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Der Friedhof von WipperfürthVergessener Ort mitten in der Stadt

Lesezeit 3 Minuten

Grabmal von Dechant Dünner auf dem Friedhof.

Wipperfürth – Unten rauscht der Verkehr über die Lüdenscheider Straße, hier oben rauscht der Herbstwind in den Baumwipfeln. Nur wenige Meter und eine Zeile Häuser trennen den alten katholische Friedhof von der viel befahrenen Straße zur Leiersmühle.

Ziemlich genau zehn Jahre sind vergangen, seit der Friedhof unter Denkmalschutz gestellt worden ist. Und obwohl der Friedhof offen zugänglich ist, gibt es hier nur wenige Besucher. Es scheint, dass diese rund 13 000 Quadratmeter mitten in der Stadt einer den wenigen vergessenen Orte Wipperfürths sind.

Hier wurde 1863 der Krankenhausgründer und Dechant Johann Wilhelm Dünner beerdigt. Hier liegt der Fabrikant und Reichstagsabgeordnete Constantin Hamm. Und dennoch war der Friedhof lange nur ein Stiefkind, versteckt hinter dem Zweckbau des früheren Finanzamtes.

Freiwillige pflegen den historischen Ort

Für die Pflege setzten sich in den zehn Jahren immer wieder auch Heimat- und Geschichtsverein, aber auch Menschen ein, die kein offizielles Ehrenamt bekleiden. Menschen, die sich einfach kümmern. So wie Lothar Klett. Der 77-Jährige hat es sich selbst zur Aufgabe gemacht, den Friedhof zu erhalten.

Vor rund fünf Jahren hatte er auf dem evangelischen Friedhof an der Hindenburgstraße damit begonnen, die Kersting-Gruft zu sanieren. „Ich bin jeden Tag da entlang gegangen und konnte den Zustand nicht mit ansehen“, erinnert sich Klett.

Aus der Arbeit an der Gruft der Industriellen-Dynastie wurde die Pflege für den gesamten historischen Ort an der Hindenburgstraße. Und dann ging es für Klett an der Lüdenscheider Straße weiter.

Grablichter verschwinden

Sein Antrieb ist, diese Stücke Stadtgeschichte zu bewahren. Vielleicht spielt auch Respekt vor den Menschen eine Rolle, die an den beiden Orten begraben liegen. Jetzt, in den ersten Novemberwochen zwischen Allerheiligen und Volkstrauertag hat Klett 17 Gestecke binden lassen und an den Gräbern abgelegt. Auch für Grableuchten sorgt er: 17 LED-Kerzen, die auf den Gräbern leuchten. Ein Wermutstropfen ist, dass diese LED-Kerzen immer wieder vom Friedhof verschwinden. Fünf Grablichter waren es in den vergangenen Tagen. „Wer macht sowas?“, fragt Klett, der inzwischen auch Anzeige bei der Polizei erstattet hat.

Die Kosten für die Arbeiten an den Friedhöfen bestreitet er oft aus eigener Tasche und aus Spenden, die der Heimat- und Geschichtsverein für den Erhalt der historischen Friedhöfe sammelt. Auch auf Weihnachtsfeiern wurde in den vergangenen Jahren immer wieder für Lothar Kletts Arbeit gesammelt. „Aber dieses Jahr gibt es da vermutlich nichts, es finden ja wegen Corona keine Weihnachtsfeier statt“, fürchtet Klett.

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Auch trotz frustrierender Erlebnisse wie dem Kerzen-Diebstählen will Klett weiter arbeiten. Sein Traum ist es, dass der Friedhof an der Lüdenscheider Straße in einen richtigen Park umgewandelt wird und dass aus dem vergessenen Ort mitten in der Stadt ein Ort der Begegnung wird.