Corona-Situation in SchulenGespannte Ruhe trotz vieler Fälle in Oberberg
Oberberg – „Wir können unser Glück kaum fassen“, sagt Kirsten Wallbaum-Buchholz. „Bisher ist es an der Gesamtschule Waldbröl überraschend ruhig.“ Die Schülerinnen und Schüler seien ja praktisch dauergetestet.
„Vergangene Woche hatten wir kein positives Ergebnis, am Montag hatten wir einen Fall.“ Der Schulleiterin ist die Erleichterung darüber deutlich anzumerken – aber auch die Sorge, dass sich die entspannte Situation von einem Tag zum anderen dramatisch ändern könnte.
Die verhältnismäßig hohe Zahl der Corona-Fälle in Waldbröl hat Wallbaum-Buchholzfest im Blick, auch die Entwicklung an anderen Schulen, besonders an der Grundschule Bernberg, an der am Freitag nur 24 der 217 Kinder zum Unterricht kamen (wir berichteten).
„Sie übernehmen Verantwortung“
Vorsorglich trügen an ihrer Schule rund 85 Prozent der Schülerinnen und Schüler Masken, obwohl sie dazu nicht verpflichtet seien: „Diese Empfehlung hat unsere Schülervertretung einstimmig ausgesprochen.“ In der Oberstufe seien viele bereits geimpft, in der zehnten Klasse rund 40 Prozent. Gerade habe die Schülervertretung darum gebeten, einen Arzt an die Schule einzuladen, der über das Impfen aufklärt. Der Termin für den Besuch ist geplant. „Die Kinder und Jugendlichen sehen, dass die Erwachsenen sich nicht mehr bewegen. Sie übernehmen Verantwortung, Und das, obwohl sie selbst bisher viel zu wenig wahrgenommen wurden“, sagt die Waldbröler Schulleiterin.
Dabei steigen laut Kreisverwaltung die Inzidenzwerte gerade bei Kindern und Jugendlichen besonders drastisch, am Dienstag auf 472,4. „Alles ruhig“, meldet dennoch Angela Harrock, Leiterin der Realschule Hepel in Gummersbach – fügt aber schnell ein „Toi, toi, toi“ hinzu. Einen Fall gebe es aktuell, zwei Kinder seien in Quarantäne, weil in ihrem nahen Umfeld jemand wohl erkrankt sei.
Quarantäne in Hunsheim
Inzwischen ist seit Montag eine weitere Schulklasse von Quarantänemaßnahmen per Allgemeinverfügung betroffen. Es handelt sich um eine zweite Klasse der Gemeinschaftsgrundschule Hunsheim, in der drei Fälle bekannt geworden waren. Zuvor hatte es entsprechende Verfügungen bereits für gleich fünf Klassen an der Grundschule in Bernberg und eine Klasse am Homburgischen Gymnasium in Nümbrecht gegeben. Auch für zwei Schulen in Wipperfürth gelten nach wie vor solche Verfügungen.
Aufgrund der strengeren Voraussetzungen für weitgehende Quarantänen werden aber längst nicht mehr alle Ausbrüche an Schulen so geregelt. Die Anfrage, ob und wenn ja wie viele Schüler und Schulen betroffen sind, ließ der Kreis auch gestern einmal mehr unbeantwortet. Es bleibt also nur der Hinweis vom Freitag, „mehrere Schulen“ seien betroffen. (kmm)
„Natürlich machen wir uns große Sorgen“, bekennt Frank Mistler, Leiter des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums. Auch die Stadt Wiehl verzeichnet hohe Fallzahlen, allerdings sei das Gymnasium bisher kaum betroffen, so Mistler. „Es gibt einzelne Fälle, aktuell sind fünf bis sechs von insgesamt 970 Schülern betroffen, zum Glück keine ganzen Klassen oder Kurse.“ Das sei also überschaubar: „Allerdings ist es ein Fingerzeig für das, was noch kommen kann.“
Online-Elternsprechtag
Am Wiehler Gymnasium trage die überwiegende Mehrheit ebenfalls freiwillig Maske, auch im Unterricht. Anders als andere Schulen, die noch nicht wissen, ob sie ihren Tag der offenen Tür angesichts der sich täglich verschärfenden Situation anbieten dürfen, hat das Gymnasium diesen bereits hinter sich – live und vor Ort statt digital wie im vergangenen Jahr. Der Elternsprechtag und die Schulpflegschaftsversammlung finden indes digital statt. „Wir tun alles, damit das Virus nicht in die Schule getragen wird“, so der Leiter. Seine Sorge gilt vor allem den Kindern der fünfen und sechsten Jahrgangsstufen, die noch nicht geimpft werden dürfen.
Das gilt auch für alle Grundschulkinder. „Noch haben wir Glück“, sagt Grundschulleiter Ingo Breuer und seufzt. Wie lange noch? „Rundum in Nümbrecht steppt der Bär, die Zahlen steigen sprunghaft an.“ Er kann seine Sorge nicht verhehlen. „Wir hatten bisher keinen positiven Pooltest, aber täglich fehlen zwei oder drei Kinder, weil ihre Infektion bereits zu Hause aufgefallen ist.
Das könnte Sie auch interessieren:
Oder weil ihre Eltern erkrankt und die Kinder in Quarantäne sind.“ Im Unterricht behielten einige Kinder die Masken auf und alle Lehrer. „Wir wissen ja, dass wir durch die Impfung nicht mehr so geschützt sind.“
So hofft Breuer auf das Boostern und ebenso auf das regelmäßige Lüften: „Auch wenn die Schule kalt ist und sich Erkältungen ausbreiten.“ Und auf Tests: In der Waldbröler Gesamtschule ließen sich, berichtet Leiterin Kirsten Wallbaum-Buchholz, sogar geimpfte und genesene Jugendliche freiwillig dreimal in der Woche testen. War sie anfangs skeptisch gegenüber den Tests im Unterricht, so sehe sie heute, „dass das ein sinnvoller Automatismus ist, der uns das Leben ermöglicht“. Der größte Horror sei doch, dass die Schule wieder geschlossen werde.