Das Start-Festival der Bayer-Kultur beginnt in etwa vier Wochen – und wartet mit einigen Neuerungen und künstlerischen Statements auf.
Start-FestivalBayer-Kultur nimmt Musiker in die Mitte und sendet Botschaften aus Leverkusen
Knapp ein Monat muss noch ins Land ziehen, dann beginnt in Leverkusen das Start-Festival der Bayer-Kultur. Vom 13. April bis zum 19. Juni stehen zahlreiche Künstlerinnen und Künstler von mitunter internationalem Format auf der Bühne des Erholungshauses – viele von ihnen in die Kategorie „Star auf dem Sprung“ einzuordnen. Mindestens. Geschuldet ist das dem Konzept, mit dem Bayer vor einigen Jahren dieses Festival ins Leben gerufen und den traditionellen Ganzjahresbetrieb der Kultur aufgelöst hat.
Es geht darum, Menschen zu verpflichten, zu fördern und einem kulturbeflissenen Publikum zu präsentieren, die in zumeist jungen Jahren schon Akzente setzen konnten und jeweils ein personifiziertes Versprechen auf zukünftige Relevanz sind. Bar Avni, die begnadete Dirigentin der Bayer-Philharmoniker, ist eine dieser Künstlerinnen. Sie wird am Samstag, 25. Mai, um 19 Uhr mit ihrem Orchester im Erholungshaus auftreten – und das im Zusammenspiel mit einem, wenn man so will, Kollegen im musikalischen Freigeiste wie bezüglich der Bayer-Förderung: Giorgi Gigashvili.
Der in seinen Zwanzigern befindliche Pianist aus Georgien gilt als nächster Top-Akteur der internationalen Klassik-Szene. Und darüber hinaus. Denn: Gigashvili spielt mit den Genres, ist allen Grenzverschiebungen und Grenzüberschreitungen gegenüber nicht nur aufgeschlossen, sondern fordert und befeuert sie. Was auch der Plan ist für sein Zusammenspiel mit Bar Avni und den durch ihren Antritt im Jahre 2021 aus einer jahrelangen Lethargie aufgeweckten Philharmonikern. Ein weiterer Coup, der geplant ist und gelingen könnte: Bei diesem Konzert soll die israelische Dirigentin in der Mitte des im Kreis um sie herum platzierten Orchesters stehen und leiten. Das Publikum wiederum umschließt die Musizierenden von allen Seiten.
Festivalleiter Christoph Böhmke verspricht sich davon „ein noch intensiveres Musik-Erlebnis“, wie er betont. Für alle Beteiligten. „Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind noch näher an den Musizierenden dran, sehen deren Spiel und Mimik.“ Und auf Seiten des Orchesters könne sich niemand, im Gegensatz zur klassischen Anordnung, in einer hinteren Reihe verstecken. Denn es gebe ja streng genommen keine solche. Niemand gehe unter. Kurzum: Die Musik wird quasi allumfassend.
Start-Festival und Freiherr-vom-Stein-Gymnasium kooperieren
Eine weitere Neuerung ist eine Zusammenarbeit mit dem Schlebuscher Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Dessen Schülerinnen und Schüler sollen sich im Vorfeld einiger Veranstaltungen mit den Dingen auseinandersetzen, die auf der Bühne gezeigt und gespielt werden – und dem Publikum in den Minuten vor Konzertbeginn ihre Sicht der Dinge schildern. Eine Einführung ins Programm der besonderen Art ist das. Und ein Beispiel für Partizipation.
Mit Spannung erwartet wird auch das Gastspiel von Joshua Williams am Donnerstag, 23. Mai, im Erholungshaus. Er ist einer der neu verpflichteten und somit für die kommenden drei Jahre von der Bayer-Kultur zu fördernden Musiker. Und zwar als Tubist und somit Musiker, der ein eher abseitiges und selten im Fokus stehendes Instrument sein eigen nennt. Zudem mit einem Programm, das dank eines Ensembles aus drei weiteren Tubisten und einem Schlagzeuger tatsächlich auch abseitige Genres wie Hardrock, Techno und ungarische Tänze umfassen wird.
Was indes eine noch gewichtigere Rolle spielt: Williams ist US-Amerikaner aus Atlanta, studierte an der renommierten Juilliard School in New York. Und er ist Schwarzer. Sprich: Williams steht für eine Community, wie Christoph Böhmke sagt, die im europäischen Weltbild klassischer Musik bislang keine Rolle spielte. Sein Auftritt hat somit auch eine gesellschaftliche Relevanz und Dringlichkeit.
Weitere Künstlerinnen und Künstler, die das Start-Festival in diesem Jahr prägen sollen, sind der in Leverkusen geborene und in Italien lebende Tänzer Philippe Kratz, der nun erstmals als Choreograf in seine Heimat zurückkehrt (Sonntag, 2. Juni, 19 Uhr). Die deutsche Bühnenlegende Ute Lemper, deren Auftritt am Mittwoch, 8. Mai, mit dem WDR-Funkhausorchester allerdings schon ausverkauft ist. Die Tänzerinnen und Tänzer des Bundesjugendballetts (Samstag, 20. April, 19 Uhr). Oder das Manchester Collective, das Avantgarde-Musik mit Multimedia verknüpft (Dienstag, 7. Mai, 19 Uhr).
Eintrittskarten für die insgesamt 21 Veranstaltungen sind online und an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Das gesamte Programm des Festivals findet sich im Internet.
www.kultur.bayer.de/de/startfestival