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Welle der DankbarkeitBergneustädter Feuerwehr hofft nun auf höhere Mitgliederzahlen

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Schon während der Löscharbeiten auf dem Hömerich bedankten sich die Wasserfuhrer Bürger mit diesen Plakaten bei den Einsatzkräften aus der ganzen Region.

Bergneustadt – 5000 Euro von der Firma Gizeh, 400 Euro vom 80. Geburtstag eines Rentners, ein gemaltes Bild von einem Fünfjährigen, Beifall von Anwohnern des Einsatzortes am Mittwochabend auf dem Hackenberg oder auch in Gummersbach-Wasserfuhr, dazu viel Lob und Anerkennung in den sozialen Medien – die Bergneustadt Feuerwehr erfährt derzeit viel Wertschätzung aus der Bevölkerung. Nicht erst, aber vor allem auch nach dem mehrtägigen Einsatz beim Waldbrand auf dem Gummersbacher Hömerich wird den Feuerwehren im ganzen Oberbergischen Kreis Lob und Anerkennung wie selten zuvor gezollt.

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Das geschieht wohl auch, weil Corona ihre zumeist ehrenamtliche, aber professionelle Arbeit in diesen Wochen zusätzlich erschwert. „Als die Gizeh-Führung jüngst bei einem Einsatz auf ihrem Firmengelände gesehen hat, wie schwierig unsere Einsätze dadurch geworden sind, haben sich die Geschäftsführer Ralf Jung und Herbert Schlereth gemeldet und unserem Förderverein die Spende überweisen“, berichtet Bergneustadts Stadtbrandinspektor Michael Stricker, Feuerwehrchef und wie viele seiner oberbergischen Kollegen auch Ehrenamtler. Ein Teil des Geldes soll dem Wehrnachwuchs zugutekommen. Damit die Mitglieder von Kinder- und Jugendfeuerwehr, die seit den Corona-Beschränkungen nicht mehr üben können, die Verbindung zur Feuerwehr nicht verlieren, will Stricker ihnen Eis-Gutscheine schicken.

Zehntausende Stunden Arbeitsleistung

Was die Einsatzkräfte auf dem Hömerich und bei zum Teil vier parallel laufenden Brandeinsätze an Stunden leisteten, geht in die Zehntausende und hat enorme Kraft gekostet. 1551 der mehr als 1800 Einsatzstunden in der vergangenen Woche haben allein die am Hömerich-Einsatz beteiligten Bergneustädter Kräfte geleistet. Und am Samstag waren vier von ihnen noch zusätzlich nach Kotthausen gefahren, um im Brandschutzzentrum zu helfen, Schläuche und Gerätschaften des Großeinsatzes auf Vordermann zu bringen.

Gummersbachs Feuerwehrchef und Einsatzleiter Detlef Hayer, dessen Leute auf dem Hömerich die größte Last zu schultern hatte, bekannte gegenüber NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser bei deren Besichtigung der Einsatzstelle am Donnerstag: „Morgen noch so einen Einsatz würden wir nicht schaffen. Die Kräfte sind aufgebraucht.“

Sympathiewelle ummünzen in neue aktive Mitglieder

Und sicher wünscht sich nicht nur Michael Stricker, dass sich die Sympathiewelle für die Feuerwehr ummünzt in neue aktive Mitglieder, „eigentlich erwarte ich das sogar“, sagt er. Mit Kinder- und Jugendfeuerwehr ist seine Wehr im Prinzip schon gut aufgestellt. Was ihm fehlt, sind die Eintritte junger Leute zwischen 18 und 24 Jahren in die Feuerwehr: „Die Aktiven werden weniger, die Aufgaben aber mehr und vielfältiger.“ Die Zeiten, da die Vorgänger des Autozulieferers Martinrea an der Othestraße noch zweieinhalbtausend Beschäftigte und genug potenziellen Feuerwehrnachwuchs hatten, sind lange vorbei.

Die Heinen-Esser-Visite auf dem verkohlten Hömerich nahm nicht nur Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein zum Anlass, um von der Landesregierung mehr Unterstützung für die Kommunen als Träger der ehrenamtlichen Feuerwehren zu fordern. Stricker mahnt, das Land müsse den Kommunen dringend bessere, geländegängige Fahrzeuge mit reichlich Wasser an Bord für die Waldbrandbekämpfung zur Verfügung stellen.

Auf dem Hömerich hatten sich die Flugfeldlöschfahrzeuge der Bundeswehr und die Wasserwerfer der Polizei als hilfreich und in besonders kritischen Phasen des Einsatzes als entscheidende Hilfsmittel erwiesen. Auch Kreisbrandmeister Wilfried Fischer erklärte bereits, der Kreis werde prüfen, ob er Spezialfahrzeuge für den Waldeinsatz anschaffen könne.