Für die Umwelt, Tierrechte, FriedenLilja Radermacher aus Marienheide setzt sich ein
Marienheide – „Wer nur gegen etwas ist, versteift sich und brennt irgendwann aus“, sagt Lilja Radermacher. „Viel wichtiger ist es, zu träumen und konkret zu überlegen, wie eine zukunftsfähige Gesellschaft aussehen kann. Das nährt das Feuer des Engagements, denn politische Veränderungen brauchen einen langen Atem.“ Die Kraft dafür schöpft sie aus der Gemeinschaft, und die findet sie im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND): Die 18-Jährige ist Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der BUND-Jugend NRW.
Naturverbunden und mit Tieren aufgewachsen, begann sie vor vier Jahren, „richtig aktiv zu werden“: Für die Umwelt, für Tierrechte, gegen Massentierhaltung und gegen die Ausbeutung des Planeten. „Weil ich gesehen habe, wie viel wir Menschen zerstören“, erklärt die Abiturientin aus Marienheide, die gern ein Praktikum beim Wildtier-Monitoring in Island absolvieren und danach Biologie studieren möchte.
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„Machen statt Motzen“ heißt das Motto des alljährlichen BUND-Camps für junge Leute, das sie schon mehrmals mit organisiert hat, und diese Haltung versucht sie sich auch im Alltag zu eigen zu machen. Müllvermeidung, Lebensmittelrettung, vegan leben – das seien Dinge, die jeder ganz individuell tun könne. Statt mit dem Urlaubsflieger an sonnige Küsten zu reisen, hat sie mit ihrem Pferd Muskur bereits dreimal an einem zehntägigen Friedensritt in verschiedenen deutschen Regionen teilgenommen und ihn auch mit organisiert. „Pferde sind früher für den Krieg missbraucht worden und gestorben, wir reiten mit ihnen für den Frieden“, erklärt sie den Gedanken, der dahinter steht. Dazu gehören Aktionen mit jeweils lokalen Friedensinitiativen, auch Proteste gegen Rüstungsunternehmen. „Im Krieg gewinnt immer nur der Tod.“
"Die junge Generation muss sich stark machen"
Sich vernetzen, solidarisieren, Wissen teilen, voneinander lernen, im Kleinen Strukturen schaffen – das ist Lilja Radermacher wichtig, ebenso wie die politische Dimension mit Demonstrationen für den Klimaschutz, zivilem Ungehorsam und anderen friedlichen Aktionsformen.
Dafür müsse die junge Generation sich stark machen, die schließlich viel länger auf diesem Planeten lebe als die Älteren, die in den institutionellen Strukturen oft in Entscheidungspositionen säßen. „Die Klimaveränderung hat für mich die höchste Priorität“, bekräftigt sie. Sie sei in ihren Augen gefährlicher als die Corona-Pandemie, gegen die zurzeit so umfassende Maßnahmen möglich seien: „Warum nicht für das Klima?“ Immer auch mit Blick auf die sozialen Aspekte – aber: „Wir brauchen keine Arbeitsplätze auf einem toten Planeten.“ Deshalb war die 18-Jährige eine der Mitinitiatorinnen des Bürgerantrags zur Ausrufung des Klimanotstands in Marienheide.
Nach der Ablehnung durch den Gemeinderat und der Gründung eines Klimabeirats engagiert sie sich dort – für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs, für eine Reduzierung tierischer Lebensmittel in öffentlichen Einrichtungen, gegen die Versiegelung von Grünflächen und für die Berücksichtigung ökologischer Bauweise bei der Planung von Gebäuden, etwa indem künftige Häuser mit Fotovoltaik-Anlagen versehen nach Süden ausgerichtet würden. Sie bedauert, dass die Beschlüsse, die im Klimabeirat gefasst werden, nicht bindend sind für politische Entscheidungen.
Keine Partei passt so richtig
Die Mitgliedschaft in einer Partei kommt für die Abiturientin nicht in Frage. Weil keine 100-prozentig passt und weil sie fürchtet, „dass zu viel Engagement in hierarchischen und starren Strukturen steckenbleibt“. Die gebe es zwar auch in einem Verband wie dem BUND, räumt sie ein, aber sie erscheinen ihr leichter veränderbar und weniger schubladenhaft. „Es ist wichtig, sich zu engagieren, sonst funktioniert unsere Demokratie nicht. Aber ich sehe meine Aufgabe im Non-Government-Bereich, weil ich voll hinter dem stehen will, was ich tue.“
Klar, manchmal sei es frustrierend, wenn man keine Fortschritte sehe. Umso wichtiger sei es, Visionen zu haben. „Und vor allem Freude! Sonst ist man nach zwei Jahren fertig und gibt auf.“