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Diskussion über Gummersbacher Schulen„Damit beschädigen wir unseren Schulstandort“

Lesezeit 3 Minuten

Seit dem Jahr 2016 wird das Gebäude der ehemaligen Hauptschule in Strombach nicht mehr genutzt. Jetzt möchte die Bekenntnisschule mit ihrer Grundschule dort einziehen.

Gummersbach – Wenn am Donnerstag kommender Woche der Rat der Stadt Gummersbach über den Etat für das Jahr 2021 entscheiden soll, könnten SPD, Grüne und Linke dagegen stimmen. Das haben am Freitag deren Fraktionssprecher Thorsten Konzelmann, Sabine Grützmache und Diyar Agu gegenüber dieser Zeitung erklärt. Die letzten Beratungen stünden allerdings noch aus.

Opposition lehnt Verkauf an die Bekenntnisschule ab

Der Opposition im Gummersbacher Stadtrat geht es dabei nicht um den Haushalt in Gänze, sondern um den geplanten Verkauf des ehemaligen Hauptschulgebäudes in Strombach und hier in erster Linie um den Käufer. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, die Immobilie zu veräußern, soll nun, wie bereits im November 2020 berichtet, die Freie Christliche Bekenntnisschule (FCBG) das Gebäude kaufen können. Die FCBG würde im Falle eines Kaufs mit ihrer dreizügigen Grundschule von Peisel nach Strombach umziehen und dann deutlich näher am Hauptsitz der Schule sein.

Entscheidung in nichtöffentlicher Sitzung

Am kommenden Dienstag wird das Grundstücksgeschäft in nichtöffentlicher Sitzung der Finanzausschusses über die Bühne gehen. Das sei auch in dieser Form absolut korrekt, betonen die drei Kommunalpolitiker. Dass Grundstücksgeschäfte in nichtöffentlicher Sitzung behandelt würden, regelten Gemeinde - und Geschäftsordnung.

Mit Hinblick auf die Anmeldezahlen an den städtischen Schulen und den Boom der FCBG hätten Konzelmann, Grützmacher und Agu dieses Schulthema, ohne auf Vertragsmodalitäten einzugehen, gerne öffentlich besprochen. „Und nicht erst nach Monaten, in denen die Verwaltung bereits mit der FCBG verhandelt hat“, wie der SPD-Sprecher betont. Er rechnet durch den Verkauf mit „weitreichenden schulpolitischen Konsequenzen“.

Verkaufspreis von nachrangiger Bedeutung

Mit ihren sieben Zügen im Bereich der weiterführenden Schule gehe die FCBG schon jetzt deutlich über den Status quo einer Ersatzschule in Gummersbach hinaus, sagte der SPD-Fraktionschef. „Wenn jetzt die Stadt als Schulträger dieses Filetstück in Strombach an die FCBG verkauft, beschädigen wir unseren Schulstandort Gummersbach damit selbst.“

Verkauf für knapp unter zwei Millionen Euro

Darüber könne auch die Absprache nicht hinwegtäuschen, nach der die FCBG ihre Zahl der Züge für fünf Jahre einfrieren will. „Fünf Jahre sind in der Schulentwicklung eine kurze Zeitspanne“, sagt Konzelmann. Da sei der Verkaufspreis von nachrangiger Bedeutung. Nach Informationen dieser Zeitung soll die Immobilie für knapp unter zwei Millionen Euro verkauft werden.

Auch Sabine Grützmacher findet das geplante Grundstücksgeschäft „bedenklich“ mit Blick auf die Gummersbacher Schullandschaft. Die Argumente der SPD ergänzt die Grüne-Sprecherin noch um den Aspekt des sozialen Wohnungsbaus, den sie sich an dieser Stelle sehr gut vorstellen kann. Es habe bereits Gespräche über ein kombiniertes Projekt von Tagespflege, Co-Working-Space und sozialen Wohnraum gegeben. Das Interesse daran sei bereits recht gut gewesen, wie sie betont. Doch dann seien Corona und der Lockdown gekommen.“ Mit etwas mehr Zeit hätte man vielleicht eine Lösung hinbekommen, die bei uns nicht derartige schulpolitische Bauchschmerzen verursacht“, sagt Grützmacher.

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Diyar Agu sagte für die Linken, dass nach ihrem Dafürhalten Bildung kostenlos und frei von Religion sein müsse. Bezahlte Schulen sorgten für eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ und führten zu „sozialer Spaltung“. Das Abkommen der Stadt mit der FCBG, deren Zügigkeit fünf Jahre einzufrieren, ist für alle drei Fraktionssprecher „nicht belastbar“.