Software-FehlerStadt Leverkusen versendet falsche Immunitätsbescheinigungen
Leverkusen – Jutta Herberg staunt nicht schlecht, als sie den Brief vom medizinischen Dienst der Stadt öffnet. Darin findet sie eine Immunitätsbescheinigung über eine überstandene Coronainfektion. „Ein Freifahrtsschein zum Einkaufen“, sagt Herberg. Nur: Sie war nie an Corona erkrankt. Und entsprechend ist sie auch nicht immun.
Zunächst denkt sie, es handele sich um ein Schreiben von Coronaleugnern, die falsche Bescheinigungen verschicken. Doch das Schreiben kommt nicht von Coronaleugnern, sondern wirklich vom Gesundheitsamt. Ein Systemfehler, vermutet Herberg. Folgendes war passiert: Ende März hatte Herberg in einer Apotheke einen positiven Schnelltest gemacht. Der darauffolgende PCR-Test allerdings war negativ, der Schnelltest also nachgewiesenermaßen falsch. Nach einem Telefonat mit dem Gesundheitsamt stellt sich raus: Sowohl der positive Schnelltest als auch der negative PCR-Test waren hier angekommen und vermerkt, keine Quarantäne, alles gut.
Falsch-positive Schnelltests
Eineinhalb Wochen später ruft das Gesundheitsamt erneut an und entschuldigt sich, dass es erst jetzt dazu komme, Frau Herberg in ihrer Quarantäne zu kontaktieren. „Diese Mitarbeiterin hatte nur die Meldung des positiven Schnelltests“, erzählt Herberg. Schon da habe sie sich darüber geärgert, wie planlos ihr Gegenüber war und nicht wusste, wo sie die Angaben nun überprüfen könne. „Erschreckend“, sagt Herberg. Auch das ließ sich dann aber klären, laut der Mitarbeiterin wurden die Angaben im System korrigiert. Für Herberg war die Sache damit erledigt. „So ein Fehler kann ja mal passieren.“
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Bis dann der Immunitätsnachweis per Post eintraf. Sie machten sich große Sorgen, dass viele solche Schreiben bekommen hätten, sagen Herberg und ihr Mann. Schließlich seien falsch-positive Schnelltests nicht so selten. Deswegen haben sie den Vorfall der Stadt gemeldet, die dem nachgehen wollte und Herberg bat, den falschen Bescheid einfach wegzuschmeißen.
Fehler mit Software
Die Stadt bestätigte nun auf Anfrage, dass es „aufgrund eines Auswertungsfehlers in Verbindung mit dem Datenbestand der Software SurvNet@RKI leider in einigen Fällen zu fehlerhaften Zusendungen gekommen“ sei. Teilweise seien auch Bescheinigungen „fälschlicherweise“ an Personen verschickt worden, die zwar einer Quarantäne unterlagen, aber nicht positiv getestet wurden. Hierbei handele es sich um rund 30 Fälle, so eine Stadtsprecherin. Die Stadt entschuldigt sich für den Fehler.
Jutta Herberg werde ihr Dokument „natürlich nicht nutzen“, sagt sie. Doch die Befürchtung bleibt, dass sie zwar brav zum Testen gehe, wenn Kleidungsläden und Restaurants wieder aufmachen, der Kunde neben ihr aber möglicherweise mit falscher Bescheinigung umherspaziere. Und andere infiziere.