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Kommentar

Kommentar zu Nazi-Parolen
Wer „Ausländer raus“ brüllt, hat die Seele des Karnevals nicht begriffen

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Ein Clown jubelt während des Rosenmontagsumzuges.

Im rheinischen Karneval ist für vieles Platz – aber nicht für dumpfe Parolen aus der rechten Ecke, findet unser Redakteur.

Gleich zweimal wurde eine Partyhymne in Oberberg für Nazi-Parolen gekapert. Dazu ein Kommentar von unserem Redakteur Florian Sauer.

Dass die fünfte Jahreszeit auch hässliche Seiten hat, weiß jeder, der im Rheinland geboren und aufgewachsen ist, oder zumindest länger als eine Session hier gelebt hat. Und trotzdem ragen rechte Parolen aus den unschönen Begleiterscheinungen des Fasteleers besonders heraus, sie sind für das Brauchtum wie ein Schlag in die Magengrube. Denn wer im Kostüm „Ausländer raus“ brüllt – und zwar ganz gleich, ob er tatsächlich ideologisch verbohrt ist oder bloß das nachplärrt, was ihm Youtube vorgekaut hat – der hat die Seele des Karnevals nicht im Ansatz begriffen.

Der Karneval ist die Speerspitze der Offenheit, der Fröhlichkeit und der Toleranz, die uns von vielen Regionen Deutschlands unterscheidet. Unter Jecken wird jeder zum Schunkeln untergehakt, gerade diejenigen, die anders aussehen, die anders lieben oder anders sprechen. Sind rechte Parolen in einer Diskothek an irgendeinem Tag im Jahr schon reichlich dümmlich, so blamieren sich die Pöbler im Karneval damit bis auf die Knochen.

Natürlich gibt es nun Menschen, die Strafverfahren wegen Volksverhetzung für übertrieben halten. Schließlich sei die Musik ja laut gewesen, die Rufe habe kaum jemand gehört. Ihnen sei ein Blick in die Chronik des Kölner Karnevals ab dem Jahr 1933 empfohlen – lustig war damals gar nichts mehr. Liebe Leute, feiert den Fasteleer. Und macht eure Augen auf!