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Braukurs-ComedyMichael Jovy vermittelt die Kunst des Brauens auf lustige Weise

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann hält vor einem Publikum ein Bierglas in der Hand in die Höhe und zeigt darauf.

Kölsch und Pils unterscheidet nicht nur das Trinkglas. Michael Jovy ist Braumeister und Comedian zugleich und erklärte die Feinheiten so fachkundig wie unterhaltsam.

Michael Jovy aus Gummersbach-Derschlag ist Braumeister. Sein Wissen verbreitet er auf humorvolle Weise, nämlich als „Braukurs-Comedy“.

„Ernährung kann so leicht sein“, sagt Michael Jovy. „Um den täglichen Kalorienbedarf eines Mannes zu decken, werden genau fünf Liter Bier benötigt. Bei nur vier Litern nimmt man ab, bei sechs Litern zu – so einfach ist das.“

Der Derschlager weiß, wovon er redet, er ist Braumeister. Sein Wissen verbreitet er auf humorvolle Weise, nämlich als „Braukurs-Comedy“. Mit seinem Programm tourt er seit einigen Jahren quer durch Deutschland, an diesem Abend gastiert er in der urigen Schankstube des Jägerhofs in Bergneustadt. Dort führt Jovy aus, dass der Gerstensaft das gesündeste Lebensmittel überhaupt sei: „Wenn Du zehn Liter Wasser trinkst, bist Du tot, zehn Liter Bier habe ich ohne Probleme überlebt.“ Auch in der Bibel sei an keiner Stelle die Rede davon, dass die Menschen Wasser trinken: „Das hat Jesus extra vorher in Wein verwandelt.“

Rund 40 Zuhörer lauschen dem humorvollen Vortrag in Bergneustadt

Auf amüsante Weise erläutert er den knapp 40 Teilnehmern die benötigten Zutaten: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Dabei demaskiert er Wortschöpfungen wie „Premium-Felsquellwasser“ als Erfindung der Marketingabteilungen: „Morgens ist die gleiche Flüssigkeit mein Duschwasser, für die Blumen nenne ich es Gießwasser und sobald ich Bier mache, ist es eben Brauwasser.“

Dazu kommt dann Malz, gekeimte und dann getrocknete Gerste, in verschiedenen Sorten und Röstgraden, was die Farbe und den Geschmack bestimmt. Sein derzeitiges Frühstücksbier habe er mit Schokoladenmalz gebraut, Kaffee trinke er prinzipiell nicht, versichert der Experte: „Für eine Tasse Kaffee werden bei der Herstellung mehr als 100 Liter Wasser benötigt, beim Bier sind es nur vier – Ökologie fängt zu Hause an.“

Bierbraukunst: Publikum darf sich selbst an der Schrotmühle versuchen

Vor dem Einmaischen muss das Malz jedoch geschrotet werden. Schwungvoll dreht Andrea Martel aus dem Publikum die Kurbel der Schrotmühle, bis zwei Kilogramm zerkleinert sind, die für zehn Litern Bier benötigt werden. Beim Aufheizen im Einkochtopf, merkt Jovy an, sei bei 62 und 71 Grad eine Pause von fünf Minuten einzulegen, um den Enzymen Zeit zu geben, Stärke in Zucker umzuwandeln: „Länger nützt nichts. Das ist wie beim Rasenmähen – wenn der einmal ab ist, braucht man nicht noch einmal drüberfahren.“

Der Jodtest („Wenn et nit mieh blau es, dann es et joot“) zeigt die vollständige Verzuckerung der Maische an, danach geht es ans Läutern durch ein grobes Sieb, wobei die festen Bestandteile des Suds von den flüssigen getrennt wurden. Nach weiterem Erhitzen gibt Jovy Hopfen hinzu, der dem Bier sein Aroma und die typische Bitterkeit verleiht. Allerdings, erfahren die Zuhörer, gebe es inzwischen sogar Zuchtsorten mit einem intensiven Mandarinenaroma.

Der Comedian nutzte die Zeit des einstündigen Kochens, um die Funktion der Hefe, die den Zucker in der Flüssigkeit zu Alkohol und Kohlendioxid verstoffwechselt, zu erklären: „Die macht nichts anderes als Pipi, Pupsen und sich vermehren.“ Dabei sei es wichtig, die passende Hefe zu verwenden: „Backhefe erzeugt keinen Geschmack – für Pils, Kölsch oder Weizen gibt es jeweils eigene Typen.“

Nach der einwöchigen Hauptgärung in einer offenen Wanne könne das Bier dann in Flaschen gefüllt werden, damit es bei einer Nachgärung noch etwas Druck aufbaut, empfiehlt Jovy. Weitere zehn Tage später müsse das Bier kalt gelagert werden. Mit einem Schmunzeln erklärte er: „Das ist für mich das Heizsystem der Zukunft – in jedem Raum ein Bierkühlschrank.“