Vor dem Rückspiel gegen die AS Rom wollte sich die Nordkurve 12 vor dem Rathaus versammeln. Das hat die Polizei untersagt.
Gericht lehnt Eilantrag abLeverkusener Fans fühlen sich aus der eigenen Stadt vertrieben
Die Begeisterung ist riesig: Erstmals seit dem verlorenen Champions-League-Finale von 2002 steht Bayer 04 Leverkusen wieder in einem internationalen Halbfinale. Nach dem Sieg im Viertelfinale gegen den belgischen Verein St. Gilloise löste nicht nur die AS Rom als attraktiver Gegner weitere Begeisterung in der Anhängerschaft aus, sondern vor allem auch der Termin: Das Heimspiel wurde auf den 18. Mai terminiert. Christi Himmelfahrt. Vatertag. Feiertag.
Für die Nordkurve 12, den unabhängigen Dachverband der aktiven Bayer-04-Fans, war klar: Dieser Tag muss genutzt werden, schon vor dem Anpfiff um 21 Uhr. „Deshalb wollten wir uns bereits am Mittag in Wiesdorf versammeln und eine Kundgebung veranstalten, welche wir bei der Polizei rechtmäßig und rechtzeitig angemeldet haben“, schreibt die Vereinigung in einem Beitrag, der derzeit in sozialen Medien die Runde macht.
Denn die auch für Leverkusen zuständige Polizei Köln hat die Kundgebung in der Wiesdorfer Innenstadt in dieser Form nicht genehmigt. „Wenn solche Versammlungen bei uns gemeldet werden, müssen wir prüfen, ob dadurch eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit besteht“, erklärt eine Polizeisprecherin auf Anfrage. In diesem Fall sah die Polizei diese Gefahr: „Da der Friedrich-Ebert-Platz auch als offizielle Ankunftsstelle für die Fans der AS Rom ausgewiesen ist, wäre es fahrlässig gewesen, das einfach so zu genehmigen.“ Die Versammlung sei nicht verboten worden, sondern lediglich ein anderer Startpunkt, an der Fakultätsstraße in der Neuen Bahnstadt Opladen, genannt worden.
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Das macht die Nordkurve sauer, die Fans fühlen sich aus ihrer eigenen Stadt vertrieben. Umso mehr, weil jene Bayer-04-Anhänger, die zum Hinspiel in Rom gereist waren, dort nicht ebenso herzlich empfangen wurden. „In Rom wurden wir mit zwei Tagen Vorlauf an den Arsch der Welt verfrachtet, in Leverkusen bekommt man als Gast wieder Mal den roten Teppich ausgelegt – auf unser aller Kosten“, schreibt die Nordkurve. Tatsächliche berichteten auch unabhängig von der Vereinigung angereiste Fans, dass sie von der italienischen Polizei aufgefordert wurden, in der Stadt ihre Trikots auszuziehen.
Die Sorge vor Ausschreitungen beim Aufeinandertreffen der beiden Fangruppen besteht auch in Leverkusen. Die Polizei gehe laut Verwaltungsgericht davon aus, dass „mehrere hundert Fußballstörer“ aus Deutschland und Italien anreisen werden. Davon sieht die Nordkurve sich nicht betroffen: „Als Dachverband vereinen wir mit unseren 3000 Mitgliedern Bayer-Fans aller Generationen und aller Schichten und können über irgendwelche Ausschreitungen oder sonstige Sorgen und Ängste nur müde lächeln“, steht in dem Statement. Eine persönliche, über den allgemeinen Beitrag in den sozialen Medien hinausgehende Stellungnahme wollte auf Nachfrage unserer Zeitung kein Mitglied des Dachverbandes abgeben.
Eilantrag vom Gericht abgelehnt
Am Freitag hat die Nordkurve 12 einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht „gegen das Versammlungsverbot im Leverkusener Stadtzentrum“ gestellt. Die Polizei stellt klar, dass es kein Versammlungsverbot gibt, den Eilantrag lehnte das Verwaltungsgericht am Montag ab: „Das Polizeipräsidium Köln ist voraussichtlich zu Recht davon ausgegangen, dass von der geplanten Versammlung auf dem Friedrich-Ebert-Platz eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit, insbesondere für die körperliche Unversehrtheit Dritter, ausgeht“, schreibt das Gericht in seiner Begründung. Der Friedrich-Ebert-Platz sei bereits Ende April von Bayer 04 Leverkusen im Rahmen der Uefa-Regularien als sogenannter Meeting-Point für die Fans der AS Rom benannt worden. Eine Versammlung von Leverkusener Fans müsse also an einem anderen Ort stattfinden, zumal es keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Versammlungsthema „Freiheit für Fußballfans“ und dem Friedrich-Ebert-Platz gebe.
Wo auch immer: Ein Feiertag soll der Vatertag für die Bayer-04-Fans aber auf jeden Fall werden. Nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte, dem Uefa-Cup-Triumph 1988, der Halbfinalteilnahme in der Saison 1994/95 und dem Champions-League Finale 2001/02 ist es das vierte internationale Halbfinale der Vereinsgeschichte.
Und es ist definitiv das letzte internationale Spiel dieser Saison. Das Europa-League-Finale findet am 31. Mai in Budapest statt. Wenn es Bayer 04 gelingt, die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel aufzuholen, könnte das der nächste Leverkusener Feiertag werden.