Der Verein obsiegt in einem Nebenaspekt und hofft doch noch auf Gespräche mit dem Grundstückseigner.
Streit am Hitdorfer Waldsee dauert anAngelverein erringt kleinen Erfolg gegen Nils Glagau
Angler müssen geduldig sein, das weiß man. Ob in einem Streitfall die andere Seite auch solche Geduld aufbringt bei sturer Beharrlichkeit, ist eine andere Frage. Seit 16 Monaten hat der Hitdorfer Angelverein Waldsee die Kündigung seines Vereinsgeländes vorliegen, das der Langenfelder Unternehmer Nils Glagau vor drei Jahren erworben hat. Einer breiteren Öffentlichkeit ist er als ein Juror der Vox-Fernsehsendung „Höhle der Löwen“ bekannt, wo er mit anderen potenten Geschäftsleuten über die Ideen junger Startup-Unternehmen urteilt.
Anfang Oktober wurde die Kündigung des Pachtvertrages rechtswirksam. Doch der Angelverein hatte dagegen unter Verweis auf frühere Zusagen in einem persönlichen Gespräch mit Glagau unter Zeugen geklagt. Just zu dieser Zeit waren auf einmal die Schlösse an den Zugangstoren zum Vereinsgelände aufgebohrt und damit unbrauchbar gemacht worden.
Inzwischen kam es zu einem ersten Termin vor dem Amtsgericht Leverkusen. Mit einer einstweiligen Verfügung konnte der Verein dort seinen vorübergehenden Verbleib auf seinem Gelände bis zur Verhandlung in der Hauptsache durchsetzen. Wobei der Richter laut Vereinsvorstand das Vorgehen des prominenten Eigentümers gerügt haben soll. Inzwischen sind die zerstörten Schlösser an den Toren ausgetauscht worden, das Gelände wieder zugängig.
Dieser war selbst nicht bei Gericht erschienen, sondern hatte die Sache seinem Rechtsbeistand überlassen. Der viel beschäftigte Geschäftsführer der Langenfelder Orthomol GmbH und als Startup-Förderer seines Zweitunternehmens „Rock B(r)and“ hatte sich schon in einer Stellungnahme zur Kündigung des Angelvereins ganz auf einen formal-juristischen Standpunkt zurückgezogen: Die Kündigung sei frist- und formgerecht erfolgt. Verweigere sich der Verein, dies anzuerkennen, werde dies vor Gericht geklärt.
Was der Vereinsvorstand um Markus Stoffels kaum nachvollziehen kann. Das Verhältnis sei zu Beginn doch ganz aufgeschlossen und verständnisvoll gewesen. Er sei nach wie vor zum Dialog bereit und hoffe weiterhin auf eine Einigung, betont Stoffels. Leider vermisse er dazu bisher die Bereitschaft auf der anderen Seite.
Auf Distanz zum Party-Löwen
Bei den 140 Vereinsmitgliedern schwindet derweil die Hoffnung, die Stellung am See halten zu können. Man habe ja Verständnis gehabt, für die Wünsche des neuen Eigentümers, Abstand zu halten. Reinhard Patz erläutert von einer Wiese mit Blick über den See in Richtung Glagau-Anwesen, von welchen Angelplätzen der Verein sich inzwischen zurückgezogen hat, um zur Event-Location des Party-Löwen auf Distanz zu gehen und dessen Privatheit zu sichern.
Zwar herrsche auf ihrem Gelände, vor allem im Sommer, ein reges Treiben, an dem sich auch die Familien beteiligten. Doch sei die andere Seeseite, beim neuen Eigentümer, die eigentliche Partyzone. Und erst auf dessen Entgegenkommen hin, einer Absenkung der Pachtsumme und der Zusage, bleiben zu können, habe der Verein ordentlich weiter investiert.
Das Vereinslokal mit eigener Küche, Gastraum und überdachter Veranda, eine Waldhütte hinter einem Kinderplatz, Grillplätze und Wiesen zum Zelten zeugen vom geselligen Treiben beim Angelverein. Das nun dahinzusterben droht.
Gerade vorige Woche habe ein Freund ihm gesagt, das werde ja wohl nichts mehr mit dem Verein, wenn der jetzt rausflöge in Hitdorf, erzählt Tobias Schlich, der mit dem Vereinskollegen Justin Neuneier auf einer Wiese am See kleine Zelte für eine Übernachtung aufgespannt hat. Kleine Fluchten mit Gleichgesinnten in die Natur - ob die künftig noch so möglich sein werden?