Bergneustadt gibt grünes LichtEine Siedlung, die sich selbst versorgt
Bergneustadt – Jeder redet über die Rettung des Klimas – wie klimaschutzfreundliches Wohnen tatsächlich aussehen könne, wolle die Stadt Bergneustadt nun ganz konkret zeigen, sagt Bürgermeister Matthias Thul. Am Montagabend hat der Bau- und Planungsausschuss mehrheitlich (bei einer Gegenstimme) den Aufstellungsbeschluss für eine Klimaschutzsiedlung auf dem Wiebusch beschlossen.
In dem rund 28 700 Quadratmeter großen Plangebiet am nordöstlichen Rand von Hackenberg sollen nach derzeitiger Planung zwischen 30 und 45 Ein- und Mehrfamilienwohnhäuser sowie ein Bereich mit einigen sogenannten Tiny Houses entstehen. Thul bezeichnet das Vorhaben als richtungsweisend und bislang einzigartig im Oberbergischen.
Solinger Unternehmer als Investor
Als Investor hat die Stadt das Solinger Unternehmen Eikamp gewonnen, das mit Klimaschutzsiedlungen bereits Erfahrung hat. Im Kern geht es darum, die Wohngebäude mit einer autarken Versorgung auszustatten, die ohne fossile Brennstoffe wie Erdöl und Erdgas auskommt. So soll ein Kalt-Nahwärmenetz für Heizung und Warmwasser gebaut werden, für das im Plangebiet mehrere Erdwärmebohrungen durchgeführt werden. Für jedes Haus soll eine Photovoltaikanlage Pflicht sein. Die dort gewonnene Energie, die im Sommer nicht benötigt wird, soll für Herbst- und Wintertage in einem kleinen Speichergebäude gebunkert werden. Thul weist allerdings darauf hin, dass es voraussichtlich nicht möglich sein wird, mit diesem Speicher über den ganzen Winter zu kommen: „Ab einem Tag X wird wahrscheinlich Strom dazugekauft werden müssen.“
Besonders energieeffizient
Die Häuser sollen besonders energieeffizient errichtet werden, mit ökologisch-nachhaltigen Baustoffen und besonders guter Dämmung. Denkbar sei etwa eine Holzrahmenbauweise, erklärt Thul: „Im Rahmen der Bauleitplanung muss sich die Politik noch festlegen, nach welchen Kriterien gebaut werden soll.“ Stein- und Schottergärten sollen in der Klimaschutzsiedlung tabu sein, sondern naturnahe und insektenfreundliche Umlagen entstehen.
In einem kleineren Teil der Siedlung sollen Tiny Houses einen Platz bekommen. Diese Minihäuser sollen den Zielen des flächensparenden Bauens Rechnung tragen. Die Frage sei, wie stark die nachgefragt werden, sagt Thul: „Wie viele große Häuser entstehen, hängt davon ab.“
Erste baurechtliche Schritte
Nachdem die Politik jetzt die ersten baurechtlichen Schritte in die Wege geleitet hat, soll der Investor das Gebiet erschließen. Dabei geht es zunächst darum, die Grundstücke zu kaufen. Nur ein Teil gehört der Stadt, einige aber Privatleuten. Mit denen habe die Stadt bereits Gespräche geführt, sagt Thul: „Ein Großteil will verkaufen. Andere wollen Eigentümer bleiben und sich an den Entwicklungskosten beteiligen.“ Ziel sei es, das Gebiet binnen 18 Monaten ab jetzt mit Straßen und Kanal auszustatten, sodass dann die ersten Häuser gebaut werden können.
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Bürgermeister Thul rechnet mit einem großen Interesse bei potenziellen Häuslebauern, die ersten Anfragen lägen ihm bereits vor. Deswegen solle sich die Politik auch Gedanken machen, wie die Vermarktung der Grundstücke geordnet ablaufen soll. Die solle möglichst nicht nach dem Windhundprinzip laufen – denkbar sei vielmehr ein Punktesystem, nach dem Bewerber ausgewählt werden. Die Stadt will für Interessenten zur passenden Zeit Kontaktdatenveröffentlichen.