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Doku-Drama über NS-ProzesseLindlarer Freilichtmuseum dient als Filmkulisse

Lesezeit 3 Minuten

Der Schauspieler Ben Janssen spielt einen Journalisten.

  1. Das Freilichtmuseum in Lindlar war Kulisse für ein Doku-Drama über die Raststatter-Prozesse, bei denen sich rund 2000 Angeklagte wegen ihrer Verbrechen während der NS-Zeit verantworten mussten.
  2. Gedreht wird das 90-minütige Doku-Drama von der moving story GmbH im Auftrag der TV-Sender SWR, dem Saarländischen Rundfunk und Arte.
  3. Eine eigens wegen der Corona-Pandemie eingestellte Hygienebeauftragte war während der gesamten Dreharbeiten anwesend, um dafür zu sorgen, dass Maskenpflicht und Mindestabstand eingehalten werden.

Lindlar – „Achtung, wir drehen“, schallt es über das Museumsgelände. Danach herrscht Stille. Ein Motorradfahrer nähert sich der Kamera und spricht mit zwei Damen, die den Weg kreuzen und einen mit Salat beladenen Karren hinter sich herziehen.

Das Museum stellt die Kulisse für ein Doku-Drama über die Rastatter Prozesse, eine Reihe von Strafverfahren, die zwischen 1946 und 1954 in der französischen Besatzungszone stattfanden. Rund 2000 Angeklagte mussten sich wegen Verbrechen der NS-Zeit verantworten.

Die Rastatter Prozesse

Vor 74 Jahren begannt in Rastatt (Baden-Württemberg) einer der größten Kriegsverbrecherprozesse der Nachkriegszeit. Der von der französischen Militärverwaltung initiierte Prozess war das erste von etwa 20 Verfahren gegen mutmaßliche NS-Verbrecher, darunter mehrere Kommandanten von Konzentrationslagern. Insgesamt mussten sich in Rastatt von 1946 bis 1954 über 2000 Angeklagte verantworten. Ihnen wurden Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verbrechen gegen den Frieden vorgeworfen. 62 Angeklagte wurden zum Tod verurteilt und hingerichtet.

Kaum aufgearbeitet sind die Rastatter Prozesse bis heute . Für den Großteil der französischen Militärprozessakten gilt eine 100-jährige Sperrfrist. (r)

Doku für SWR und Arte

Der Motorradfahrer, einer der Protagonisten, ist Theo Kemper, er wird von Ben Janssen gespielt. Der Journalist und Prozessbeobachter soll Meinungen aus der Bevölkerung zu den Prozessen einholen. Neben ihm gibt es noch zwei weitere Protagonisten, die die Geschichte der Rastatter Prozesse erzählen. Gedreht wird das 90-minütige Doku-Drama von der moving story GmbH im Auftrag der TV-Sender SWR, dem Saarländischen Rundfunk und Arte. Auch die Filmförderung Baden-Württemberg ist an der Produktion beteiligt.

Als besondere Kulisse im Freilichtmuseum dienst der Hof Peters, der mit seiner historischen Einrichtung einen authentischen Drehort bietet. Das Filmteam sei durch Kölner Kollegen auf den Standort aufmerksam geworden, erzählt Filmproduzent Jörg Kunkel. Ein Großteil der Szenen wurde am Originalschauplatz im baden-württembergischen Rastatt gedreht.

Hygienebeauftrage am Set

Durch die Corona Krise ist der gesamte Drehplan in Zeitverzug geraten. Eigentlich sollten Dreharbeiten und Schnitt Ende August schon abgeschlossen sein. Er sei um so glücklicher, dass der Drehtag im Museum der letzte sei und danach nur noch Interviews mit Historikern zu drehen sind, erzählt Kunkel.

Eine eigens wegen der Corona-Pandemie eingestellte Hygienebeauftragte war während der gesamten Dreharbeiten anwesend, um dafür zu sorgen, dass Maskenpflicht und Mindestabstand eingehalten werden. Vor allem die Szenen, die im Gerichtssaal spielen stellten eine besondere Herausforderung dar. Hier konnte der Mindestabstand nur bedingt eingehalten werden, Aufnahmen von Angesicht zu Angesicht waren tabu.

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Die Idee, eine Dokumentation über die Rastatter Prozesse zu drehen, stammt aus dem Jahr 2018. Im Vergleich zu den weltbekannten Nürnberger Prozessen, die etwa zum selben Zeitpunkt stattfanden, seien die Prozesse in Rastatt eher unbekannt, erklärt Kunkel. Das wolle man mit der Dokumentation ändern, da es sich um ein sehr wichtiges Thema handele. Die Recherchearbeiten fanden in Paris statt, wo die Akten lagern, die die Grundlage für das Drehbuch lieferten.

Auch das Team des Lindlarer Freilichtmuseums freut sich über die Dreharbeiten. Vor allem in Zeiten von Corona sei man froh, dass wieder ein bisschen Normalität einkehrt. Abgabe des fertigen Films ist Ende Februar, einen genauen Termin für die Ausstrahlung gibt es noch nicht.