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UmsturzYasmin Chachou ist in Leverkusen zu Hause – an Rückkehr nach Syrien denkt sie nicht

Lesezeit 2 Minuten
Eine Frau sitzt mit Zeitung an einem Tisch.

Yasmin Chachou lebt seit 20 Jahren in Deutschland, die letzten zehn davon in Leverkusen.

Seit Tagen gibt es eine Debatte über die mögliche Rückkehr von geflüchteten Syrerinnen und Syrern. Wir haben mit einer Deutsch-Syrerin gesprochen.

Yasmin Chachou träumt schlecht. Die aus dem kurdischen Teil Syriens stammende Frau macht sich Sorgen. Kein Wunder: Ihre Eltern leben mit einer ihrer Schwestern seit Jahren als Geflüchtete im Libanon. Ein Bruder ist in die Türkei geflohen. Eine weitere Schwester aber lebt mit vier Kindern weiterhin im Nordwesten Syriens, in der Stadt Afrin nahe der türkischen Grenze. „Dort herrscht großes Chaos“, sagt Chachou. „Die Situation ist nicht einfach.“ Die 41-Jährige, die seit 20 Jahren in Deutschland lebt, telefoniert so oft es geht mit ihrer Schwester in Afrin. „Es geht ihr nicht gut. Die Leute dort haben Angst.“ Ihre Schwester traue sich nicht einmal den relativ kurzen Weg von Afrin in die nahe gelegene Metropole Aleppo auf sich zu nehmen aus Angst vor Gewalt, die von arabischen Syrern ausgehen könnte.

Ein türkischerPanzer fährt durch eine Straße inAfrin.

Seit 2018 halten türkische Truppen die Stadt Afrin besetzt. Seitdem haben in der eigentlich kurdischen Stadt gezielt arabische Syrer angesiedelt.

Für Chachou kommt eine dauerhafte Rückkehr in das Land, in dem sie geboren ist, nicht infrage: „Deutschland ist mein Land. Hier ist mein Zuhause“, sagt sie. Als sie 2004 nach Deutschland kam, lebte sie zunächst ein Jahrzehnt in Braunschweig, dann relativ kurz in Köln und nun seit zehn Jahren in Leverkusen. Sie hat schon seit Jahren einen deutschen Pass. Ihr 17-jähriger Sohn ist in Deutschland geboren. „Er möchte Syrien gern besuchen, wenn es dort ruhiger ist.“

Yasmin Chachous Familie ist von der Diktatur gezeichnet. Ein Cousin von ihr verschwand vor 13 Jahren in den Folterkellern des Diktators Baschar al-Assad. Auch nach der Befreiung aller Häftlinge aus den Gefängnissen gibt es von ihm kein Lebenszeichen. Ein Onkel saß ebenfalls unter Assad im Gefängnis. Als er herauskam, war er nicht mehr derselbe. „Er ist verrückt geworden“, sagt die kurdische Deutsch-Syrerin. Auch sie selbst haben der Bürgerkrieg und die damit verbundene jahrelange Sorge um ihre Familie gezeichnet.

Natürlich hat sie das Land ihrer Kindheit nicht vergessen. Ein Besuch in ihrer Heimatstadt gemeinsam mit ihrem Sohn, das wäre schön: „Es ist ein Traum für mich nach Afrin zurückzukehren und die Erde und die Olivenbäume dort wiederzusehen.“