Die Lehren des GroßvatersSongwriter Tim Rinker singt deutsche Texte zur Gitarre
Gummersbach – In Tim Rinkers Playlist mit Liedern, die sein Leben begleiten, steht ein Coversong von Johnny Cash ganz oben: Hurt, ein Stück von 1994 der Nine Inch Nails, das Cash 2002 auf seine eigene Art interpretierte. Der „Man in black“ begleitet den Gummersbacher Singer/Songwriter Tim Rinker seit langem, denn er transportiert in seiner manchmal düsteren, aber nie gänzlich hoffnungslosen Musik etwas, das auch dem 32-Jährigen wichtig ist. „Ich möchte authentische Lieder schreiben. Songs, die den Zuhörern sagen, dass ich ihre Gefühle kenne und verstehe.“
Seit 2015 steht Tim Rinker solo auf der Bühne, mit schwarzer Gitarre und deutschen Texten, die auch von seiner Verletzlichkeit berichten. Eine recht einschneidende Veränderung, wie der Gummersbacher berichtet: „Ich habe als Kind angefangen, Keyboard zu spielen, war später Teil einer Band, sang auf Englisch und habe immer gerne Metal und Punk gehört.“
Metal und Punk gehören nach wie vor zum Leben des Musikers, doch in seinen eigenen Stücken geht es ruhiger zu. Seit 2006 spielt er Gitarre, beigebracht hat er es sich mit unermüdlichem Üben und Ausdauer selbst. Der Wechsel vom Keyboard zur Gitarre sei auch ein Ergebnis des Films „Walk the Line“ über das Leben von Johnny Cash, den er damals im Kino gesehen habe, erinnert sich Tim Rinker.
Gedenken an verstorbenen Großvater
Er habe im Laufe des Komponierens und Texteschreibens festgestellt, dass er das, was er sagen möchte, einfach besser auf Deutsch ausdrücken kann. „Natürlich gibt es im Deutschen nicht alle Methaphern, die das Englische kennt. Doch das zwingt mich auch, präziser über das nachzudenken, was ich sagen will.“ Lieder ohne klare Aussage seien nicht seins, Lieder, die den Zuhörern keinen Spielraum zur Interpretation lassen, auch nicht: „Diese Balance in meinen Texten zu finden, ist spannend.“
Gerade hat Tim Rinker seine EP „Licht“ veröffentlicht (zu hören im Internet bei YouTube, Soundcloud und Bandcamp). In den Liedern setzt er sich mit dem Tod seines Großvaters Otto Schumacher auseinander. „Er hat mir viel bedeutet. Er war sehr musikalisch, hat mir zudem vermittelt, dass ich Mensch und Tier mit Respekt behandeln soll.“ Kernthemen seines Lebens seien das geworden, sagt der Gummersbacher und fügt hinzu, dass der Tod dieses wichtigen Menschen im vorigen September ihm noch einmal einen kreativen Schub gegeben hat. „Ich hatte vorher eine Weile nichts in Richtung Musik gemacht.“
Erstes Album in arbeit
Der Großvater war es auch, der die Marienheider Sattlerei Otto Schumacher gründete, in der sein Enkel als Reitsportsattler seinen Lebensunterhalt verdient. Ob er irgendwann hauptberuflich als Musiker unterwegs sein wird, weiß er noch nicht, aber schauen, wie weit er aus eigener Kraft als Solokünstler kommt, will er in jedem Fall.
Playlist
Lieder, die dem Singer/Songwriter Tim Rinker richtig viel bedeuten:
Johnny Cash - Hurt
City And Colour - The Girl
Defeater - Mother's Sons
Defeater - I Don't Mind
Defeater - Brothers
Jesse Barnett/ Wish You Were Here - Hell Inside My Head
Mastodon - Blood And Thunder
Avenged Sevenfold - Save Me
Avenged Sevenfold - Chapter Four
Avenged Sevenfold - A Little Piece Of Heaven
Alexisonfire - 44 Caliber Love Letter
Feine Sahne Fischfilet - Zuhause
My Chemical Romance - I'm Not Okay
Rise Against - Savior
Tony Sly - Dark Corner
Aktuell sitzt er an einem ersten Album, das allmählich Gestalt annimmt. Es soll eine durchgehende Geschichte erzählen und im kommenden Jahr erscheinen. Dann, so hofft der 32-Jährige, wird er auch endlich wieder bei Konzerten auf der Bühnen stehen können.