Über die Insekten ist bislang wenig bekannt. Ein Experte erklärt, was es mit dem bissigen Parasiten auf sich hat.
Bissige ParasitenMythos „fliegende Zecke“ im Rheinland – Experte klärt auf
Gerade zum Hochsommer breiten sich Insekten wie die Hirschlausfliege vermehrt aus. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu anderen bissigen Parasiten wird sie auch oft als „fliegende Zecke“ bezeichnet. Doch wie gefährlich ist der Biss der Hirschlausfliege wirklich? Müssen wir uns bei Spaziergängen im Wald in Acht nehmen? Ein anerkannter Experte klärt auf.
Hirschlausfliegen sind nur etwa einen halben Zentimeter groß und haben einen dunklen, platten Körper und sechs längere Beine. In manchen Fällen kann man sie vielleicht mit einer Zecke verwechseln. Doch Hirschlausfliegen verfügen über lange, durchsichtige Flügel und können fliegen.
Experte über die Verbreitung der Hirschlausfliege in Deutschland und im Rheinland
Die Hirschlausfliege (Lipoptena cervi) gehört schon immer zur heimischen Tierwelt, schon in der Kleidung der Gletschermumie Ötzi wurden zwei Exemplare gefunden, weiß Matthias Jentzsch, Professor für Biodiversität an der Hochschule Dresden. Jentzsch ist der in Deutschland anerkannte Experte für Lausfliegen.
Vor einer rasanten Verbreitung der Hirschlausfliege im Zuge des Klimawandels müsse man sich keine Sorgen machen, erklärt der Experte. Seinen Erkenntnissen zufolge sind die Bestände in Deutschland und dem Rheinland stabil. Aufgrund der weiten Verbreitung von Hirschen sind die Überlebensbedingungen der Hirschlausfliege hierzulande jedoch gesichert. Denn wie der Name bereits verrät, sind Hirschkörper der bevorzugte Lebensraum der Hirschlausfliege.
„Seltsame Eigenschaft“: Hirschlausfliege wirft Flügel nach Anflug des Wirtes ab
Die Lausfliegenart tritt teilweise in größeren Mengen von 20 bis 30 Stück auf. Die Insekten fliegen dabei gezielt potenzielle Wirte an und krallen sich fest. Anschließend zeigen sie eine „seltsame Eigenschaft“: Nachdem sie ihre Wirte angeflogen haben, werfen sie ihre Flügel ab. „Die Flügel werden nicht mehr benötigt, weil es nur noch um die Paarung und Eiablage geht“, so Matthias Jentzsch gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Menschen werden allerdings nur in seltenen Fällen gestochen. Das treffe auch auf Kinder zu. „Hier muss ich mit einem Mythos aufräumen“, erklärt Jentzsch weiter. „Menschen gehören nicht zu den Wirten der Lausfliegen und werden von ihnen nur höchst selten, eher ‚aus Versehen‘ gestochen.“
„Fliegende Zecken“: Was bei einem Stich von der Hirschlausfliege zu beachten ist
Wer dennoch von einer Hirschlausfliege gestochen wird, sollte beachten, dass es bei einem Stich zur Übertragung von Krankheitserregern kommen kann. Mehrere Studien haben übereinstimmend Bartonella-Bakterien in Lausfliegen nachgewiesen.
Beim Menschen können die Bakterien verschiedene Krankheitsformen auslösen, die zusammengefasst als Bartonellosen bezeichnet werden. Jentzsch hebt jedoch hervor, dass Hauptüberträger dieser Bakterien Stechmücken sind.
Mythos „fliegende Zecke“ und wie man sich schützen kann
Bei der Angst vor der „fliegenden Zecke“ handelt es sich also tatsächlich um einen Mythos, vor allem, weil Hirschlausfliegen keine Borreliose übertragen und Menschen nur sehr selten gestochen werden. Bei einem Stich kann es in schlimmsten Fällen zu Entzündungen an der Stichstelle und zu Fieber kommen.
Bei einem Waldspaziergang ist unterdessen gerade im Hochsommer ratsam, sich mit Mückensprays und langer Kleidung gegen lästige Insekten zu schützen. Ob die Sprays Lausfliegen tatsächlich abhalten, ist zwar nicht erforscht, aber anzunehmen.