„Will Erkrankung nicht erzwingen“So halten es die Leverkusener mit dem Maskentragen
Leverkusen – Vor knapp einer Woche ist das Bundesinfektionsschutzgesetz ausgelaufen. Die wohl spürbarste und umstrittenste Konsequenz: in Restaurants, Kneipen, Geschäften und Schulen gibt es keine Maskenpflicht mehr. Doch wie gehen die Leverkusenerinnen und Leverkusener mit der neuen Freiheit um? Ein Streifzug durch Wiesdorf zeigt eine deutliche Tendenz.
Flaniert man am Freitagmittag durch die Rathaus-Galerie, sieht man nur vereinzelt unbedeckte Gesichter auf Shoppingtour. Die allermeisten Menschen setzen auch ohne Pflicht weiterhin eine Maske auf.
„Hatte gehofft, dass mehr Menschen Maske auflassen würden“
Diesen Eindruck bestätigt Susanna Asotyan, Mitarbeiterin im Damenmodengeschäft „Zero“: „Die meisten unserer Kunden tragen auch jetzt noch eine Maske“, sagt sie. Auch sie und ihre Kollegin lassen den Mund- und Nasenschutz vorerst auf, das wurde ihnen so auch vom Unternehmen empfohlen. Für Asotyan ist das kein Problem: „Ich finde es gut, erstmal abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt.“
Louisa Wegmann, Mitarbeiterin bei „Thalia“ kommt zu einer anderen Einschätzung. Etwa die Hälfte der Kundschaft komme mittlerweile ohne Maske in die Buchhandlung, schätzt sie. „Ich hatte gehofft, dass mehr Menschen die Maske auflassen würden.“
Hoffnung auf besseres Geschäft
Gemeinsam mit der Belegschaft habe man sich bei „Thalia“ darauf geeinigt, die Maske erstmal weiterzutragen. Wegmann findet das gut: „Wir haben so viel Kundenkontakt, da fühle ich mich mit Maske sicherer.“
Der Verkäufer in einem Tabakwarenladen stellt fest: „Besonders ältere Menschen behalten die Maske noch auf, die Jüngeren sehen das etwas lockerer.“ Er selbst sei froh, dass es keine Maskenpflicht mehr gibt, auch wegen dem Geschäft. Während der Lockdowns seien viele Menschen auf Online-Shopping umgestiegen. Der Wegfall der Beschränkungen, so die Hoffnung, könnte dem stationären Handel wieder Aufwind geben.
In den Luminaden zeigt sich ein ähnliches Bild: bevor ein Geschäft betretenen wird, krosen die meisten Menschen noch schnell in ihren Taschen, um nach ihrer Maske zu fischen. „Etwa 80 Prozent“, seien das im familiengeführten, italienischen Feinkostladen „Da Moscarino“, erzählt Monica de Moscarino.
Hinweis auf Masken hilft nicht nur gegen Corona
Auch unter den Mitarbeitern habe man sich dazu entschieden, die Maske vorerst aufzulassen, zumindest, solange noch die Isolationspflicht gilt: „Wenn sich jemand von uns ansteckt und sich isolieren muss, dann ist das für den Laden eine Katastrophe.“
Vor dem Tresen der Germania Apotheke in der Wiesdorfer Fußgängerzone hängen auch jetzt noch Plexiglasscheiben, die Kunden und Mitarbeiter voneinander abschirmen. „Wir überlegen, ob wir die nicht einfach dauerhaft beibehalten“, erzählt Inhaberin Merve Kaya.
Auch was die Masken angeht, habe sich in der Germania Apotheke nicht viel verändert. Mitarbeiter Christoph Schmidt ist zweigespalten, was das Maskentragen angeht: „Auf der einen Seite freut es mich, das Ding nicht mehr immer tragen zu müssen, auf der anderen Seite habe ich nach wie vor Respekt vor dem Virus. Ich will eine Erkrankung nicht erzwingen.“
Für Bettina Lissy, Mitarbeiterin des Outdoor-Geschäfts „Einfach weg“ sind Masken „ein Gebot der Höflichkeit.“ Zwar habe sie Verständnis für die Sehnsucht nach maskenfreiem Shopping, „aber ich finde die Maske weiterhin sinnvoll.“
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Auf den Glastüren am Eingang halten zwei Zettel die Kundschaft weiterhin dazu an, eine Maske im Geschäft zu tragen. Die Schilder seien aber nicht nur wegen der Coronalage sinnvoll. „Es gab schon einige Kunden, die haben die Glastür nicht bemerkt und sind voll dagegen gelaufen.“
Die gut sichtbaren Zettel mit der Aufschrift „Bitte tragen Sie einen Mundschutz“ helfen also nicht nur gegen steigende Inzidenzen, sondern verhindern auch die ein oder andere blutige Nase.