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AggerverbandFüllstand der Talsperren soll stärker auf den Klimawandel reagieren

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Entnahmeturm in der Wiehltalsperre: Aggerverbands-Vorstand Prof. Dr. Lothar Scheuer möchte, dass der Trinkwassernutzung im Landeswassergesetz Vorrang vor anderen Nutzungen eingeräumt wird.

Oberberg – Der Klimawandel zwingt auch den Aggerverband zum Handeln und könnte sich in den nächsten Jahren bei der Abgabe von Trink- und Brauchwasser niederschlagen. Das sagte Vorstand Prof. Dr. Lothar Scheuer am Montag bei der Verbandsversammlung, die erstmals als digitale Videokonferenz über die Bühne ging.

Zurzeit, so Scheuer, sei der Füllstand der Aggertalsperre sehr gut; er liege sogar etwa um fünf Prozent über dem langjährigen Mittel – trotz der drei vergangenen trockenen Sommer. Derweil kämen die Füllstände der beiden Trinkwassertalreservoire Wiehl- und Genkeltalsperre momentan nicht an das langjährige Mittel heran.

Aggerverband möchte über die Abgabemengen reden

Es sei typisch, dass sich die Stauseen im Winter füllen und im Sommer leeren, wenn das Wasser je nach Talsperre als Trink- oder Brauchwasser abgegeben wird. Zu zwei bis drei Vierteln, so Scheuer, würden die Sperren durch die Niederschläge im Winterhalbjahr gespeist. „Ein trockener Sommer tut uns in den Talsperren eigentlich überhaupt nicht weh, so lange der Winter nass ist.“ Durch die Niederschläge der letzten Wochen hätten sich die Talsperren erholt.

Becken soll endlich in Betrieb gehen

Seit 2015 sind die Arbeiten am Hochwasser-Rückhaltebecken in Gummersbach-Rospe abgeschlossen. In Betrieb gegangen ist es allerdings bis heute nicht. Beim Probestau stellte sich seinerzeit heraus, dass das Becken nicht dicht ist. Jetzt sagte Aggerverbands-Vorstand Prof. Dr. Lothar Scheuer in der Verbandsversammlung: Das Beweissicherungsverfahren habe ergeben, dass die ursächlichen Fehler von externen Firmen gemacht worden seien.

„Wir haben den gesamten Prozess von der Baugrundbegutachtung bis zur Fertigstellung nachverfolgt und festgestellt, dass dort bei externen Auftraggebern erhebliche Fehler entstanden sind. Daraufhin haben wir ein Beweissicherungsverfahren durchgeführt“, berichtete der Vorstand.

Die Mängel werden jetzt behoben, dann kann das Becken in Betrieb genommen werden, heißt es beim Verband. Den Aggerverband treffe kein Schuldanteil, betonte Scheuer. Nachdem das festgestellt sei, „können wir jetzt in die weitere Planung einsteigen“ und dafür sorgen, dass das Bauwerk seine Funktion übernehmen kann. 39 Millionen Liter Wasser soll das Becken im Hochwasserfall aufnehmen und Vollmerhausen vor Überschwemmungen schützen. Aggerverband, Stadt Gummersbach und der Landesbetrieb Straßenbau NRW haben das Becken als Kooperationspartner bauen lassen. An den Kosten von 2,3 Millionen Euro beteiligte sich das Land NRW mit 1,45 Millionen. Den Rest teilten sich die Stadt Gummersbach mit 80 Prozent und Straßen NRW. (sül)

Dennoch könnten in Zukunft Änderungen bei den Abgabemengen aus der Stauseen sinnvoll sein, stellte Scheuer in Aussicht und meinte damit zum Beispiel Änderungen in den Betriebsplänen. Die regeln, wann wo wie viel Wasser aus den Talsperren in den Unterlauf abgegeben wird, basieren auf langjährigen Messungen, mathematischen Modellen und diversen Vorgaben. Diese Pläne könnten nach den drei trockenen Sommern einer Überarbeitung bedürfen, so Scheuer.

Diskussion mit dem Land NRW

So gibt es etwa eine Diskussion mit dem Land NRW über die Festlegung von Mindestwassermengen: In besonders trockenen Situationen möchte der Aggerverband diese Menge reduzieren können. Beispiel: Im trockenen Sommer 2018 liefen der Wiehltalsperre teilweise nur 50 Liter pro Sekunde zu – bei einer permanenten Mindestabgabe von 100 Litern pro Sekunde.

„Gleichzeitig brauchten wir aber genügend Wasser für die Trinkwasseraufbereitung“, berichtet der Verbands-Vorstand. Man müsse natürlich vermeiden, dass zu Lasten der Wasserversorgung die Gewässer trocken fallen, aber man wolle die Abgabe unter Umständen auf das natürliche Maß zurückdrehen: Wenn die Natur nur 50 Liter bereit stelle, möchte der Verband auch nur diese 50 Liter abgeben.

Kläranlage Ründeroth wird jetzt ausgebaut

In einem neuen Entwurf des Landeswassergesetzes sei eine entsprechende Formulierung auch schon enthalten. „Da geht es um den Vorrang der Wasserversorgung vor anderen Nutzungen.“ Auch der Landesgesetzgeber wolle, dass der Trinkwasserversorgung eine Priorität eingeräumt wird.

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Paul Kröfges, Vertreter der Naturschutzverbände in der Aggerverbandsversammlung, ließ dazu sein Statement verlesen: „Der Vorrang der Trinkwassernutzung muss aber immer den guten ökologischen Zustand eines Gewässers berücksichtigen und den von Naturschutzgebieten, zum Beispiel den Erhalt von Feuchtgebieten.“

Kampf mit mit Trockenheit und Borkenkäfern

Eins von vielen Projekten des Aggerverbandes ist der Ausbau der Kläranlage Ründeroth im Rahmen des „Masterplans Kläranlagen“. Nachdem das ursprüngliche Vorhaben, das Klärwerk durch Zukauf von Grundstücken auf fast das Dreifache seiner Größe zu erweitern, vom Tisch ist, wird jetzt in der bestehenden Größe ausgebaut. Dort sollen „in absehbarer Zeit“ die Abwässer auch aus den Kläranlagen in Weiershagen und Brunohl gereinigt werden.

Der Aggerverband hat es wie alle anderen Waldbesitzer mit Trockenheit und Borkenkäfer zu tun, auch wenn in den Waldflächen des Verbandes auf einen Nadelbaum drei Laubbäume kommen, wie Scheuer berichtete. Ein großer Fichtenbestand sei verloren gegangen. Jetzt gehe es darum, die Käferschäden zu beseitigen – zuerst an öffentlichen Wegen. Auf der Agenda stehe aber auch der Waldumbau mit dem Ziel, künftig Erosionsschäden zu vermeiden.

Zurzeit nutze der Aggerverband alle Möglichkeiten zur Flächenarrondierung, um in zusammenhängenden Waldflächen wirtschaftlicher arbeiten zu können. „Wir streben an, in zwei, drei Jahren mit einer schwarzen Null zu kalkulieren“, sagt Scheuer. Zurzeit entstehe ein Perspektivplan.