahr nur Verluste gemacht“, erzählt Siggi Kleinschmidt, Vorsitzender des Vereins. „Aber wir wollten auch nicht betteln gehen. Die Sponsoren und Geschäftsleute haben es ja derzeit selber schwer.“ Mit den zusammengekratzten Mitteln war es den Ehrenamtlichen möglich, 85 Tüten zu befüllen. Es mussten also ebenso viele Senioren ausgelost werden, die dann das Glück hatten, mit einer der Tüten beehrt zu werden. Drin sind für jeden Sekt, Tee, weitere Köstlichkeiten und natürlich die namensgebende Packung Spekulatius. Dazu kommt – ein 2020er-Dauerbrenner – eine Atemschutzmaske. Diese wurden von Christian und Sandra Göres genäht, der Karnevalstruppe des Vereins, die sonst um diese Zeit an den Kostümen für die Session sitzen würden.
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Margret und Rainer Gintrowski sind zwei der sechs Nikoläuse, die am Samstagmorgen von Tür zu Tür fuhren. Die Besuche waren eine Überraschung, daher sind gar nicht alle zu Hause anzutreffen. Dennoch: „Man hat das Gefühl, dass die älteren Herrschaften nur darauf warten“, berichtet Margret Gintrowski. „Gerade in dieser bedrückenden Zeit freut man sich ja dermaßen über so eine Aufmerksamkeit und dass mal einer dran gedacht hat“, ergänzt ihr Mann Rainer.
Die beiden sind, anders als ihre motorisierten Kollegen, an diesem eiskalten, sonnestrahlenden Tag auf dem Fahrrad unterwegs. „Rein biologisch!“ kommentiert Rainer Gintrowski fröhlich und deutet auf seinen kleinen Radanhänger.
Die persönliche Begegnung ist den Mitgliedern der Nikolaustruppe wichtig. Wer nicht angetroffen wird, bei dem wird es später noch einmal versucht. So wurde so manchen Überraschten ein seliges Lächeln ins Gesicht gezaubert.