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Besondere UmständeEin ganz persönlicher Blick auf die Abitur-Prüfungen

Lesezeit 5 Minuten

Sophia Berger ist Abiturientin 2020. In diesem Jahr war alles anders...

Wipperfürth – Mein Wecker klingelt. Es ist Mittwochmorgen, 6.30 Uhr. Ich brauche ein paar Minuten bis ich realisiere, dass ich heute meine erste Abiturprüfung schreiben werde. Langsam werde ich wach und zu meinem Erstaunen stelle ich fest, dass ich kein bisschen aufgeregt oder nervös bin. Vielmehr bin ich gespannt, wie die Prüfung wohl so wird und welche Themenbereiche abgefragt werden. Ich freue mich sogar ein wenig, dass ich nach dem vielen Lernen und dem langen Warten endlich mit den Prüfungen anfangen kann.

Heute steht die Klausur im Fach Deutsch an – meinem Leistungskurs. In der Schule angekommen, steht ein Kreuz mit einem Korb davor am Haupteingang. Hier hat unser Schulpfarrer und Jugendseelsorger Stephan Berger eine kleine „Abi-Oase“ aufgebaut, an der meine Mitschüler und ich die Möglichkeit haben, kurz inne zu halten und Kraft zu tanken. Wer möchte, kann auch einen Zettel mit einem Gebet oder Wunsch in den Korb legen. Ich gehe weiter in den Schulflur. Hier empfangen uns die ersten Lehrer. Sowohl die Lehrer als auch wir Schüler tragen alle einen Mundschutz. Die Situation gibt ein ungewohntes Bild ab. Doch trotzdem nehme ich die Atmosphäre weiterhin als relativ locker und entspannt wahr. Auch die meisten meiner Mitschüler wirken noch sehr gelassen.

„Schade, meine Lieblingsthemen sind nicht dabei“

Aufgrund der Hygienemaßnahmen werden wir Schüler in kleine Gruppen und auf verschiedene Räume aufgeteilt. Ich schreibe mit vier weiteren Schülern in einem Raum. Kurz bevor die Prüfungen ausgeteilt werden, unterhalten wir uns und lachen über irgendeine lustige Bemerkung. Die Situation ist viel entspannter, als ich sie mir immer vorgestellt habe. Doch nicht alle Schüler nehmen ihre erste Abiturprüfung als so gelassen wahr: „Vor meiner ersten Prüfung war ich unterbewusst anscheinend so aufgeregt, dass ich die halbe Nacht nicht schlafen konnte. […]Hingegen war ich bei den anderen drei Prüfungen gar nicht mehr aufgeregt und bin in diese immer mit positiven Einstellungen reingegangen“,erzählt mein Mitschüler Florian Ziegler. Um kurz vor 9 Uhr kommt Walter Krämer, unser Schulleiter, in den Raum, spricht ein Gebet, teilt die Prüfungen aus und wünscht uns allen viel Erfolg. Auch die Tage zuvor erreichten mich viele Nachrichten von Freunden, Familie und Bekannten, die mir viel Glück und Erfolg wünschten.

Bevor die eigentliche Prüfungszeit beginnt, bekommen wir eine halbe Stunde Zeit, um zwischen drei verschiedenen Prüfungen auszuwählen. „Schade, meine Lieblingsthemen sind nicht dabei“, denke ich. Letztendlich entscheide ich mich für eine Prüfung zum Thema Sprache. Nach rund vier Stunden und 45 Minuten Auswahl- und Prüfungszeit gebe ich die Klausur ab und bin glücklich, dass ich es geschafft habe. Zuhause falle ich müde in mein Bett. Am nächsten Tag stand für mich meine Prüfung im Leistungskurs Religion an. Hier empfand ich die Stimmung und Atmosphäre ähnlich wie am Vortag. Auch meine Mitschülerin Cara Mex hatte nicht das Gefühl, dass die Schüler wegen der Corona-Krise an den Prüfungstagen unter größerem Druck standen: „Das Feeling war nicht angespannter oder besorgter. Zumindest habe ich es nicht so empfunden. Ich war nicht wirklich aufgeregt und ging ruhig an alles ran. Es fühlte sich eher nach einer „normalen“ Klausur an“. Zwar fand Cara nicht alle Klausuren gut gewählt und einfach, doch insgesamt sagt auch sie, dass im Durchschnitt alles gut zu bearbeiten war. Auch Florian empfindet die Prüfungen als fair: „Ich fand alle Prüfungen waren sehr gerecht gestellt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass man aufgrund der schwierigen Umstände benachteiligt wurde“, so Florian. Am Freitag, 22. Mai, standen die schriftlichen Matheprüfungen für Leistungs- und Grundkurse an. Vor meiner Matheklausur war ich doch schon etwas aufgeregt. Zwar war ich gut vorbereitet, doch ich war mir sehr unsicher, ob ich auch mit den diesjährigen Abituraufgaben zurecht kommen würde. Glücklich stellte ich in der Klausur fest, dass das Themengebiet Stochastik kaum abgefragt wurde.

Aufgeregt und angespannt

Als größte Herausforderung von meinen vier Abiturprüfungen sah ich jedoch die mündliche Prüfung an. Trotz guter und intensiver Vorbereitung stellte ich mir immer wieder die Fragen „Kann ich in der mündlichen Prüfung spontan genug reagieren?“ und „Was passiert, wenn mir eine Antwort nicht direkt einfällt?“. Am Tag der Prüfung war ich sehr aufgeregt und angespannt. Ich war an dem Montag als letzte Schülerin an der Reihe und musste so den gesamten Tag darauf warten, endlich die Prüfung ablegen zu können. Um 17.30 Uhr wurde ich dann mit dem ersten Aufgabenteil in die Aula begleitet, um mich dort vorzubereiten. Ich war extrem nervös. Eine halbe Stunde später begann dann die eigentliche Prüfung. Und überraschenderweise lief es viel besser als erwartet. Nachdem ich einmal angefangen hatte zu reden, verflog die Aufregung recht schnell. Nach der Prüfung war ich sehr erleichtert, alle Prüfungen nun hinter mir zu haben. Und ich bin mir sicher, dass es auch meinen Mitschülern so ging. Nun warten wir darauf, dass uns die Noten der schriftlichen Prüfungen per Mail mitgeteilt werden.

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Mit einem Abiball können wir aufgrund der derzeitigen Beschränkungen unser Abitur nicht feiern. „Klar ist es schade, dass es keinen Abiball geben kann, aber die Sicherheit und die Verminderung der Pandemie stehen im Vordergrund“, sagt Florian. Trotzdem versuchen die Schulleitung und die Lehrer uns in der derzeitigen Situation einen gebührenden Abschluss zu ermöglichen. So wird momentan ein Open-Air-Gottesdienst im Mühlenberg-Stadion geplant und unsere Abiturzeugnisse bekommen wir in kleineren Gruppen in der Schule ausgehändigt.

Seit einem Praktikum schreibt Sophia Berger regelmäßig als freie Mitarbeiterin für unsere Zeitung.