Die Wut in Kunst verwandeltDieringhauserin führt Corona-Tagebuch

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Gegen den unsichtbaren Feind: Angela Lohre mit ihrem Corona-Tagebuch vor ihren Bildern.

Gegen den unsichtbaren Feind: Angela Lohre mit ihrem Corona-Tagebuch vor ihren Bildern.

  • Angela Lohre aus Dieringhausen notiert seit März ihre Gefühle während der Corona-Krise. Viel Wut und Unverständnis ist dabei.
  • Zudem hat sie jede Woche ein Aquarell gemalt, das den Weg der Menschheit dokumentiert.
  • Die Kunst soll helfen, während der schweren Zeit ihre Gedanken zu ordnen, aber auch als Erinnerung für ihren Enkel dienen.

Dieringhausen – Unbegreifbar, ein unsichtbarer Feind, etwas, das wütend macht. Zu Beginn der Corona-Krise, Mitte März, beginnt Angela Lohre ein Corona-Tagebuch, in dem sie schildert, wie es ihr in dieser Zeit geht. Es sind Aufzeichnungen, die einerseits die Enkel der 75-Jährigen an diese sehr ungewöhnliche Zeit erinnern sollen, andererseits der Dieringhauserin auch helfen, ihre Gedanken zu ordnen, ihre Emotionen zu verstehen und das Gefühl der Unsicherheit nicht überhandnehmen zu lassen. „Ein ähnliches Ereignis, eine solche Zeit hatten wir noch nie. Das möchte ich für meine Familie festhalten“, sagt Angela Lohre.

Aufgezeichnet hat die ehemalige Schulleiterin der Gemeinschaftsgrundschule Marienhagen ihre Gedanken und Erlebnisse schon seit Jahren. Doch die Corona-Zeit ist auch für sie außergewöhnlich. Ihre Stimmung wechselte von Ungläubigkeit und Vorsicht am Beginn der Krise hin zu Angst und Wut.

Unzählige Masken genäht

Aktionismus trieb sie, als sie damit begann, unzählige Masken zu nähen. „Ich dachte, die Masken werden wir sicherlich noch brauchen. Und so war es dann ja auch.“ Und schließlich richtete sie ihren Blick immer wieder auch ganz bewusst auf die Schönheiten der Natur. „Wir können uns glücklich schätzen, dass die Krise mit so einem schönen Frühling einherging. Sonst hätten wir alle noch mehr gelitten.“

Diese unterschiedlichen Gedanken und Gefühle hat Angela Lohre nicht nur in ihrem Corona-Tagebuch, sondern auch in Bildern ausgedrückt. Das Malen begleitet sie seit vielen Jahren. Früher hat die leidenschaftliche Höhlenforscherin ihre Eindrücke von ihren Ausflügen unter die Oberfläche der Welt in Bildern festgehalten: „Ich konnte nie so richtig gut fotografieren. Daher habe ich immer Skizzen angefertigt.“ Nun hat sie sich ihre Wut auf das Virus durch schöpferische Stunden mit Pinsel und Farbe in abstrakten Bildern von der Seele gemalt und dieses negative Gefühl damit verarbeitet.

Aquarelle dokumentieren Weg der Menschen durch die Krise

Jede Woche ist auf diese Weise ein Bild in Aquarelltechnik entstanden, das den Weg der Menschen weltweit durch die Krise dokumentiert, aber auch den Weg, den Angela Lohre ganz persönlich in ihrer ungewollten Isolation gegangen ist. Ihr Blick auf die aktuelle Situation ist zwiespältig. „Natürlich sind viele Maßnahmen sinnvoll, und auch ich habe Sorge, dass eine zweite Krankheitswelle kommen könnte. Aber ich finde es bedrückend, dass die Kinder so lange eingesperrt waren. Kinder müssen toben. Sie brauchen Auslauf“, ist die Pädagogin überzeugt.

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Auch die Menschen in den Seniorenheimen haben ihr Mitgefühl. „Da ich mit Medien umgehen kann, habe ich mich auf Whatsapp, Telefon und E-Mails gestürzt“, berichtet sie in ihrem Tagebuch. Viele Gespräche mit Freundinnen und der Familie helfen über die Zeit ohne den direkten menschlichen Kontakt. Spaziergänge auf Abstand waren mittlerweile wieder möglich. Doch ihr größter Wunsch ist noch nicht in Erfüllung gegangen: „Ich möchte meine Urenkelin Mia endlich mal wieder im Arm halten.“

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