Matthias Thul (44, CDU) ist seit dem Herbst 2020 Bürgermeister der Stadt Bergneustadt. Im Interview spricht er über die großen und kleinen Vorhaben für 2025.
InterviewBergneustadts Bürgermeister Matthias Thul sieht Politik nicht als „One-Man-Show“
Herr Bürgermeister, welches Projekt muss bis Ende 2025 erledigt sein?
Matthias Thul: Wir haben im neuen Jahr viel vor. Ich möchte Klarheit in Sachen Ärztehaus: Wo soll das Medizinische Versorgungszentrum hin, wie viele Ärzte machen mit und im Optimalfall werden wir 2025 auch einen Eröffnungstermin benennen können. Dann wird der Talpark bis zum Sommer endgültig fertiggestellt, es fehlt ja zum Beispiel noch die Seilbahn. Und wir werden uns darum kümmern, dass unser schicker neuer Talpark nicht zu einem Ort für Trinker und Junkies verkommt, das wollen wir unter anderem mit neuer Beleuchtung und veränderter Betreuung durch unsere Mitarbeiter steuern. Außerdem soll das neue Wohngebiet Wiedenest-Süd Gestalt annehmen, die Grundstücke rund um den alten Bahnhof wollen wir in diesem Jahr vermarkten. Gleiches gilt für die Gewerbegrundstücke in Dreiort, da ist die Nachfrage erfreulicherweise jetzt schon größer als die Grundstückszahl. Der Rat wird nun Kriterien beschließen, nach denen wir die Unternehmen dann auswählen.
Am 29. Januar bringen Sie den Haushaltsentwurf für das laufende Jahr in den Stadtrat ein. Vor einem Jahr gab es überraschend positive Prognosen vom Land.
Das wird diesmal leider nicht so sein, wir werden in die Haushaltssicherung fallen. Wichtig ist mir, dass wir als Stadt nicht für das Haushaltsdefizit verantwortlich sind. Obwohl die Erträge aus unserer Gewerbesteuer immer weiter steigen, reichen sie nicht, um die Aufwendungen zu decken. Natürlich kann man auf den Kreis, das Land und den Bund schimpfen, das muss man auch. Wahr ist aber auch: Wenn dort weniger Geld zur Verfügung steht und neue Aufgaben erfüllt werden müssen, kann eben auch weniger verteilt werden.
Kurz vor Weihnachten hat sich der Stadtrat bei der Grundteuer B für das differenzierende Modell entschieden, vor dem Sie gebetsmühlenartig gewarnt hatten. Nehmen Sie das den Stadtverordneten krumm?
Überhaupt nicht. Die Bergneustädter Politik ist keine One-Man-Show. Es ist Aufgabe des Stadtrates, Argumente zu diskutieren und Beschlüsse zu fassen. Mich hat einfach die Sorge um die Rechtssicherheit getrieben. Wenn eine Klage gegen die Differenzierung Erfolg hat, müssen wir 5,7 Millionen Euro Einnahmen pro Jahr irgendwoher bekommen.
In Ihrem letzten Jahresausblick haben Sie die Entwicklung des früheren Extra-Markt-Geländes als ein wichtiges Ziel ausgegeben. Was tut sich dort?
Wir haben das Areal inzwischen gekauft und werden im Frühjahr ein komplettes Nutzungskonzept dazu vorlegen, das hoffentlich die Unterstützung des Stadtrates findet.
Und im ehemaligen Schullandheim in Dreiort?
Teile werden aktuell vom Bosnischen Kulturverein Bergneustadt genutzt, der sich jüngst gegründet hat. Dort sind 41 Familien Mitglied, sie schauen in dem Gebäude regelmäßig auch nach dem Rechten. Den Erwerb des Komplexes könnte man als vorbeugenden Kauf bezeichnen. Die Gelegenheit war günstig und das Land hatte seine Finger schon danach ausgestreckt, um daraus eine Unterkunft für mehrere hundert Geflüchtete zu machen. 2025 werden wir die Folgenutzung klären müssen.
Wo investiert Bergneustadt 2025 in den Nachwuchs?
Der Ausbau der Offenen Ganztagsschule in Wiedenest muss meiner Meinung nach 2025 beginnen. Für den Hackenberg beginnt die Planung. Außerdem wird es einen neuen Kindergarten mit fünf Gruppen im Zentrum geben, der Kreis sucht aktuell nach einem Träger.
Gibt es im Kalender 2025 einen Termin, auf den Sie sich persönlich besonders freuen?
Den 724. Stadtgeburtstag im Mai werden wir diesmal mit einem größeren Festzug und üppigerem Programm als gewöhnlich feiern – schließlich wird das die Generalprobe für das große Jubiläum im kommenden Jahr.
Letzte Frage: Bislang gibt es in der Stadt niemanden, der offiziell seine Kandidatur für die Bürgermeisterwahl im kommenden Herbst angekündigt hat. Treten Sie nochmal an?
Ich werde meine Entscheidung dazu erst Ende Januar bekanntmachen.