Umzug von TMD FrictionWeltgrößtes Bremsbelagwerk kommt nicht ans Laufen
- 65 Millionen Bremsbeläge will TMD Friction jedes Jahr in Essen herstellen.
- Doch das größte Werk der Welt kommt nicht ans Laufen.
- Die alte Produktion in der Fixheide stopft die Lücke – vorerst bis Ende 2021.
- Unterdessen geht die Debatte um ein größeres Ersatzteillager in Hitdorf weiter.
Leverkusen – Viel länger als geplant dauert der Umzug von TMD Friction ins Ruhrgebiet. Inzwischen geht die Spitze des Bremsbelagherstellers in der Fixheide davon aus, die Verlagerung der Produktion nach Essen Ende 2021 abschließen zu können. Das wäre drei Jahre später als zuletzt geplant und sogar vier Jahre später als beim Beschluss, das Werk in der Fixheide aufzugeben und die Produktion in Essen zu konzentrieren. Dort baut TMD Friction das zum Konzern gehörende Rüttgers-Werk am Stadthafen erheblich aus und investiert dafür mehr als 50 Millionen Euro. Am Ende sollen dort 65 Millionen Bremsbeläge im Jahr hergestellt werden. Damit würde TMD Friction das größte Bremsbelagwerk der Welt betreiben.
Die Verlagerung nach Essen läuft schon seit geraumer Zeit. Von ursprünglich 970 Beschäftigten arbeiten nach jüngsten Angaben noch gut 500 an der Schlebuscher Straße. Gut die Hälfte von ihnen wird auch dort bleiben. Sie gehören zur Hauptverwaltung von TMD Friction, die ebenso in der Fixheide bleibt wie die Prüfabteilung für Beläge und das Entwicklungszentrum.
Die Hauptverwaltung bleibt
Angst um ihre Jobs mussten die Produktionsmitarbeiter nie haben. Stellen sollten im Verlauf des Umzugs nicht wegfallen. Weil aber der Weg nach Essen lang sein kann, suchten Betriebsart und Geschäftsführung nach Lösungen für die Betroffenen. Das dauerte recht lange und ging auch nicht ohne Reibereien. Bevor die Lösung unterschriftsreif war, mussten die Parteien gar die Einigungsstelle anrufen. Im Sozialplan vom Juli 2016 ist geregelt, dass älteren Beschäftigten eine Vorruhestandsregelung in Anspruch nehmen können.
Wer TMD Friction lieber verlassen wollte statt in Essen zu arbeiten, konnte mit einer Abfindung rechnen. Allzu viele waren das nach Angaben des Unternehmens nicht. Weitere Hilfen etwa für den Kauf eines neuen Autos, ein Bus-Pendeldienst nach Essen und eine Erstattung der Fahrtkosten hätten viele zum Bleiben bewogen.
Ein nicht ganz kleiner Teil der Belegschaft ist inzwischen auch umgezogen, wenn auch nur innerhalb der Stadt: Sein Ersatzteillager an der Siemensstraße hat TMD Friction in der früheren Rossmann-Halle in Hitdorf untergebracht. Wie berichtet, reichen die gut 14 000 Quadratmeter dort aber in Zukunft nicht. Mit Hilfe des Logistik-Spezialisten ITC soll die Halle um einen kaum kleineren Anbau erweitert werden. Allerdings ist das zehn Millionen teure Projekt ins Stocken geraten, weil die Stadtverwaltung Probleme sieht, das Lager zu genehmigen.
Eine dünne Liste
Inzwischen hat TMD Friction eine Liste der zu lagernden Produkte im Baudezernat eingereicht: „Alles feste Stoffe, Bremsflüssigkeit zum Beispiel bringen wir nur in einem zertifizierten Lager unter“, versicherte jetzt Christian Bosowski, Sprecher des Unternehmens.
Baudezernentin Andrea Deppe bestätigte dies in der Sitzung des Bauausschusses, wedelte mit einem einseitigen Papier und befand: „Das ist ein bisschen dünn.“ Der Fachbereich Umwelt werde sich das genauer anschauen. Auch liege bisher noch nicht das angeforderte Gutachten zu Luftleitlinien im Plangebiet vor.
Sorge um die Frischluftschneise
Darauf pochten im Bauausschuss vor allem die Vertreter der Grünen und der Bürgerliste. Das Bauvorhaben liege in der einzigen Frischluftschneise, die zwischen Köln und Düsseldorf über den Rhein hinweg ins Bergische Land führe, warnte Karl Schweiger (Bürgerliste). Hier zu bauen wäre unverantwortlich, ein Frevel, ja ein Verbrechen. Auch der bestehende Rossmann-Bau gehöre wieder abgerissen. Vor Jahren sei an dieser Stelle schon ein Hotelbau unter Hinweis auf die Umweltfolgen abgelehnt worden.
Klaus Wolf (Grüne) wiederum sieht in dem TMD-Lager in Hitdorf nur einen Hebel des Bauherrn LCM Immobilien, weit größere Hallen zu bauen als von TMD Friction benötigt, um diese weiter zu vermarkten, also eine Gewerbeimmobilien-Reserve.
Das könnte Sie auch interessieren:
Weniger Probleme mit der Genehmigung der neuen Hallen in Hitdorf scheinen die Fraktionen von CDU und SPD zu haben. Ihre Sprecher verwiesen zwar auch auf die noch beizubringenden Informationen und insbesondere die Umweltgutachten zur Grundwassersicherung und zur Frischluftschneise. Doch solle eine Entscheidung über einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan ohnehin erst nach der Begutachtung getroffen werden. Somit sind die Pläne nicht vom Tisch, doch vorerst aufgeschoben.