- Lang anhaltende Hitze und Trockenheit machen der Forst- und Landwirtschaft immer mehr zu schaffen.
- Geringer Niederschlag und hohe Temperaturen spiegeln sich in der Natur wider.
- Das Waldsterben beschleunigt sich.
Bergisches Land – So begünstigten die letzten warmen Monate das Waldsterben. Davon sind längst nicht mehr nur Nadelwälder betroffen. „An den Anblick trockener Fichten haben wir uns in den letzten drei Jahren schon gewöhnen müssen, nun ergreift das Waldsterben auch massiv die Laubgehölze“, erklärt Hermann Fröhlingsdorf, Forstbeamter des Regionalforstamtes Bergisches Land. Immer wieder gebe es Meldungen darüber, dass Äste und Kronenteile unvermittelt abbrechen und zu Bodenfallen.
Besonders häufig trete dies bei großen Buchen aus. Meistens seien die Äste noch voller Laub und extrem schwer, so dass sie eine Gefahr darstellen. „Niemand kann sich vor dieser Gefahr schützen, da sich vom Boden aus meist nicht erkennen lässt, was in 20 bis 35 Meter Höhe passiert und die Bäume dummerweise von unten vital erscheinen“, schildert Fröhlingsdorf das Problem.
Bauern ernten weniger Gras
Das Fällen sämtlicher Altbäume sei keine Lösung, da jeder lebende Baum gerade in Zeiten des Klimawandels wichtig ist. Trotz der Gefahren sollen die Wälder weiterhin frei zugänglich bleiben. Jedoch könnten an bestimmten Stellen Waldwege für einen gewissen Zeitraum gesperrt werden. Waldbesitzer müssten sich keine Sorgen darüber machen, dass sie sich aufgrund herabstürzender Äste strafbar machen. Wegen der schwer abschätzbaren Gefahr im Wald rät Fröhlingsdorf dazu, bei Wind nicht in den Wald zu gehen, da der Wind die Bruchgefahr erhöht.
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Auch die Landwirtschaft steht wegen der Trockenheit vor großen Herausforderungen. Viele Landwirte bekommen von Jahr zu Jahr deutlicher zu spüren, dass das Grundwasser zurückgeht. „Wenn man über die Wiesen geht, merkt man, dass das Gras unter den Füßen vor Trockenheit knirscht. Außerdem geht das Gras auf den ungemähten Wiesen schon zurück“, erklärt Hans-Otto Dörpinghaus. Er betreibt in der Nähe von Wipperfürth einen Hof mit rund 80 Kühen. Um sie zu füttern, muss viel Stroh dazu gekauft werden.
Nicht nur wirtschaftliche Probleme
Denn das Futter wird immer knapper. „Dass das ein finanzielles Problem ist, sieht man ja schon, wenn wir nicht einmal 30 Cent pro Liter Milch verdienen“, so Dörpinghaus. „Aber weniger Kühe zu halten ist auch keine Lösung. Denn dann reduzieren sich ja auch die Liter an Milch.“ Viele Landwirte besitzen Forstwirtschaftsflächen, mit denen sie finanzielle Engpässe überwinden wollen. Deshalb werden diese auch als die „Grüne Bank“ bezeichnet. Doch die Trockenheit hat viele Wälder zerstört. So lässt sich aus den Waldflächen kaum noch Geld ziehen.
Doch es gibt nicht nur wirtschaftliche Probleme. Auch die Kühe tun sich mit der Hitze schwer. „Die Tiere sind bei dem Wetter sehr träge. Deshalb machen wir nun tagsüber Stallhaltung. Aber dafür braucht man auch den passenden Stall. Das ist ebenfalls kostenintensiv“, erzählt Dörpinghaus. Wirkliche Lösungen für die Probleme gibt es nicht, denn die Landwirtschaft ist von der Natur abhängig und braucht den Regen.
Doch die Bevölkerung könne zumindest durch ihr Einkaufsverhalten den Bauern etwas unter die Arme greifen. „Man sollte die Sensibilität für dieses Thema mehr schulen. Es ist wichtig darauf zu achten, dass man regional kauft. Oder noch besser: direkt beim Landwirt. Warum kauft man die Milch im Supermarkt und nicht direkt auf dem Hof? In Wipperfürth gibt es da zahlreiche Möglichkeiten“, sagt Dörpinghaus. Trotz der schwierigen Situation verliert der Landwirt nicht seinen Humor: „Vielleicht sollten wir Bauern einfach mal einen Regentanz machen.“