Der ehemalige Museumsleiter Walter Jordan hatte ins Bergneustädter Heimatmuseum zur Sprichwörter-Führung geladen.
Volles HausSprichwörter-Führung im Heimatmuseum Bergneustadt
Das hatten die Veranstalter nicht auf dem Schirm: Viel mehr Besucher als erwartet kamen am Sonntagnachmittag ins Bergneustädter Heimatmuseum, um bei einer Sprichwörter-Führung die Hintergründe von Redewendungen zu erfahren. Weil die knapp 50 Gäste zu viele für die geplante Führung waren, lud Gastgeber Walter Jordan nur zu einem „gefühlten Museumsrundgang“ ein, bei dem die Zuhörer für einen Vortrag im großen Trauzimmer Platz nahmen. Das Eintrittsgeld wurde dann auf originelle Weise in einem Klingelbeutel eingezahlt, der durch die Reihen wanderte.
Lehrstuhl für Sprichtwörter
Der frühere Museumsleiter Walter Jordan erklärte, dass Sprichwörter stets dem Wandel der Zeit unterliegen, sich über die Jahre verändern und manche auch ganz in Vergessenheit geraten. In der Berliner Universität gebe es sogar einen Lehrstuhl für Sprichwörter.
Thematisch geordnet wurden die Sprichwörter und Geschichten nach den Räumen, die es im Heimatmuseum zu sehen gibt. So findet man im Wohnbereich die Erklärung für den Ausspruch „Auf den Hund gekommen“: In vielen alten Truhen, in denen die Aussteuer, wie wertvolle Tücher, untergebracht waren, fand man auf dem Boden einen aufgemalten Hundekopf, der sozusagen als Bewacher dort diente, erklärte Jordan. War alles Wertvolle in der Truhe aufgebraucht oder in Notzeiten verkauft, sah man den Hundekopf – und man war auf den Hund gekommen. „Auch der Ausspruch ,gut betucht' stammt aus diesem Zusammenhang“, sagte Jordan.
Anhand von Museumsstücken wurden Begriffe wie „Dröppelmina“ aufgeschlüsselt (der tropfenden Kaffeekanne). Anhand eines Gemäldes, das eine Frau zeigt, erklärte Walter Jordan Redewendungen, die sich um die Beziehung zwischen den Geschlechtern drehen – wie „Einen Korb geben“ und „Um die Hand anhalten“.
Der Gastgeber verstand es, seine Erklärungen mit viel Humor zu versehen, viele Anekdoten sorgten für Lacher in den voll besetzten Reihen. Etwa als Jordan den alten Spazierstock seines Großvaters in der Hand hielt. Wenn man nämlich bei diesem besonderen Modell den Griff abschraubt, kann man aus dem Inneren einen Glaseinsatz herausziehen, in dem in früherer Zeit Hochprozentiges eingefüllt war. Bei der Sonntagsmesse hatte sich der ältere Herr so die Zeit verkürzen können.
Die Gäste hatten noch Fragen
Zum Abschluss wurden dann noch mehrere Fragen der Gäste nach der Bedeutung von bestimmten Sprichwörtern beantwortet. Walter Jordan blieb dabei keine Antwort schuldig. Er hatte auch noch einen Ausspruch auf Nyestädter Platt parat: „Eck kann doch nich Schloot reihn un bi et Führ sein“ (Ich kann doch nicht zwei Dinge auf einmal tun).