AboAbonnieren

Bergneustädter MoscheeIndustriebetriebe kündigen Unterstützung für Umzug an

Lesezeit 3 Minuten

Skizze der Moschee: So könnte das Bauwerk irgendwann aussehen. Zunächst muss aber eine Einigung in der Standortfrage erzielt werden.

Bergneustadt – Wohl selten waren sich der Bergneustädter Moscheeverein und die Industriebetriebe in seiner Nachbarschaft so einig wie im Moment: Beide wollen, dass die Moschee aus der Wiesenstraße aufs Gelände des Hagebaumarkts an der Brückenstraße wechselt. Namens der sieben Unternehmen kündigte Stefan Kuxdorf, Co-Geschäftsführer der metallverarbeitenden Hermann Schürfeld GmbH, am Montagabend erbitterten Widerstand gegen alle Versuche an, den Wegzug der Moschee zu blockieren.

Genau das aber ist Ziel eines gemeinsamen Antrags von CDU, UWG und Grünen zur Ratssitzung am Mittwoch nächster Woche (wir berichteten): Das Hagebau-Areal soll komplett als Gewerbegebiet ausgewiesen werden, dem Vernehmen nach gibt es einen potenten gewerblichen Käufer, der die ganze Fläche übernehmen will. Im Gegenzug soll der Moscheeverein dabei unterstützt werden, das jetzt als Gotteshaus genutzte Fabrikgebäude zu einer angemessenen Religionsstätte umzubauen.

„Der Moscheebau soll gezielt sabotiert werden“

Der Überraschungscoup der drei Fraktionen vom vergangenen Freitagabend sorgte bei der ersten Gelegenheit im Bau- und Planungsausschuss am Montagabend für eine zum Teil hitzige Debatte. Die Fronten erwiesen sich schnell als verhärtet: Wolfgang Lenz (FDP) ließ das Thema auf die Tagesordnung setzen und erläuterte in einer längeren Erklärung, dass beim Wechsel der Moschee aufs Hagebau-Gelände die Stadt in der Summe nur wenig Gewerbefläche einbüße, dafür aber ein seit Jahrzehnten schwelendes Problem endlich gelöst bekomme. Lenz sparte nicht mit Kritik am Moscheeverein, der in der Vergangenheit viel falsch gemacht habe. „Aber wir waren einer Lösung noch nie so nahe wie jetzt“. Sein deutlich geäußerter Verdacht: Den drei „Blockadeparteien“ gehe es gar nicht um die Gewerbeflächen und Steuereinnahmen, sondern darum, eine neue Moschee zu verhindern und die bestehende an der Wiesenstraße „vor die Wand zu fahren“.

Abgesehen von Mehmet Pektas, den Chef der FWGB-Fraktion, stand Lenz aber auf verlorenem Posten. Pektas warf der Ratsmehrheit Sabotage der Moscheepläne und der UWG-Fraktion samt ihrem Vorsitzenden Jens-Holger Pütz vor, am rechten Rand des Spektrums zu fischen und in Wahrheit prinzipiell gegen eine Moschee zu sein.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die SPD war den beiden keine große Hilfe: Sie begrüßte die Idee eines Gewerbeparks an der Brückenstraße, anerkannte die Probleme an der Wiesenstraße und fand, ein ganz neuer Standort im Stadtgebiet wäre eigentlich die beste Lösung (so Ausschussvorsitzender Detlef Kämmerer). Wo der sein soll, blieb offen.

Die drei Antragsteller versteiften sich darauf, dass Bergneustadt dringend neue Gewerbeflächen und die damit hereinkommenden Steuereinnahmen brauche, wie CDU-Fraktionsvorsitzender Reinhard Schulte sagte. Roland Wernicke (Grüne) fand, wenn die neue Moscheefläche genauso groß sei wie die jetzige, könne die Moschee auch an der Wiesenstraße bleiben. UWG-Sprecher Pütz argumentierte mehrgleisig: Neben dem wirtschaftlichen Nutzen für die Stadt durch ein Gewerbegebiet auf dem Hagebau-Gelände müsse der Bau einer Großmoschee mit überregionaler Ausstrahlung verhindert werden. Nach seinen Berechnungen wolle der Verein, gesteuert durch die Religionsbehörde Ditib, eine bis zu 2000 Quadratmeter große Moschee mit vier Minaretten und Platz für mehr als 1200 Menschen bauen – viel zu groß für Bergneustadt. Er habe große Lust, ein Bürgerbegehren gegen einen Moscheebau zu starten, so Pütz, die UWG sei aber bereit mitzuhelfen, dass der Verein einen Umbau an der Wiesenstraße hinbekomme.

Die anderthalbstündige Debatte am Montagabend war nur der Auftakt: Im Vorfeld der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses heute ist der Moscheeverein eingeladen, seine Pläne vorzustellen. Ob er das angesichts der jüngsten Entwicklung noch tut, war am Dienstagnachmittag noch offen.

Der Moscheebau wird in jedem Fall am Mittwoch nächster Woche in der Stadtratssitzung noch einmal Thema werden.