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In BildernExperte erzählt die Geschichte des Bergneustädter Bahnhofs

Lesezeit 3 Minuten

Experte Horst Kowalski gab eine Einblicke in Bergneustädter Eisenbahnhistorie.

Bergneustadt – Im Heimatmuseum begeben sich die Besucher auch sonst auf eine Zeitreise zurück bis in das vorletzte Jahrhundert. Aber selten ist dieses Erlebnis so lebendig wie an diesem Abend. In einem unterhaltsamen Lichtbildvortrag präsentierte das Bergneustädter Original Horst Kowalski, vielen bekannt als „Karl von der Dörspe“ beim „Brunnenjespröök“ zum Stadtgeburtstag, vor 35 Zuhörern die Geschichte des Bergneustädter Bahnhofs.

Das erste Foto aus einer Festschrift noch vor der Jahrhundertwende zeigte das alte Gebäude bevor die Bahnstrecke in Betrieb gegangen war. Der Eisenbahnfan erläuterte, dass Derschlag 1887 von Ründeroth aus an das Schienennetz angeschlossen wurde. Danach hätten die Neustädter neun Jahre bis 1896 warten müssen, bis die Bahntrasse in der Stadt ankam. 1903 wurde die Strecke nach Olpe weiter ausgebaut.

Klos, Karambolagen und dicke Blöcke für den Eiskeller

Museumsleiter Walter Jordan erkundigte sich nach dem kleinen Backsteingebäude etwas abseits des Bahnhofs. „Das war das stille Örtchen – mit komplett getrennten Eingängen für Männlein und Weiblein“, erklärte Kowalski mit einem Schmunzeln. Preußisch korrekt präsentierte sich die Mannschaft des Bahnhofs auf dem nächsten Bild. Es folgten Fotos vom Lokschuppen, der später nach Olpe verlegt wurde, als Bergneustadt nicht mehr Endstation war, und von einem Unfall in den 20er Jahren, als ein Wagen beim Rangieren nach falscher Weichenstellung mit einem anderen kollidierte.

Schon als Kind gequengelt, wenn kein Zug in Sicht war

Zu sehen waren auch der mehrere tausend Liter fassende Wasserturm für die Dampflokomotiven und der „Öhler Teich“, aus dem die Eisblöcke geschnitten wurden, die dann im Eiskeller gelagert wurden. „Der neue Bahnhof in Bergneustadt – Ein Schmuckkästchen der Stadt“ titelte der Oberbergische Bote im August 1938. Damals sei lediglich die Fassade verschiefert und das Dach neu gedeckt worden, so Kowalski.

Von der Friedhofstraße gab es einen schönen Blick auf die Bahnlinie und die Telegrafenleitungen daneben. „Dort bin ich geboren, und schon mit zwei Jahren im Kinderwagen habe ich gequengelt, wenn meine Mutter weiterfahren wollte, ohne dass ich einen Zug gesehen hatte“, erinnert sich der heute 86-Jährige. Das sei für sie sicher nicht unproblematisch gewesen – bei nur neun Zugpaaren am Tag. „Aber diese Stelle hat meine Liebe zur Eisenbahn geprägt.“

Ein Höhepunkt war die Ankunft eines Eilzuges aus Paderborn

Weitere Fotos zeigten die von Krawinkel gesponserte Überdachung, damit sich die Belegschaft nicht erkältete, die Verladung von Weihnachtsbäumen und die Dampflok „Waldbröl“, die jetzt im Eisenbahnmuseum Dieringhausen stationiert ist.

Ein Highlight war der Eilzug aus Paderborn 1963 mit einer Delegation des Heimatvereins: „Da war Bergneustadt in der weiten Welt angekommen.“ Vollkommen überfüllt war der letzte Schienenbus am 28. Dezember 1976: „Der Zugführer hat in Wiedenest nicht einmal angehalten – aus Angst, bei der Steigung vor dem Wegeringhauser Tunnel nicht mehr anfahren zu können.“ Im Mai 1993 verließ dann der letzte Güterzug den Bahnhof, was Kowalski noch heute schwer bedauert: „Was danach kam, war nur noch eine Katastrophe.“ Mit Trennschneidern wurden die Schienen zerteilt, ein riesiger Bagger riss das Bahnhofsgebäude nieder, und zur 700-Jahr-Feier seien dann auch die restlichen Gleise schon zugeschüttet gewesen.

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Übrig geblieben ist die Ausstellung des Hobbyeisenbahners im Heimatmuseum: Unter dem alten Bahnhofsschild hat er Modelle von allen Züge arrangiert, die einst im Bergneustädter Bahnhof verkehrt haben.