Viele kennen ihn von Dittsche und Texas Lightning. Jon Flemming Olsen ist aber eigentlich ein sensibler Liedermacher. Allemal kann er erzählen.
LiedermacherJon Flemming Olsen will Bergneustadt überraschen
Jon Flemming Olsen (59) wurde bekannt als Gitarrist der von ihm gegründeten Country-Band Texas Lightning. Diese vertrat Deutschland beim Eurovision Song Contest 2006 mit dem Song „No No Never“. Von 2004 an spielte er zudem an der Seite von Olli Dittrich in der Serie „Dittsche“ den Imbisswirt Ingo. Im Jahr 2009 reiste Olsen einen Monat durch Deutschland, um der Magie der deutschen Imbissbude nachzuspüren und schrieb darüber ein Buch. 2014 veröffentlichte der Hamburger Musiker dann sein erstes deutschsprachiges Soloalbum „Immer wieder weiter“. Heute Abend, 20 Uhr, tritt er im Bergneustädter Schauspiel-Haus auf. Reiner Thies sprach mit ihm über seine abwechslungsreiche Karriere.
Zunächst eine kulinarische Frage an den gebürtigen Düsseldorfer: Haben sie es bei Ihrer Tour durch die deutsche Imbisslandschaft auch einmal ins Bergische Land geschafft?
Olsen: Ich habe ja in jedem Bundesland nur einen Imbiss besucht, der sich bei meinen Recherchen als besonders angeboten hat. In NRW war es der „Glückauf-Grill“ in Dorsten, den es auch heute immer noch gibt.
Wenn Sie als Promi identifiziert werden, dann eher wegen Texas Lightning oder als Dittsches Ingo?
Der Ingo hat bei den Menschen eine größere Haftkraft, einfach schon weil es das Format so lange gegeben hat. „Dittsche“ war stolze 18 Jahre lang im WDR zu sehen, jetzt nicht mehr, was sowohl Olli als auch ich sehr schade finden. Im Privatleben trage ich ja eine Kein-Haar-Frisur, deshalb werde ich nicht allzu oft als Ingo erkannt. Aber wenn, dann sind es fast immer sehr angenehme Begegnungen.
In Ingos Imbisslokal hatten viele Promis Cameo-Auftritte, darunter Thomas Gottschalk und Rudi Carrell. Wer von diesen hat die Prominenz gut verkraftet?
Ach, die allermeisten der prominenten Gäste waren sehr sympathisch, mir fallen spontan Bela B., Klaus Meine oder Uwe Seeler ein. Vor allem aber Reinhard Mey, mit dem mich bis heute eine Elektrobrieffreundschaft verbindet, in der wir uns gegenseitig unsere neue Musik vorstellen. Einige Unsympathen gab es aber auch durchaus. Die waren immer daran zu erkennen, dass sie die die Crew nicht ansahen und nicht begrüßten.
Reinhard Mey ist ja ein klassischer Liedermacher, diese Tradition hört man auch in ihrer Musik.
Der Begriff „Liedermacher“ betont ja das handwerkliche daran, ich mag das durchaus.
Was man in den Songs ihrer Soloalben immer weniger findet, ist Country. Hatte sich das Thema nach den Jahren mit Texas Lightning erledigt?
Die Band gab es ja schon lange, als die völlig unerwartete Teilnahme beim Eurovision Song Contest kam. Es folgte eine Achterbahnfahrt, die ich nicht missen möchte. Aber der Druck auf die Band nach dem Riesenhit war groß, am Ende habe ich mich in dem Zirkus einfach nicht zu Hause gefühlt und dann 2008 die Konsequenzen gezogen. Erst dadurch war die Bahn innerlich für mich frei, auf Deutsch zu schreiben. Die Instrumentierung des ersten Albums war zwar noch stark vom Bluegrass geprägt. Aber ich hab nie versucht, Country-Musik auf Deutsch zu schreiben. Am Anfang war ich selbst ein bisschen überrascht davon, wie wenig Country dabei rauskam.
Man hört viel Beatles und fühlt sich an die Anekdote erinnert, laut der es für Sie ein Erweckungserlebnis war, im Plattenregal der Eltern das Beatles-Album „Revolver“ zu entdecken. Sind John und Paul noch der Goldstandard?
Absolut, die Beatles sind unübertroffen im Großraum Rock- und Popmusik. Ich höre auch viel aktuelle Musik und stöbere nicht nur im Ewiggestrigen. Aber die Beatles stehen einfach auf einem eigenen Sockel.
Wie weit ist das neue Album gediehen?
98 Prozent der Aufnahmen sind fertig, jetzt muss ich sichten, aussortieren und mischen. Ich gehe davon aus, dass die Songs im Frühling herauskommen. Es ist ein opulenter Haufen von musikalischen Äußerungen, es gibt eine solide Bass-Schlagzeug-Begleitung, viele E-Gitarren und wieder bis zu 20 Streicher. Ich wollte aus dem Vollen schöpfen, ohne konzeptionelle Handbremse und ohne Rücksicht auf meine Solodarbietung. Ich habe das Gefühl, einen großen Schritt gemacht zu haben. Einen großen Teil der neuen Lieder spiele ich live in Bergneustadt.
Was erwartet die Zuhörer ansonsten im Schauspiel-Haus?
Meine Konzerte sind emotional und nachdenklich, aber auch freud- und humorvoll, auf jeden Fall unterhaltsam. Ich mag die spontane Interaktion mit dem Publikum. Hinterher kommen oft Leute zu mir an den CD-Stand, um mir mitzuteilen, dass sie ein Lied besonders berührt hat. Das ist für mich immer am schönsten. Viele Leute kennen meine Musik nicht und kommen aus Neugier. Und die allermeisten sind gottseidank positiv überrascht.