Corona-Krise betrifft auch FahrschulenDas lange Warten auf den Führerschein
Wipperfürth/Lindlar – Lange Wartezeiten, große Ungewissheit und Planungsschwierigkeiten – so sieht die Prüfungsvorbereitung vieler Fahrschüler während der Corona-Pandemie aus. Denn der Lockdown traf auch Fahrschulen und die TÜV-Prüfstellen. So waren Fahrschüler gezwungen, ihre Prüfungsvorbereitung, die sowohl Theorie- als auch Fahrstunden beinhaltet, zu unterbrechen.
Zu den vom Lockdown getroffenen Fahrschülern gehört auch Madeleine Dunker. Die 17-jährige Wipperfürtherin konnte über einen Monat keine Fahrstunden nehmen. „Meine letzte Fahrstunde war am 17. März und die Nächste aufgrund der erzwungenen Pause am 29. April“, erzählt sie. Madeleine sieht die Unterbrechung als Nachteil an: „Nachdem man gerade erst angefangen hat, ist das Gefühl für das Fahren schon zurückgegangen. Jetzt ist man beim Fahren wieder sehr angespannt und vergisst Dinge, die vorher selbstverständlich waren“.
Ausweichen auf andere Prüfstellen
Gregor Lode, der sich bei der selben Fahrschule wie Madeleine Dunker auf die Führerscheinprüfung vorbereitet, musste seinen Theorieunterricht pausieren. Jetzt, wo der 17-Jährige bereit ist seine Theorieprüfung abzulegen, ist dies jedoch nicht möglich. Die Corona-Pandemie stellt nämlich auch die TÜV- Prüfstellen vor neue Herausforderungen.
Der TÜV Rheinland muss schauen, wie und wo sich Theorieprüfungen absolvieren lassen und unter welchen Bedingungen. In Wipperfürth können momentan noch keine Theorieprüfungen abgelegt werden. So müssen Wipperfürther Fahrschüler vorerst auf andere Prüfstellen ausweichen, bei denen die Nachfrage auch sehr hoch ist.
21.000 Prüfungen müssen nachgeholt werden
„Bei uns ist jetzt auch im Rheinland eine Anmeldung für die Theorie-Prüfung erforderlich. Das ist jetzt nötig, um die Besucherströme zu lenken und immer nur so diejenigen Fahrschüler an unseren Prüfstellen vor Ort zu haben, die auch einen Platz für die Prüfung haben“, erklärt Jörg Meyer zu Altenschildesche, stellvertretender Konzernsprecher des TÜV Rheinland. Die Anmeldezahlen zu den Prüfungen sind, laut Meyer, sehr hoch. In Nordrhein-Westfalen gibt es rund 21.000 Prüfungen, die nachgeholt werden müssen. Dazu kommen noch die regulär anfallenden Prüfungen.
Momentan können sich Fahrschüler telefonisch über die Hotline des TÜV anmelden. Diese bezeichnet Gregor Lode jedoch als „völlig unzureichend“. „Anrufer kommen nur in seltenen Fällen bis zum Personal durch. Wir haben tagelang versucht, den Kundenservice zu erreichen“, so Gregor. Um diese Situation zu verbessern arbeitet der TÜV an einem Online-Tool, das die Anmeldung erleichtern soll. Das Tool soll in den kommenden Tagen online gehen.
„Die Fahrschulen funktionieren wieder – die Prüfstellen nicht“
Doch viele Fahrschüler fordern noch mehr, um die Prüfungsvorbereitungen wieder zu beschleunigen. „In ungewöhnlichen Zeiten muss man neue Lösungen finden oder improvisieren. Der TÜV sollte sich den Hygiene-Anforderungen entsprechende Räume mieten, um die versäumten Theorieprüfungen im ganzen Rheinlandgebiet zeitnah durchführen zu können. So kann weiterer Schaden an Fahrschülern und auch Fahrschulen vermieden werden. Schulen sind dafür perfekt geeignet“, sagt Gregor.
So wie Gregor Lode warten auch Madeleine Dunker und Fahrschüler Gabriel Quack auf ihre Termine zur theoretischen Prüfung. Sie fühlen sich für die Prüfung gut vorbereitet, doch müssen noch warten. Teilweise wissen sie nicht, wie lange noch. Dadurch verschieben sich auch ihre praktischen Prüfungsvorbereitungen. So wird es unmöglich, den geplanten Zeitplan einzuhalten. „Der Umgang mit der Pandemie verhindert, dass ich die praktische Prüfung wie geplant vor den Sommerferien schaffe. Die Fahrschulen funktionieren wieder – die Prüfstellen nicht“, so Lode.
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Beim TÜV ist man sich des Problems bewusst. „Wir nehmen die Kritik sehr ernst und können sie nachvollziehen. Auch für uns ist die Situation unbefriedigend. Um die Situation zu verbessern und schnelle Lösungen für alle Beteiligten zu finden sind wir im Austausch mit den Fahrlehrerverbänden“, Meyer. Prüfungskapazitäten sollen beispielsweise um 20 Prozent erhöht werden. Um dieses Ziel zu erreichen, soll auch samstags geprüft und größere Räume mit Computern ausgestattet werden.
Doch bei allen Verbesserungen und Erweiterungen steht der Infektionsschutz an oberster Stelle. Zu den Prüfungen müssen Masken mitgebracht werden und auch in den Fahrstunden gibt es besondere Regelungen: „Mein Fahrlehrer muss den Fahrsitz und alle Bedienelemente nach jeder Fahrstunde reinigen und desinfizieren. Außerdem müssen wir beide einen Mund-Nasenschutz tragen“, berichtet Gabriel Quack.