Chöre und CoronaLängst nicht alle Sänger kommen zur Probe
Wipperfürth – Gemeinsam im Chor zu singen – viele Sängerinnen und Sänger tun sich damit immer noch schwer. Während des Lockdowns war Proben gar nicht oder nur per Videokonferenz möglich. „Aber dort fehlt das Gemeinschaftsgefühl, und weil die Leute unterschiedliche Internetgeschwindigkeiten haben, ist ein Zusammensingen gar nicht möglich“, sagt Alexander Schmitter, Leiter des Kanisa-Chores.
Die Pandemie hat alle Wipperfürther Chöre kalt erwischt. Monatelang gab es gar keine Proben, dann unter strengen Auflagen. Singen war nur mit Maske erlaubt, die Sängerinnen und Sänger mussten untereinander mindestens zwei Meter Abstand halten und vier Meter zum Chorleiter. „Mit Maske singen, das mache ich nicht“ - diese Reaktion habe er oft erlebt, bericht Gerhard Klein, der die Kirchenchöre in Thier und Kreuzberg leitet. Vielen falle das Atmen mit Maske schwer, und auch die Textverständlichkeit leide.
Die Anwesenheit bei Proben liegt zwischen 40 und 80 Prozent
Mittlerweile sind Maskenzwang und Abstandsregel gefallen, für den Probenbesuch gelten stattdessen die 3G-Regeln. Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss zur Probe einen aktuellen negativen Schnelltest nachweisen, der höchstens sechs Stunden alt sein darf. Doch seit dem 11. Oktober sind solche Schnelltests für Erwachsene kostenpflichtig. „Wer zur Chorprobe kommt, der ist geimpft oder genesen“, sagt Susanne Hebbecker, die den Kirchenchor in Agathaberg leitet.
Doch auch sie hat die Erfahrung gemacht, dass die Proben derzeit nur sehr mäßig besucht werden. Die Zahlen schwanken bei allen Chören zwischen 40 und 80 Prozent. Zumindest habe es keine coronabedingten Austritte gegeben, berichten die Chorleiter übereinstimmend. Insbesondere viele ältere Sängerinnen und Sänger seien noch sehr zurückhaltend, auch weil sie mit kleineren Enkelkindern in einem Haushalt leben, für die es bislang keinen Impfstoff gibt. Hinzu kommt, dass sich seit Beginn der Pandemie das Freizeitverhalten geändert hat.
Stefan Barde leitet als Seelsorgebereichsmusiker der Kirchengemeinde St. Nikolaus gleich eine ganze Reihe von Chören. Unter anderem den Jugendchor „Kaledeidoscope“, der am Sonntag zu einer offenen Probe einlädt, und den Kinderchor „Nikolinis“. In beiden Chören seien durch das Aussetzen der Probenarbeit Lücken entstanden. „Und mit ist aufgefallen, dass viele Kinder sich verändert haben, ich erlebe sie in den Proben als in sich gekehrt und unfrei. Das hat mich sehr erschreckt“, sagt Barde.
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Noch ist unklar, wie der Probenbesuch sich nach den Herbstferien weiter entwickelt. Konkrete Konzerttermine gibt es noch nicht, die Chorleiter sind schon froh, dass die Kirchenchöre wieder während der Gottesdienste singen können. Konzerte seien aber ganz wichtig, da sind sich die Chorleiter einig, damit die Sängerinnen und Sänger ein Ziel haben, auf das sie hinarbeiten können.