Heimat-Check NettersheimAlte und neue Bewohner – Die Dörfer behalten ihren Charakter
Nettersheim – Elf Ortsteile, eine Gemeinde. 50 Jahre ist es her, dass dieses Gebilde Gemeinde Nettersheim entstand. Seitdem gilt es, das gemeindliche Wir-Gefühl zu stärken, ohne den Charakter der Dörfer zu vernachlässigen. Das gelingt ganz gut, auch wenn es hier und dort mal knirscht. So kann man in Bouderath beim traditionellen Kirmes-Frühstück schon kritische Töne hören, sobald das Gespräch auf das dortige Heiligenhäuschen kommt. „Das ist seit vielen Jahren beschädigt“, klagt Margret Wirtz. Es kümmere sich keiner darum. Auch der Spielplatz könne mal in Schuss gebracht werden. Dass sie trotzdem sehr gerne in Bouderath lebt, betont Margret Wirtz aber auch. Sie sei hier schließlich geboren, kenne hier jeden. Klar, das Kneipensterben habe auch Bouderath nicht verschont – aber das gebe es ja leider überall. Ihr Tischnachbar war vor einigen Jahren aus Bremerhaven nach Bouderath gezogen, „der Liebe wegen“, wie er erzählt. Er vermisse hier nichts.
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Viele andere ziehen derzeit ebenfalls in die Gemeinde, aber zumeist aus anderen Gründen: niedrige Bodenpreise, gute Luft, wenig Kriminalität und eine gute Anbindung per Autobahn oder Zug zur Arbeit nach Köln, Bonn oder Euskirchen. So gelingt es der Gemeinde sogar, die Einwohnerzahl ein wenig zu erhöhen.
Allerdings vermögen das Gewerbegebiet Zingsheim-Süd, die Eifelhöhenklinik oder die Handwerksbetriebe sowie 100 landwirtschaftliche Betriebe sie nicht alle zu ernähren: 3033 arbeiten laut Pendler-Atlas 2017 auswärts, nur 1466 kommen von außerhalb zum Broterwerb nach Nettersheim. Innerhalb der Gemeinde pendeln 1074 Menschen. „Auffällig sind die hohen Anteile an Ein- und Auspendlern, auch im Vergleich zum Durchschnitt des Kreises Euskirchen“, sagt Philipp Piecha, Referatsleiter „Wirtschaftsförderung, Strukturpolitik und Tourismus“ bei der IHK Aachen.
Dass die Gemeinde Neubürger gut tun, schon um die Landeszuschüsse hoch und Fixkosten für die Bürger gering zu halten (die Gemeinde hält übrigens als einzige Kreis-Kommune eine eigene Müllabfuhr, weil die kostengünstiger ist), weiß der Bouderather Ortsvorsteher Josef Wirtz. „Es ist aber sehr schade, dass sich nur wenige der Neubürger am Dorfleben beteiligen“, sagt er.
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David Klinkhammer blickt unterdessen in seine Jugendzeit zurück. „Wir sind immer zur Disco nach Zingsheim gefahren“, erinnert sich der 30-Jährige. Doch die gebe es ja nicht mehr. Da bedauere er die heutigen Jugendlichen schon. (sch)