Digitalisierung in NümbrechtDas Homburgische Gymnasium ist ein echtes Vorbild
Nümbrecht – Als die Nümbrechter Politik 2018 begann, an einem Medienentwicklungsplan für die weiterführenden Schulen zu arbeiten, hatte noch niemand vom Coronavirus gehört. Jetzt zahlt sich die zeitige Hinwendung zur Digitalisierung, die in der Schlossgemeinde schon 2012 ihre Anfänge genommen hat, aus.
„Die digitale Ausstattung ist gerade jetzt ein sehr wichtiger Aspekt hinsichtlich von Erfolg und Misserfolg von Unterricht und Schule“, sagt Thorgai Wilmsmann, Leiter des Homburgischen Gymnasiums Nümbrecht (HGN). „Wir haben glücklicherweise seit vielen Jahren konsequent die Philosophie verfolgt, digitale Geräte als Arbeitswerkzeug zu nutzen – und dieses Werkzeug brauchen wir jetzt ganz dringend.“
Jetzt, im Distanzlernen, könne das HGN allen Schülerinnen und Schülern, die keine eigenen Geräte haben, welche zur Verfügung stellen. Und auch das Kollegium, so Wilmsmann, sei seit einigen Monaten ausgestattet.
Ein Leihgerät für jeden Fünfklässler
Die Digitalisierung der Schulen begann in Nümbrecht früh: „Beginnend im Jahr 2012 mit dem Aufbau eines flächendeckenden Wlan-Netzwerks im gesamten Schulgebäude wurde die Voraussetzung für die Nutzung von iPads in den Klassenräumen geschaffen“, beschreiben Angela Geldmacher und Hartmut Haas von der Schulpflegschaft des HGN die Anfänge.
„Die Anschaffung von 100 iPads erfolgte im Jahr 2013 in Ergänzung zu den stationären Computerräumen.“ Seither wächst die Zahl der zur Verfügung stehenden Geräte kontinuierlich.
Auch der Bürgermeister ist mit der Entwicklung hochzufrieden: „Wir haben alle Schulen top ausgestattet“, sagt Hilko Redenius. Das fange bei den Grundschulen an, die so ausgestattet seien, dass vom ersten bis vierten Schuljahr Unterricht mit Laptops oder Convertibles stattfinden kann. Pro Klasse gebe einen halben Satz.
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Die Geräte wandern nach Bedarf zwischen den Klassen hin und her. „Dazu haben wir schon im Herbst die Lehrer an den Grundschulen komplett ausgestattet.“Der Umgang mit digitalen Endgeräten soll auch für alle Schüler der Primarstufe an HGN und Sekundarschule obligatorisch sein.
Für jeden jetzigen Fünftklässler am HGN ist ein iPad bestellt, so Redenius. Ab nächstem Schuljahr bekomme jeder Fünftklässler an Nümbrechts weiterführenden Schulen ein eigenes Leihgerät.
Als durch die Pandemie das Leben an den Schulen kräftig durcheinandergeschüttelt wurde, fing man am HGN nicht bei Null an: „Wir haben tatsächlich seit 2012 eine Philosophie verfolgt“, sagt Wilmsmann , „wir haben gesagt: Wir alle nutzen digitale Geräte im Alltag, und wir müssen und wollen sie als Werkzeug auch in den Unterricht einbringen.“ Durch Corona habe dieser Ansatz aber nochmals einen immensen Schub erfahren. „Die Nutzung von digitalen Lernplattformen und Videokonferenzen war vorher natürlich bei uns kein Standard.“
Alle Schüler und Lehrer haben einen personalisierten Zugang zu MS Teams
Schon Mitte März 2020, als der Begriff „Distanzlernen“ noch kaum verbreitet war, habe man am HGN schon schulintern und in enger Zusammenarbeit mit dem Förderverein nach umsetzbaren Lösungen gesucht, sagen Geldmacher und Haas. „Durch die finanziellen Mittel und den persönlichen Einsatz des Fördervereins war es möglich, allen Lehrkräften und allen Schülerinnen und Schülern bereits in den Osterferien einen personalisierten Zugang zu der Kommunikationsplattform Microsoft Teams zur Verfügung zu stellen.“
Die Schulpflegschaftsvorsitzenden sagen, dass digitaler Unterricht schon in der ersten Woche nach den Osterferien möglich war – und betonen dabei neben dem Einsatz der Lehrkräften und der Hilfe der Eltern zu Hause auch das Engagement der Schülerinnen und Schüler.
Die Dinge entwickeln sich weiter. Kürzlich, so Schulleiter Wilmsmann, sei am HGN eine Art digitaler Stundenplan für alle Klassen aufgestellt worden, in den die bisherigen Erfahrungen mit Homeschooling eingeflossen seien – samt Festlegung eines Rhythmus’ zwischen Videokonferenz, Aufgaben und Aufgabenbesprechung. „Die Kollegen machen das wirklich gut“, lobt der Chef, der weiß, dass die neue ständige digitale Erreichbarkeit der Lehrerinnen und Lehrer die Trennung von Arbeitszeit und privaten Zeiten verschwimmen lässt. „Dann macht man eben auch abends und am Wochenende weiter. Das führt schon zu einer immensen Belastung.“
Leider gebe es in der Öffentlichkeit vielfach das exakt gegenteilige Bild – das von Lehrerinnen und Lehrern, die jetzt bequem zu Hause sitzen „und mal ein bisschen Unterricht vor dem Computer machen – aber das ist im Moment wahrlich nicht so“, weiß der Schulleiter.