Aus den USA nach OberbergMorsbacher Paar züchtet kolumbianische Pferderasse
Erblingen – Das Stakkato der kleinen, festen Hufe des Paso Fino hallt über grüne Hügel. Ruhig, aber stetig, trägt das Pferd seinen Reiter. Dessen Sombrero ist vom feuchten Klima benetzt. Auf kolumbianischen Kaffeeplantagen fühlt sich das Pferd mit dem feinen Gang seit 400 Jahren zu Hause, es hat sich mit seinem angeborenen Schritt unwegsamem Gelände und langen Arbeitstagen angepasst.
Nur wachsen hier keine Wachspalmen wie in der stattlichen Natur Kolumbiens: Die hügeligen Weiden und Laubwälder erstrecken sich im gerade sehr kühlen Deutschland – genauer gesagt: in Morsbach-Erblingen. Dort führen Richard Oré und seine Ehefrau Nora seit 2008 einen Gangpferdehof, auf dem das Paar die südamerikanische Pferderasse Paso Fino („Feiner Gang“), züchtet. Diese hat sich ihren Namen durch ihre vierte Gangart, den Tölt, verdient.
Aus den USA nach Oberberg
Die südamerikanischen Rassen entwickelten sich aus den im 16. Jahrhundert von spanischen Eroberern aus deren Heimatland nach Südamerika importierten Pferden. Als Arbeitstiere eingesetzt, passten sie über die Zeit dem Klima und der Landschaft an und entwickelten den Tölt. Vorherrschend waren Rassen wie Paso Peruano, vorwiegend in Peru verbreitet und gut für lange Ritte geeignet, und Paso Fino. Diese Art ist in Kolumbien, Puerto Rico und der Karibik heute heimisch.
Im Arbeitstölt des Paso Fino, dem Paso Corto (übersetzt: „kurzer Schritt“), setzt das Pferd die Hufe in einem Vier-Takt-Stakkato nacheinander auf, dadurch entstehen für den Reiter kaum Auf- und Ab-Bewegungen. Der Tölt ist dadurch besonders rückenschonend und praktisch in unwegsamem Gelände.
Richard Oré wurde in Peru geboren, wuchs auf einem Pferdehof auf und lernte seit der Kindheit den Umgang mit Gangpferden sowie deren Zucht und Zuchtziele. Nachdem er in den USA gearbeitet hatte, verschlug es Oré als Pferdetrainer Anfang der 1990er Jahre nach Deutschland, in Morsbach pachteten er und seine Frau Nora 2008 einen Hof: Die „Paso Fino Zucht del Retorno“, begründet auf einer alten kolumbianischen Blutlinie, konnte beginnen.
Erst rund 1000 Paso Finos in Europa
An die steilen Wege auf den Plantagen oder an die Höhen der Anden erinnert das Oberbergische zwar nur mit viel Fantasie, trotzdem fühlen sich die Orés mit ihren kolumbianischen Vierbeinern in Morsbach zu Hause. Aus den anfangs drei Pferden sind heute 25 bis 30 Stuten, Wallache, Zuchthengste und Fohlen geworden. Das Paar möchte die Nischenrasse, die in Europa erst 900 bis 1200 Exemplare zählt, etablieren und verkaufte Tiere bereits in ganz Europa und auch nach Israel.
Der Paso Fino sei mit seiner freundlichen, menschenbezogenen und lernwilligen Art das optimale Alltagspferd und bewiese Widerstandsfähigkeit, Wendigkeit und Trittsicherheit, sagen die beiden. Qualität ihrer Aufzucht sei, dass die Pferde im Herdenverband mit vielen Generationen aufwüchsen, sie zeigten einen sehr sozialen Charakter. Auch stünden sie täglich auf der Koppel. „Das oberbergische Wetter macht ihnen nichts aus, unsere Pferde sind selten krank“, sagt Nora Oré. In Kolumbien gehören die Tiere zur Kultur und zum Patriotismus: „Das Reiten eines Paso Fino ist ein Lifestyle.“ Mit den Pferden würden Tänze und Lieder aufgeführt, an Sonntagen treffe sich die Familie im Stall, geritten werde in traditioneller Kleidung mit Sombrero.
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Ihre südamerikanischen Wurzeln halten die Orés auch in Morsbach am Leben: Das Zaumzeug der Paso Fino, die in der Regel gebisslos geritten werden, wird in Peru gefertigt. Ein Traum der beiden Pferdetrainer ist es, bei einer traditionellen Rassevorstellung Körperbau und Charakter der Paso Fino sowie natürlich den Tölt vorzustellen und den Oberbergern gleichzeitig die südamerikanische Kultur nahezubringen.