TodesstatistikWoran die Leverkusener sterben
Es ist Hochsaison für Grablichter, denn der kommende Sonntag, der letzte vor dem 1. Advent, ist der Totensonntag. Der Gedenktag für die Toten, die Bekannten, Freunde und Familienmitglieder, die man verloren hat. Das kann emotional sein, aber es gibt auch eine ganz nüchterne Weise, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Denn es gibt sehr genaue Statistiken, woran die Menschen sterben. Und das Thema geht jeden an, denn irgendwann ist jeder an der Reihe und wird in einer Tabelle für die Ewigkeit erfasst.
Zweifel an Todesursachen
Die neuesten öffentlich zugänglichen Zahlen stammen von 2019. In diesem Jahr starben in Leverkusen insgesamt 1856 Menschen. Und nach jedem Tod kommt noch einmal der Arzt und stellt den Totenschein mit der – hoffentlich richtigen – Todesursache aus. An der Genauigkeit zweifeln Amtsärzte regelmäßig. Der Leiter des Leverkusener Gesundheitsamtes hat sich einmal so geäußert: Nicht jeder Arzt sei in der Leichenschau firm, oft fehle es beim Ausfüllen des Totenscheins an Akkuratesse. Doch die Leichenschau ist die Grundlage für die Statistik.
Herzkrankheiten sind weiter die Todesursache Nummer 1
Nach wie vor werden die meisten Menschen durch Herzkrankheiten dahingerafft, das waren in Leverkusen 527, also knapp jeder dritte Tote, übrigens trifft das mehr Frauen (298) als Männer. Seit unserer letzten Auswertung der statistischen Sterbedaten vor einigen Jahren gibt es eine gute Nachricht: Es sterben heute weniger Menschen an einer Herzerkrankung als früher. Die schlechten Nachrichten: Die, die nicht mehr durch die vielfältigen Erkrankungen des Kreislaufs zu Tode kamen, starben dann eben anders. Und der echte tödliche Infarkt bleibt weiterhin überwiegend Männersache.
Allerdings bewirkt der Rückgang der allgemeinen Kreislauf-Tode, dass die Nummer zwei unter den Todesarten in Leverkusen, der Krebs, neuerdings fast gleichauf liegt. 498 Menschen starben 2019 an „bösartigen Neubildungen“, so heißt der Krebs bei den Statistikern. Viele Krebserkrankungen werden mittlerweile geheilt, an Krebs sterben mehr Männer in der Regel öfter als Frauen, nur im Jahr 2018 war es andersrum. Bei Krebs ist Leverkusen nicht besonders auffällig, auch wenn die Zahlen durchgängig prozentual ein wenig höher sind als etwa im Rheinisch-Bergischen Kreis.
Nur wenige sterben ohne vorherige Krankheit
Auch wenn mancher sich einen Tod im Schlaf ohne Siechtum wünscht – Hinterbliebene leiden unter so einem plötzlichen Verlust oft sehr, weil die Verabschiedung fehlt. Wenige entschliefen still. Das Privileg eines Todes ohne Krankheit genoss 2019 nur jeder zwölfte Verstorbene. Diese Fälle werden in der Statistik unter dem Punkt „Sonst. ungenau bez. u. unbek. Todesursachen“ eingeordnet.
Ähnlich schnell kann ein Unfall den Tod bringen (48 Mal), aber es gibt weitere so genannte äußere Ursachen. Dazu zählen Gewalttaten (0), Ertrinken (1) und Selbstmorde (8) ebenso wie ärztliche Kunstfehler und ein (trotz eventuell gefährlicher Auslandseinsätze) zur Zeit unwahrscheinlicher Tod eines Kriegers, der auf dem Schlachtfeld fällt. Viel wahrscheinlicher ist es da, nach einem simplen Sturz die Leverkusener Welt verlassen zu müssen: 2019 gab es 45 Fälle.
Mehr psychische Störungen
Auffällig erscheint die Steigerung bei den Todesfällen in den letzten Jahren durch psychische und Verhaltensstörungen. Bewegten sich die jährlichen Todeszahlen vor zehn Jahren noch um 40 bis 50, schnellte die Zahl in den letzten Jahren stabil hoch (108). 72 Frauen und 36 Männer. Alkoholtote fallen in diese Kategorie, machen aber nur einen kleinen Teil aus (drei Männer, eine Frau). Häufiger dürfte der Tod nach Demenz sein, der unter diesen Oberbegriff fällt.
Bisher 18 Covid-19-Todesfälle
Rechnet man die bisherigen Leverkusener Covid-19-Todesfälle (18 in neun Monaten) grob hoch, dann wären statistisch aufs ganze Jahr 24 Tote zu erwarten. Diese Rechnung stimmt aber nur, wenn sich die Intensivstationen nicht ganz füllen, denn dann könnten die Zahlen noch hochschnellen. Nach einer vorläufigen bundesweiten Statistik stellt man in Deutschland 2020 noch keine auffällige Übersterblichkeit fest, anders als etwa in Italien. Das zeigt sich auch lokal, in den ersten zehn Monaten starben in Leverkusen laut Stadtverwaltung 1609 Menschen, 33 mehr als im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor, eine übliche Schwankung.
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