Streichquartett im KrawinkelsaalDas Programm „Tehorah“ debütiert in Bergneustadt
Bergneustadt – „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland sind mehr als nur Holocaust. Das ist jüdische Kultur“, sagte Bürgermeister Matthias Thul am Samstagabend zu Beginn des Konzertes „Tehorah“ mit Adrienne Haan und dem Diplomatischen Streichquartett aus Berlin im Bergneustädter Krawinkelsaal. Thul freute sich, dass trotz der Corona-Pandemie rund 100 Besucher den Weg zu diesem Themenkonzert gefunden hatten.
Das Programm soll eine Brücke schlagen
„Lieder voller Kraft, Lebendigkeit und Leidenschaft haben die Zeit der Nazis überlebt“, betonte Dr. Felix Klein, Musiker und Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland, zum Auftakt. „Wir würden diese Lieder heute nicht kennen, wenn es die Nazis geschafft hätten, all diese Künstler zu vernichten, die sich nach ihrer Flucht an anderer Stelle eine neue Existenz aufgebaut haben.“ Das Programm „Tehorah“ solle eine Brücke schlagen von der kulturellen Blüte von dem Ende der Weimarer Republik zum Neubeginn in Israel – „an einem Ort, wo vor vielen Jahren noch Hakenkreuze an der Wand gehangen haben“.
„Wir streben eine Welt in Frieden und Freude an“, bekundete Adrienne Haan, als sie in mintgrünem Kabarett-Outfit auf die Bühne trat. Ihr Programm „Tehora“ bedeute auf Hebräisch „rein“ und sei ein musikalisch-poetisches Porträt über Liebe, Hoffnung und Vergebung. Mit einem Kabarett-Medley und Liedern jüdischer Komponisten wie „Der geheime Garten“ von Chava Alberstein oder „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ von Friedrich Hollaender entführte sie ihr Publikum ins Berlin der Goldenen Zwanziger. Zeitweise trug sie einen Zylinder oder eine Augenmaske bei „Die Seeräuberjenny“ von Kurt Weill.
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Danach wechselte sie ins Hebräische und Jiddische mit Stücken von Georges Moustaki oder Sasha Argov und bewies die unglaubliche Varianz ihres Mezzosoprans, gefühlvoll begleitet von Benjamin Schaefer am Klavier und den vier Streichern, bei denen Klein die zweite Violine spielte. Nun in einem schwarzen Abendkleid unterstrich Haan ihren Gesang durch ausladende Gestik und passende Rezitationen. Begeisterten Applaus vom Publikum belohnte sie mit zwei Zugaben, zuletzt „Vor der Kaserne“ in mehreren Sprachen Europas.