AboAbonnieren

Baum des JahresRobinie steht im Freilichtmuseum Lindlar – umstrittene Art

Lesezeit 3 Minuten
Baumpflanzer

Beim Pflanzen der Robinie: Detlef Althoff (LVR-Dezernent Gebäude- und Liegenschaftsmanagement), Museumsleiter Michael Kamp und Rolf Fliß, Vorsitzender LVR-Umweltausschus (v.l.).

  1. Die Robinie ist der Baum des Jahres 2020. Ein Exemplar ist jetzt auf dem Gelände des Freilichtmuseums Lindlar gepflanzt worden.
  2. Doch unter Naturschützern ist der aus Nordamerika vor Jahrhunderten importierte Baum nicht unumstritten.

Lindlar – Der Baum des Jahres 2020 ist die Robinie. Ein Exemplar der nicht unumstrittenen Robinia Pseudoacacia wurde jetzt im Freilichtmuseum vom Vorsitzenden des Umweltausschusses des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) Rolf Liß eingepflanzt. Der LVR betreibt das Museum in der Gemeinde.

Im Beisein vom Leiter des Dezernates für Bau und Umwelt beim LVR, Detlev Althoff, Museumsleiter Michael Kamp und zahlreichen Gästen sprach Liß von der Herausforderung für die Forstwirtschaft durch den Klimawandel. In Zeiten von Fichten- und Buchensterben müsse man sich fragen, welche Bäume über besondere Anpassungsfähigkeiten verfügen. Eine mögliche Antwort sei die Robinie, unter anderem, weil sie besonders resistent gegen Mäusefraß sei.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die zunehmende Verkrautung und Verbuschung ehemaliger Waldflächen führe zu einer Vermehrung der Nagetiere. „Und die mögen die Wurzeln der Robinie nicht“, so Liß. Der Vorsitzende des Umweltausschusses sagte, man müsse sich darüber im Klaren sein, dass wir uns mitten in der Klimakrise befinden.

Das mache es auch nötig, mit dem Thema Wasser anders umzugehen. „Grundsätzlich sind die Regenmengen ansteigend“, so Liß, „sie sind nur mittlerweile über das Jahr falsch verteilt“. Der französische Landschaftsgärtner Jean Robin gab der Robinie ihren Namen.

Robinien kommen mit dem Klimawandel zurecht

Doch eigentlich ist sie in Nordamerika heimisch, erstmals wurde sie 1670 um Lustgarten des Berliner Stadtschlosses gepflanzt. Die Robinie spaltet die Gemüter von Naturschützern, Städteplanern und Forstleuten: Für die einen ist sie eine Hoffnung im klimabedingten Waldumbau, für die anderen eine invasive Baumart, die Naturkleinode bedroht.

Zum Baum des Jahres hat die Dr. Silvius Wodarz Stiftung die Robinie gewählt, weil sie Eigenschaften mitbringt, die sie als Baum für deutsche Wälder interessant macht. Denn einige Eigenschaften davon sind in Zeiten des Klimawandels besonders wertvoll.

Hitze und Trockenheit widersteht die Robinie, sie toleriert selbst aggressive Streusalzreste an Straßen- und Autobahnrändern. Und ihre Blüten gelten als wahre Bienenweiden, reichlich gefüllt mit Nektar. Das macht die Robinie auch für die Anpflanzung in Privatgärten interessant, so die Stiftung.

Potenziell verdrängt die Robinie andere Baumarten

0,1 Prozent, so hoch ist der Anteil von Robinien in deutschen Wäldern, berichtet die Dr. Silvius Wodarz Stiftung. Dabei besitzt sie Potenzial, sich rasch und weit auszubreiten. Denn wenn sich diese Baumart erst einmal ansiedelt, ist sie kaum wieder wegzubekommen.

Zu den invasiven Baumarten gehört die Robinie definitiv, sind sich Umweltschützer einig. Vor allem Naturschützer sind skeptisch, was die Robinie betrifft. „Sie ist sehr gut an stickstoffarme Böden angepasst, da sich an ihren Wurzeln Stickstoff anreichert“, erklärt Simon Heitzler vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Allerdings stellt sie damit eine potenzielle Gefahr für stickstoffarme Naturräume wie Sand-Magerrasen dar. Arten, die auf nährstoffarme und trockene Böden spezialisiert sind, haben neben der Robinie schlechte Karten. Sie werden von ihr verdrängt.“ (ldi/lb/dpa)