Bei den zehnten Liedermachertagen gab es „Fortuna Ehrenfeld“ und einen musikalischen Blick auf Zeiten in Bergneustadt zu erleben.
Poesie und KlangDie Band „Fortuna Ehrenfeld“ trat im Bergneustädter Krawinkelsaal auf
Wer hätte gedacht, dass die Zukunft mal melancholisch bis tieftraurig, dann wiederum komisch bis komplett absurd erscheinen wird? „Als unsre Gegеnwart Science-Fiction war“ ist ein Song auf dem aktuellen Studio-Album „Glitzerschwein“ des Kölner Musikwissenschaftlers, Komponisten und Texters Martin Bechler. Bei den zehnten Liedermachertagen gab es jetzt ihn, seine Band „Fortuna Ehrenfeld“ und seinen musikalischen Blick auf die Zeiten im Bergneustädter Krawinkelsaal zu erleben.
Klanglich umrahmt von Rhythmen aus Rock, Chanson, Punk oder den Sphärenklängen der 1980er, landeten die Lieder oft bei der Liebe und dem Kummer und Schmerz in ihrem Gepäck: „Ich hab’ schon vergessen, wie einsam ich bin“ oder „Es gibt nichts, was mich hält, ich such dich in jeder Kaschemme der Welt“, textet und singt Bechler.
Fortuna Ehrenfeld: Gäste verbrachten das Konzert tanzend statt sitzend
Seine Poesie ist nicht glatt, nicht gefällig und reibungsfrei. Bei ihr treffen sich Wörter, die vermeintlich nicht in einen Satz gehören. Wie im Song „Straßen lang wie Segeltau“, in dem der Glanz aus den Augen schimmelt und aus den Beinen Schritte stolpern. Scheinbar sonderbar, doch die Gäste im Krawinkelsaal fühlen, was gemeint ist. Viele von ihnen hatten sich gar nicht erst auf die Stühle in den Sitzreihen niedergelassen, sondern das Konzert von Beginn an tanzend am Bühnenrand verbracht.
Zum Auftakt gab der in Nümbrecht aufgewachsene Martin Bechler ein halbstündiges Solokonzert am Klavier. Dem folgte ein Duett mit dem kanadischen Musiker Montgomery Warren. „Er ist der Mann meiner Cousine, mit dem ich schon vor 30 Jahren mal eine Platte aufgenommen hatte“, erzählte Bechler in Bergneustadt. Mehr als vier Jahrzehnte ist es her, dass Musiker Bechler in Nümbrecht sein erstes Kölsch getrunken und seinen ersten Auftritt beim Kinderkarneval hatte.
Auf seine Kindheit im Oberbergischen blickte er mal bei einem Interview mit unserer Zeitung gerne zurück: „Ich hatte hier eine behütete, wundervolle Kindheit.“ Und dann hielt beim Konzert in Bergneustadt auch die Zukunft in seinem Lied „Als unsre Gegеnwart Science-Fiction war“ ein scheinbar wundervolles Ende bereit: „Alles, was ich suchte, konnt' ich in dir finden. Lass mich nochmal schaun. Und dann lass mich erblinden.“