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Autos bleibenDieses Jahr wird es keinen Test zum autofreien Ortskern in Lindlar geben

Lesezeit 4 Minuten

Autos und Fußgänger auf der Hauptstraße in Lindlar, dort gilt Tempo 20.

Lindlar – Die Autos bleiben im Ortskern, auch eine Testsperrung an den Wochenenden wird es vorerst nicht geben. Das ist das Ergebnis des jüngsten Ausschusses für Sicherheit und Ordnung. Die SPD hatte den Test beantragt: Sechs bis acht Wochen lang sollten nach dem Vorschlag der Sozialdemokraten an den Wochenenden Autos, Lastwagen und Motorräder aus dem historischen Ortskern verbannt werden. Das ganze sollte im Sommer stattfinden, Liefer- und Anliegerverkehr ausgenommen.

Projekt vorerst auf Eis gelegt

Um es kurz zu machen: Die Fraktion hat den Antrag in der Sitzung zurückgezogen. Denn die CDU hatte Beratungsbedarf, die FDP lehnte ab und die Grünen hatten Argumente gegen den Zeitplan und die Ausführung. Vor allem aber die vehemente Gegenrede von mehreren Geschäftsleuten in einer Sitzungspause dürfte den Ausschlag gegeben haben, das Projekt vorerst auf Eis zu legen.

Das ursprüngliche Ziel der SPD erläuterte Wolfgang Mettgenberg im Ausschuss: Erfahrungen sammeln, ob es ohne Autos mehr Aufenthaltsqualität gibt. Es gehe darum „Lindlar im Kern attraktiver machen“, führte er aus. Vorschlag der SPD war es, dafür einen Zeitraum im August und September festzulegen. Aufgekommen war die Idee bereits als ein Ergebnis des Fußverkehrschecks, an dem Lindlar im Rahmen des „Zukunftsnetzes Mobilität NRW“ teilgenommen hatte und dessen Ergebnisse Anfang 2020 vorgestellt wurden.

Sven Engelmann von der CDU bezeichnete den Antrag in der Sitzung nun aber als „Schnellschuss. Den wollen wir nicht mitgehen“, er meldete für seine Fraktion erhöhten Beratungsbedarf an.

Geschäftsleute fürchteten Umsatzeinbruch

Damit auch die Einwohner sprechen konnten, unterbrach Ausschussvorsitzender Gerd Werner (CDU) kurz die Sitzung. Darunter auch Bina Lochtenbergh von „Bachs und Binas“, dem Café gegenüber St. Severin, das sie gemeinsam mit Jessi Bach erst Anfang 2020 übernommen hatte. Die beiden Chefinnen führen das Café Bach als nächste Generation weiter. Doch durch Corona hatten die Geschäftsfrauen bisher „länger geschlossen als geöffnet“, berichtete Lochtenbergh.

Verkehr im Ortskern

Über das Integriertes städtebauliche Entwicklungskonzept – kurz Isek – sollen neue Lösungen für die Gestaltung Lindlars gefunden werden. Erste Ergebnisse wurden bereits vergangenes Jahr vorgestellt.

Eine Empfehlung der Stadtplaner war, dass „bei sämtlichen Maßnahmen zur Umgestaltung der einzelnen öffentlichen Flächen im Ortskern Lindlar […] zwingend auf die Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit geachtet werden“ muss. Konkret bedeutet das zum Beispiel: Stolperfallen auf Bürgersteigen entfernen, Rad- und Fußwege stärker vom Autoverkehr abgrenzen und eindeutige Schilder aufstellen. Denn bislang ist es in Lindlar so, dass die Fuß- und Radwege die Straßen oft nur begleiten. Historische Gehwege wie die kleinen Achterstraßen zwischen den Häusern im Ortskern gibt es zwar, aber die sind zum Beispiel für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oft zu steil.

Programme und Planungen dieser Art haben Chancen auf Förderung, zum Beispiel innerhalb des Regionale-Programms.

Sie fürchten nun, durch das Experiment Kunden zu verlieren. „Viele unserer Kunden sind nicht mobil, sie werden zu uns gebracht“, so Lochtenbergh. Die Geschäfte rund um St. Severin für einen Versuch zu nutzen, mache sie fassungslos: „Warum versucht ihr es mit uns, warum hat uns niemand gefragt?“

Gegen die Sperrung sprach sich auch Elke Sachse von „Wein und T. bei E.“ aus. Thomas Willmer, früherer Ratsherr, sprach im Namen der Löwen-Apotheke und Guido Bidinger als Anlieger und Vermieter von Geschäftsräumen führte viele Argumente dagegen an, ebenso Kerstin Klück von Klücks Eis. Das gab für die FDP auch den Ausschlag, den Plan abzulehnen. Ausbleibende Umsätze seien nicht im Sinne der Geschäftsleute so Harald Friese.

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Jörg Schlichtmann von den Grünen lobte grundsätzlich die Idee. „Klar wäre die Piazza di Lindlar ein schönes Ziel, aber die Frage ist, wie kriegen wir das zusammen?“ Einfach einen Versuch zu starten, das sei zu wenig. Der Versuch müsse begleitet und ausgewertet werden. Dazu sei die Zeit dieses Jahr „ein bisschen knapp“. Wie es weitergehen kann, wurde in der Sitzung aufgezeigt. Autofreie Sonntage in Kombination mit einer Veranstaltung wie sie schon in der Vergangenheit durch die Aktionsgemeinschaft Lindlar von den Geschäftsleuten organisiert wurden, brachte Sven Engelmann ins Spiel.

Aufgenommen werden dürfte das Thema im Rahmen des „Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes“, wenn grundsätzliche Lösungen für den Ortskern gefunden werden sollen.