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Müllberge und ZerstörungDer TuS Rheindorf kämpft mit Vandalismus und schlägt Alarm

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Der Vorstand des Tus Rheindorf klagt über Vandalismus.

Leverkusen-Rheindorf – „Hier spielen wir seit vier Jahren nicht mehr drauf“, sagt Bernd Jonen mit Blick über den weitläufigen, schönen Rasenplatz auf der Sportanlage an der Deichtorstraße. „Wir hatten mal 25 Jugendmannschaften, jetzt sind es gerade einmal zwei", erzählt der Leiter der Fußball- und Jugendabteilung des TuS Rheindorf. Grund dafür ist der anhaltende Vandalismus, mit dem die Vereinsmitglieder zu kämpfen haben. Die Anlage ist von mehreren Seiten frei zugänglich und dient mittlerweile für so manche Freizeitbeschäftigung.

Deshalb hat sich der Sportverein nun in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Uwe Richrath und die Leverkusener Stadtverwaltung gewandt und um Unterstützung gebeten. Alleine könne man die Situation nicht in den Griff bekommen und sei auf Hilfe seitens der Stadt angewiesen. Die andauernde Zerstörungswut jugendlicher Gruppen, die an den Wochenenden auf der Anlage feiern, ihren Müll hinterlassen und Gegenstände wahllos kaputt machen, bedrohe inzwischen sogar die Existenz des Vereins.

Leichtathletikabteilung hat vor Zuständen „kapituliert"

„Das Hauptaugenmerk unseres Platzwarts liegt auf der Müllentsorgung und nicht auf der Pflege des Rasens", berichtet Herbert Rörig. Er leitet die Fußballabteilung im Alt-Herren-Bereich und muss mit ansehen, wie immer mehr Mitglieder ihrem Verein in Rheindorf den Rücken kehren. „Die Leichtathletikabteilung war einmal ein wichtiger Baustein der Kinder- und Jugendarbeit – und jetzt ist keiner mehr da", erzählt er. Eine gesamte Abteilung des Vereins habe vor den Zuständen „kapituliert". Der Rasen werde inzwischen von vielen Hundebesitzern als Hundeklo genutzt, der Mittelkreis diente schon als Grillplatz.

Nach einer langen Umbauphase der Sporthalle sei man auf Vereinsseite überglücklich, wieder Indoor-Sport betreiben zu können. Die Mitgliederzahlen seien zuletzt, auch wegen der Corona-Pandemie, stark zurückgegangen. Die frisch renovierte Halle werfe nun ein gutes Licht auf die Abteilung des Vereins. Anders sieht es im unmittelbaren Umfeld aus. Der angrenzende Ascheplatz verkomme immer mehr zum Party-Spot für Jugendliche.

Spiel- und Trainingsbetrieb nur noch schwer aufrecht zu erhalten

Zerschnittene Tor-Netze, Glasscherben, Drogenspritzen und blinde Zerstörungswut stünden auf der Tagesordnung. Ein Spiel- und Trainingsbetrieb sei für die Fußballabteilung nur noch schwer aufrecht zu erhalten. „Schiedsrichter pfeifen die Spiele zum Teil gar nicht erst an, weil die Netze kaputt sind oder das Grün auf das Spielfeld wächst", berichtet ein anderes Vorstandsmitglied.

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Die Auswechselbank beim Tus Rheindorf.

Das Szenario schrecke auch Kinder und potenzielle Trainer und Betreuer davon ab, eine Mitgliedschaft beim TuS Rheindorf abzuschließen. Engagierte Eltern ergreifen nach kurzer Zeit wieder die Flucht. Dazu komme, dass nahezu alle umliegenden Sportvereine bereits auf Kunstrasen spielen.

„Uns fehlt die Phantasie"

Engagierte Vereinsmitglieder haben nun in Eigenregie erste Renovierungen vorgenommen. So wurden unter anderem die Auswechselbänke und Dächer der Ersatzbankhäuschen erneuert und in neue Tor-Netze investiert. „Die Dächer haben fast 1600 Euro gekostet. Eigentlich wollten wir die Häuschen auch streichen, aber uns fehlt die Fantasie, dass sie dann auch so bleiben", sagt Bernd Jonen. Um neue Mitglieder zu generieren, soll das Angebot ausgebaut und in verschiedenen Sprachen formuliert werden.

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Auf der Sportanlage liegt jede Menge Müll.

Oberbürgermeister Uwe Richrath habe bereits reagiert und das Thema an die entsprechenden Fraktionen weitergeleitet. Die Stadt habe außerdem den kommunalen Ordnungsdienst beauftragt, in regelmäßigen Abständen an der Anlage vorbeizuschauen. Die Vereinsmitglieder wollen eine Umzäunung des Ascheplatzes erreichen, um die Anlage zukünftig vor der Zerstörungswut zu schützen.

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Heike Bunde ist 1. Vorsitzende des Vereins und sitzt für die SPD im Leverkusener Stadtrat. Sie betont die Wichtigkeit des Vereins in diesem Teil von Rheindorf: „Wir sind wohnortnah und unsere Mitgliedsbeiträge sind moderat. Außerdem leisten wir hier wichtige Integrationsarbeit im Stadtteil." Sie hat eine Begehung der Anlage mit der Bezirksbürgermeisterin in die Wege geleitet, um auf das Thema aufmerksam zu machen und betont: „Ich lasse da nicht locker!"

Für Bernd Jonen muss etwas geschehen, um den Fortbestand der Fußballabteilung zu sichern: „In den Osterferien wurde jeden Tag ein anderes Netz kaputt gemacht. Wie soll das weitergehen?" Der Zugang zur Anlage dürfe nur noch für Vereinsmitglieder und den Schulsport möglich sein. Anders könne man den Müllbergen und der Zerstörungswut nicht Herr werden. Der Vorstand gibt sich kämpferisch und hofft, den Fokus in absehbarer Zeit wieder auf das Wesentliche legen zu können: den Sport.